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Samtgemeinderat Tarmstedt Rat beschließt Solarstrom-Offensive

Die drei Freibäder der Samtgemeinde Tarmstedt und die Schulen in Tarmstedt sollen mit Fotovoltaik-Modulen bestückt werden. So will es der Samtgemeinderat.
18.05.2022, 19:00 Uhr
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Von Johannes Heeg

Tarmstedt. Aus den Plänen der Samtgemeinde Tarmstedt, ihre drei Freibäder mit Fotovoltaikanlagen zu bestücken, um damit umweltfreundlich Strom zu erzeugen, könnte ein Vorzeigeprojekt mit Vorbildcharakter werden – mit der Folge, dass der größte Teil der 160.000-Euro-Investition aus den Töpfen des EU-Förderprogramms namens "Leader" finanziert wird. "Bis zu 65 Prozent" könne die Förderung betragen, so Verwaltungschef Oliver Moje in der jüngsten Sitzung des Samtgemeinderats, der das Vorhaben einstimmig auf den Weg brachte.

Die drei Sonnenkraftwerke gehören zu den beiden "Startprojekten" für die neue fünfjährige EU-Förderperiode, die am 1. Januar 2023 beginnt. Die Förderregion Börde Oste-Wörpe, zu der die Samtgemeinde Tarmstedt gehört, werde die PV-Anlagen umgehend nach Beginn der Förderperiode beantragen, so Samtgemeindebürgermeister Moje. Das Vorhaben könne "beispielhaft zur Bewältigung bestehender Herausforderungen beitragen", heißt es im Regionalen Entwicklungskonzept (REK), das jetzt beim Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg eingereicht wurde. Die Bäder verbrauchten an den heißesten Sonnentagen die meiste Energie, sodass die geplanten Fotovoltaikanlagen vorbildlich Möglichkeiten der nachhaltigen Energieversorgung aufzeigen könnten, heißt es in dem Konzept weiter. Das zweite Startprojekt spielt in der Gemeinde Selsingen, wo eine innerörtliche Fuß- und Radwegverbindung zur Stärkung nachhaltiger Mobilität und innerörtlicher Aufenthaltsqualität beitragen soll.

Anstoß aus Kirchtimke

Der Plan, die drei Freibäder energetisch nachhaltiger aufzustellen und gleichzeitig beim Stromverbrauch Geld zu sparen, geht auf eine Initiative des Timkebad-Fördervereins zurück. Die Kirchtimker hatten im vorigen Jahr angeregt, ihr Freibad mit Solarmodulen auszurüsten. Daraus entstand dann in der politischen Diskussion die Idee, das Projekt auf alle drei Freibäder auszudehnen. Die Samtgemeinde Tarmstedt hat die Sache daraufhin von einem Sottrumer Fachbüro berechnen lassen, mit folgendem Ergebnis: Im Heidebad Wilstedt würde sich die Investition von 93.360 Euro in eine 77,8 Kilowatt starke PV-Anlage in 8,7 Jahren amortisieren, haben die Ingenieure ausgerechnet. Fürs Timkebad empfehlen sie eine 12,2-Kilowatt-Anlage, die ihre Kosten von 15.795 Euro in acht Jahren erwirtschaftet hätte. Und beim Ummelbad in Hepstedt wären die 43.800 Euro fürs empfohlene 36,5-Kilowatt-Sonnenkraftwerk bereits nach sieben Jahren wieder drin. Dazu Rathauschef Moje: "Ich denke, wir sollten das machen, weil die Anlagen einen großen Teil des Eigenverbrauchs abdecken."

Noch Klärungsbedarf

Noch mehr Module sollen nach dem Willen des Samtgemeinderats in Tarmstedt installiert werden – auf den Dächern der Grundschule samt geplantem Anbau, auf der KGS und auf dem Oberstufengebäude. Auch hierfür hat das Sottrumer Fachbüro die Vorarbeit geleistet und errechnet, dass sich auf diesen Flächen Solarmodule für von rund 1,4 Millionen Euro unterbringen ließen. Die Kosten würden sich in zehn bis zwölf Jahren amortisieren, so die Fachleute, die eine Strom-Eigenversorgung von rund 50 Prozent prognostizieren.

Ob sich das alles so realisieren lässt wie im Computer errechnet, ist allerdings noch nicht ganz klar. "Die statische Prüfung des Dachs der KGS-Sporthalle steht noch aus", so Rathauschef Moje. Außerdem gab er zu bedenken, dass die Preise für PV-Module in den letzten Wochen um 25 Prozent gestiegen seien. Gleichwohl soll die Verwaltung die Errichtung der Fotovoltaikanlagen vorbereiten, indem sie die Planung vorantreibt, hat der Rat einstimmig beschlossen. Die Investitionskosten sollen im Haushalt 2023 bereitgestellt werden.

"Das amortisiert sich schnell", sagte dazu CDU-Fraktionschef Heiko Gerken. Das sah SPD-Fraktionschef Bernd Sievert ebenso. Er ermunterte zudem private Hausbesitzer, in Sachen Energiewende aktiv zu werden, und verwies auf das PV-Dachflächenkataster, das der Landkreis Rotenburg auf seiner Homepage bereitstelle. Damit könne sich jeder schnell einen Überblick über die eigenen Potenziale verschaffen.

Zur Sache

EU-Gelder für die Region

Die Börde Oste-Wörpe, zu der die Samtgemeinden Tarmstedt, Zeven, Sittensen und Selsingen gehören, hat sich jetzt um die Aufnahme in das Leader-Programm beworben - ein auf fünf Jahre angelegtes EU-Förderprogramm für die Entwicklung des ländlichen Raums, das am 1. Januar 2023 beginnt. Grundlage ist ein zuvor unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in einer  Lokalen Aktionsgruppe (LAG) erarbeitetes Regionales Entwicklungskonzept (REK). 

Im REK werden Handlungsfelder für die Sicherung der Lebens-, Arbeits- und Wohnsituation in der Region benannt. Hierzu zählen Mobilität, Daseinsvorsorge, Infrastruktur, die Erhaltung lebendiger Ortskerne, Natur-, Klima- und Umweltschutz, die regionale Wirtschaftsstruktur, die Landwirtschaft, der Tourismus und die Naherholung, die Grundversorgung, der große Bereich der Bildung und die Kultur. Berücksichtigt wird ebenso die Behebung von Gebäudeleerständen. Themen sind auch Integration und Inklusion, Digitalisierung und demografischer Wandel.

Alle Interessierten sind zur weiteren Beteiligung an der Zukunftsgestaltung der Börde Oste-Wörpe eingeladen. Aktuelle Termine und Informationen finden sich auf der Homepage unter https://www.boerdeoste-woerpe.de.

Info

Wie viele Fotovoltaikmodule kann ich auf meinem Dach installieren? Wie teuer ist die Anlage voraussichtlich und in wie viel Jahren hat sie sich amortisiert? Eine erste Orientierung bietet das kreisweite Solardachkataster, das unter https://solarkataster.lk-row.de abrufbar ist. Wer es dann konkret wissen will: Zu den Fachbetrieben gelangt man per Klick auf die integrierte Google-Suche.

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