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Graffiti-Projekt Schlümpfe aus der Spraydose

Es begann mit einem Projekt der Kunstschule Stuhr. Heute verschönern Jugendliche in Eigenregie den Schuppen auf dem ehemaligen Klosterhof.
28.03.2017, 15:38 Uhr
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Von Ina Friebel

Stuhr-Heiligenrode. Viel mehr als nur ein Schuppen ist das kleine Gebäude auf dem ehemaligen Klosterhof in Heiligenrode. Denn hier passiert Kunst. Und das, mit Unterbrechungen, bereits seit drei Jahren. Die Wände des Schuppens unterliegen dabei einer stetigen Veränderung. Erst am vergangenen Wochenende haben einige Jugendliche einen Großteil der bunten Kunstwerke weiß übergestrichen. Jetzt geht es von vorne los: Bewaffnet mit Spraydosen verzieren die Jugendlichen die weißen Wände mit Graffitis.

„Die weiße Farbe war noch nicht einmal trocken, da wurde schon wieder gesprayt“, erzählt der Stuhrer Streetworker Eric Guinebert, der das Projekt vor drei Jahren initiiert hat. Damals hat er noch für die Stuhrer Kunstschule gearbeitet. „Mein Ziel war es aber, dass die Jugendlichen es alleine machen“, betont er und ergänzt: „Ich komme nur zwischendurch mal vorbei, um zu schauen, wie es läuft.“

Damit die Jugendlichen wieder kreativ werden können, hat der Heiligenroder Heimatverein ihnen 200 Euro gespendet. „Ich finde es unterstützenswert“, sagt Ulrich Brauer vom Heimatverein. „Die Jugend macht etwas Kreatives für das Dorf, und sie können sich austoben“, schwärmt er.

Angefangen hat alles vor drei Jahren. Damals sei Andrea Kelp vom Stadtmarketing der Gemeinde mit der Idee zu ihm gekommen, erzählt Eric Guinebert. „Die Gemeinde wollte etwas mit den Wänden machen“, erinnert er sich. Die seien zwar schon besprüht gewesen, „aber das sah nicht gut aus“. Das Geld für die Spraydosen hat ihm anfangs die Kunstschule zur Verfügung gestellt. „Es fehlten nur noch die Jugendlichen“, so der Streetworker. Also habe er seine Tochter geschnappt und sich mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht, um junge Leute für das Projekt zu gewinnen. Die waren schnell gefunden. „Wir haben über die Idee gesprochen und eine Woche später ging es los“, erzählt Guinebert. „Die erste Hall of Fame von Stuhr“, ergänzt er mit einem Lachen.

Mit anfangs vier Jugendlichen arbeitete er etwa ein Jahr lang an den Wänden. „Irgendwann war aber das Geld alle“, so der Streetworker. Mit den 200 Euro vom Heimatverein, das Ulrich Brauer direkt an die Jugendlichen weitergegeben hat, kann es jetzt weitergehen. Und die freuen sich: „Es macht halt Spaß“, sagt der 19-jährige Dustin, der von Anfang an dabei ist. Er findet es gut, dass die Gemeinde einen Platz geschaffen hat, an dem er und seine Freunde legal sprayen können. „Hier hat man seine Ruhe und ist ungestört“, meint er. Die Idee, mit den Graffitis weiterzumachen, sei von ihm und seinen Freunden gekommen, berichtet der 19-Jährige.

Jetzt sei das Wetter perfekt. „Manchmal kommen wir auch zum Grillen her“, erzählt der ebenfalls 19-jährige Julian, der auch schon seit drei Jahren dabei ist. Die Tische und Stühle dafür seien auch vom Heimatverein gekommen, ergänzt Guinebert.

Einen genauen Plan für ihr Projekt haben die Jugendlichen nicht. „Wir legen einfach drauf los“, sagt Dustin. Einmal sei ein Spaziergänger vorbeigekommen und habe im Scherz gesagt, sie könnten die Wand doch mit einem Schlumpf verzieren. „Das haben wir dann auch gemacht“, sagt der 18-jährige Bastian. „Die Ideen kommen spontan“, ergänzt Dustin. Zwar spreche man sich vorher kurz ab, aber jeder habe seinen eigenen Freiraum. „Wir können uns ja gut verteilen“, so der 19-Jährige weiter. Und: „Wenn alles voll ist, streichen wir es wieder weiß.“ Das sei zwar schade um die gelungenen Graffitis, ergänzt Bastian. Aber: „Die schönsten Motive bleiben länger.“ Allein am vergangenen Wochenende haben sie 15 bis 20 Spraydosen durchgebracht, resümieren die Jugendlichen. Da kommt das Geld für neues Material gerade recht.

„Die erste Hall of Fame von Stuhr.“ Eric Guinebert
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