Verden. Ein Schlagbohrer liegt auf einem der Tische parat, aus der Wand hängen Kabel, eine Disco-Kugel rollt am Boden, den Fenstersims zieren Topfpflanzen. Doch die kommen bald weg, denn das Mais 12 ist zurück. „Das ist doch was für Mutti“, sagt Arno Liebling und grinst breit. Noch steht der Wirt mit Schweiß auf der Stirn und mit Tapetenkleister beschmiert in Malerkluft vor der Theke der ehemaligen Domlounge an der Grünen Straße, die vor kurzem geschlossen wurde.
Am Wochenende geht‘s los – zunächst mit einem Probelauf. Am 28. April soll dann groß Eröffnung gefeiert werden, denn Verden hat eine seiner Kult-Kneipen und die Stammgäste ihr „zweites Wohnzimmer“ wieder.
Und die sieht schon jetzt fast so aus wie das Original. Die Theke gleich vorne am Eingang, hinten ein Raum mit Tischkicker und Darts. Und dahinter soll auf rund 100 Quadratmetern noch ein Biergarten entstehen, erzählt Liebling. Ganz nach dem Motto: Die Domlounge heißt jetzt Mais, sonst bleibt alles gleich. Sogar Teile der allen Stammgästen bekannten rot-orangenen Tapete hat der Wirt aus der vorherigen Location gerettet und will noch alles entfernen, was für seinen Geschmack „zu schickimicki“ ist.
Das ehemalige Mais 12 an der Großen Fischerstraße, das ganz früher einmal Störtebeker hieß, musste nach rund 20 Jahren Ende des vergangenen Jahres schließen. Grund: Das Haus war verkauft worden. Und der neue Besitzer kündigte seinerzeit an, hier Wohnraum schaffen zu wollen. Damit ging an diesem Ort eine mehr als 30-jährige Kneipengeschichte zu Ende.
Tolerante Nachbarn
Im Fischerviertel habe es auch mal Ärger mit den Nachbarn gegeben, damit rechnet Arno Liebling hier nicht. Direkt nebenan wohnen Bekannte und der Vermieter selbst. Zu den Nachbarn gehört außerdem die Moschee, in der abends ohnehin niemand gestört werden könne, blickt Liebling optimistisch in die Zukunft. Außerdem sagt er: „Wir haben keine Stressmacher im Publikum“. Früher punkig, heute alternativ, so beschreibt er seine Stammgäste.
Erst seit gut einer Woche hat er den Schlüssel zu den Räumen und war schon fleißig. Aus OSB-Platten ist eine kleine Bühne entstanden, dahinter dümpelt ein bunter Fisch in seinem Aquarium umher. Dieser letzte Stammgast der Domlounge darf in jedem Fall bleiben. Zu ihm können sich bald 80 bis 90 Gäste gesellen, die an der Bar sogar ein bisschen mehr Platz haben werden als im Fischerviertel. Und da sich Gastwirt Liebling nicht nur mit Bier und Cocktails auskennt, soll hier in Zukunft auch kulinarisch einiges geboten werden. Bolivianische Teigtaschen, besondere Burger oder auch Hotdogs will er anbieten. „Vielleicht werden wir auch mittags öffnen“, kündigt er an. Für das neue Mais 12 planen er und sein Bruder Alf mit acht Angestellten und sind auch noch auf der Suche nach erfahrenem Gastro-Personal.
Zu einer guten Kneipe gehört auch gute Musik, und dafür will unter anderem Jeanette Atherton von der Agentur Jump-i.de sorgen. Sie veranstaltet eine internationale Konzertreihe mit monatlichen Auftritten an der Grünen Straße. „Die hatte ich bereits vorher geplant, aber noch keine Location. Das Mais 12 passte da wie die Faust aufs Auge“, sagt die 51-Jährige. Viele der Gigs bis zum Dezember stehen schon fest.
Zum Auftakt gibt jetzt am Sonnabend, 8. April, um 20 Uhr der Waliser Siôn Russell Jones ein Konzert. Die Musik erinnert vom Stil her an Paul Simon oder auch Passenger. Am Donnerstag, 18. Mai, folgen Troy Faid & Tim Loud, ein Folkrock-Duo aus Leeds. Beide sind erfolgreiche Solokünstler und spielen Gitarre, Kontrabass und Banjo. Das Duo Moonai People tritt dann am Sonnabend, 8. Juli, auf und bringt Songs von Herzschmerz bis Funk mit nach Verden. Der Eintritt bei den Konzerten wird jeweils frei sein, es geht ein Hut herum.
Atherton sagt, sie habe bei ihrer Auswahl Wert auf „ohrgängige“ Lieder gelegt und auch darauf, ob etwas ihrer Erfahrung nach zum Verdener Publikum passt. Sie selbst freue sich auf jedes einzelne der Konzerte: „Die sind alle toll.“
Mehr Informationen zu den Künstlern der Konzertreihe gibt es auch im Internet unter www.jump-i.de/events.