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Ursula Körtges Odyssee - für ein Telefonbuch Telefonbuch verzweifelt gesucht

Ursula Körtges war auf einer Odyssee - um ein Telefonbuch zu bekommen. Sie beklagt die schlechten Informationen zu Ausgabestellen und weite Wege für ältere Menschen.
13.11.2015, 00:00 Uhr
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Von Edyta Brümmer

Eine Postkarte mit der Information darüber, wo sie das Telefonbuch und die Gelben Seiten für Oldenburg, Delmenhorst und Cloppenburg erhalten würde, findet Ursula Körtge am 28. Oktober in ihrem Briefkasten. Daraufhin macht sich die in Varrel beheimatete Rentnerin, die wie zahlreiche Bürger des Stuhrer Ortsteils eine Delmenhorster Vorwahl hat, auf den Weg, um sich die genannten Bücher abzuholen. Zu dem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, auf welche Odyssee sie sich da begibt.

„,Abholtermin: vom 19.10. bis 14.11.2015’ steht oben und darunter steht geschrieben ,Gratis erhältlich bei 215 teilnehmenden Ausgabestellen’“, sagt Ursula Körtge und zeigt auf die Postkarte. Abgedruckt sind weiter unten auf der Wurfsendung zudem diverse Firmenschriftzüge von Ausgabestellen, in denen die Bücher erhältlich sein sollen. Die in der Wilhelm-Hauff-Straße wohnhafte Rentnerin macht sich mit ihrem Mann auf den Weg nach Groß Mackenstedt. In einem dortigen Supermarkt betritt sie die Postagentur. Die Antwort, die sie dort erhalten haben soll, lautet: „Wir haben diese Telefonbücher nicht. Da müssen Sie nach Oldenburg fahren.“

Das sieht die gelernte Technische Zeichnerin, die nach eigenen Angaben einige Jahre selbst bei der Post tätig war, nicht ein. „Ich fahre doch nicht nach Oldenburg, um mir ein Telefonbuch zu holen“, sagt sie. Und so gehen sie und ihr Mann zu einem Geschäft einige Meter weiter. „Doch dort sagte uns eine Mitarbeiterin, dass diese Filiale das Oldenburger Telefonbuch gar nicht bekommen würde“, so Ursula Körtge. Sie hätte daraufhin versucht, mit dem Geschäftsführer zu sprechen, um in Erfahrung zu bringen, aus welchem Grund dann das Logo des Fachmarktes auf der Benachrichtigungskarte abgedruckt sei, wenn dort gar keine Telefonbücher mit der Nummer 12 zu erhalten seien. Doch dieser sei nicht da gewesen.

„Man bekommt doch das Gefühl, dass die Firmen ihre Namen nur zu Werbezwecken dort abbilden“, meint Körtge. Und weiter: „Sonst würde man doch die genaue Örtlichkeit der Ausgabestellen nennen und nicht nur den Firmennamen.“ Bei einem Schriftzug sei sie zudem stutzig geworden, weil ihr das fragliche Geschäft mit diesem Namen gar nicht bekannt ist. „Ich habe dann mal recherchiert und herausgefunden, dass die nächstgelegene Filiale dieser Ladenkette in Gröpelingen zu finden ist. Es fährt doch kein Mensch von Varrel nach Gröpelingen, um sich sein Telefonbuch zu holen“, so die 71-Jährige.

Viele weitere Leute fragen danach

Einen weiteren Versuch, endlich an ihr Telefonbuch und die Gelben Seiten zu kommen, startete Ursula Körtge bei der Poststelle am Alten Postweg in Varrel. „Dort hat mir eine nette Mitarbeiterin erzählt, dass schon sehr viele Leute da gewesen sind, um sich die Zwölfer-Bücher abzuholen. Aber sie haben keine, und auch 2014 haben sie keine gehabt“, erzählt Ursula Körtge. So wie sie seien viele enttäuscht von dannen gezogen.

Schlussendlich sei sie aber doch noch fündig geworden. Doch da war ihr Ehrgeiz, den „Missstand“ zu klären, schon geweckt.

Sie wolle niemanden verärgern, Unruhe stiften oder jemanden womöglich in Schwierigkeiten bringen. Sie denke aber vor allem an ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. „Die meisten jungen Leute nutzen das Telefonbuch nicht mehr, sondern das Internet. Aber bei den Älteren ist das anders – und wie soll jemand mit einem Rollator dann noch an sein Telefonbuch kommen, wenn er von einer Stelle zur nächsten gehen und suchen muss?“, fragt Körtge verständnislos.

Um zu klären, nach welchen Kriterien das Telefonbuch verteilt wird, setzt Ursula Körtge ein Schreiben auf, dass sie am 28. Oktober an die Deutsche Telekom schickt. Darin beschreibt sie, wie schwierig es für sie war, an das Telefonbuch und die Gelben Seiten zu kommen und bittet um „Aufklärung des misslichen Zustandes“. Doch auch rund zwei Wochen später liegt ihr noch keine Antwort vor.

Auch der WESER-KURIER hat eine Anfrage an den zur Deutschen Telekom gehörenden Telefonbuch-Mitherausgeber Detemedien gestellt. Vom Unternehmenssprecher war aber trotz vorheriger Zusage bis zum Redaktionsschluss am Donnerstag keine Antwort zu bekommen.

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