Der Ahneberger Landwirt Jörn Kücker ist vom Landkreis Verden als Rinderzüchter des Jahres 2014 ausgezeichnet worden. Anna Zacharias hat sich mit ihm über den Fall der Milchquote, Landknappheit und die Sorgen der Landwirte im Kreis unterhalten.
Herr Kücker, Sie begrüßen das Ende der Milchquote – warum?
Jörn Kücker: Ja, wir sind froh, dass sie weg ist, denn sie hat uns nur behindert und Geld gekostet. Wir haben Ackerland gepachtet, auf dem die Quote lag – dabei spielte es keine Rolle, ob darauf vorher Milchvieh gehalten wurde. Es war schwierig, zu wachsen. Insgesamt weit über 100 000 Euro haben wir in die Quote investiert. Und für zu viel gelieferte Milch mussten wir 20 Cent pro Liter Strafe zahlen.
Glauben Sie nicht, dass viele kleinere Betriebe nun im Konkurrenzkampf erst recht aufgeben müssen?
Nein, ich glaube nicht, dass sich der Strukturwandel dadurch maßgeblich verändert hat und die Entwicklung beschleunigt wird. Die meisten Landwirte hören aus dem Grund auf, dass es keinen Hofnachfolger gibt. Die Grenze liegt meiner Erfahrung nach bei 70 bis 100 Milchkühen – da drunter wird es eng.
Sie führen einen Familienbetrieb, den Sie 1998 übernommen haben. Was hat sich mit den Jahren verändert?
Meine Eltern haben 1967 mit zehn Kühen und zehn Sauen angefangen. 1984, als die Milchquote eingeführt wurde, hatten sie 30 Kühe. Davon kann heute niemand mehr leben. Wir haben heute 130 Milchkühe plus die Nachzucht, insgesamt also 300 Tiere. Seit vier Jahren haben wir auch zwei Auszubildende, und meine Eltern helfen auch noch mit. Man rechnet heute eine Vollzeitkraft für 60 Kühe, zusammen mit der Außenwirtschaft sind wir damit voll ausgelastet.
Vom Landkreis Verden wurden Sie als Züchter des Jahres 2014 geehrt. Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Wir züchten nicht nur auf eine hohe Milchleistung – unsere Kühe geben im Schnitt 10 000 Liter im Jahr – uns ist auch wichtig, dass die Tiere lange leben und gesund sind. 1996 haben wir einen Boxenlaufstall gebaut, den wir 2000 erweitert haben. Die Halle ist luftig, die Tiere können sich darin frei bewegen, und im Sommer haben sie zusätzlich vier Hektar Auslauf auf der Weide. Wir haben gemerkt, dass die Kühe in dem verbesserten Stall auch eine höhere Lebenserwartung haben.
Wie gut ist das Image der Milchbauern in der Öffentlichkeit?
Früher hatten Milchviehhalter meiner Erfahrung nach einen grundsätzlich guten Ruf, aber in den vergangenen Monaten hatte ich den Eindruck, dass sich das verschlechtert hat, auch durch die Diskussionen über das Tierwohl. Ich finde es wichtig, dass es meinen Tieren gut geht – dann sind sie auch viel produktiver. Mit dem größeren Stall haben wir uns auch für mehr Tierwohl entschieden. Auf die Enthornung der Kälber können wir allerdings nach wie vor nicht verzichten, sonst würden sich die Kühe gegenseitig verletzen. Und auch den Landwirt, denn immerhin wiegt so ein Tier 700 Kilo.
Was passiert mit der Milch, nachdem sie Ihren Hof verlassen hat?
Wir liefern an die Frischli Molkerei in Rehburg 1,2 Millionen Kilo Milch im Jahr. Daraus wird unter anderem Quark gemacht, Pudding, Milchreis und die Gastronomie damit beliefert. Grundsätzlich wird der Export für deutsche Milch eine größere Rolle spielen, da beispielsweise der asiatische Markt noch wächst, und unsere Produkte dort hoch angesehen sind.
Was sind die Probleme der Milchviehhalter im Landkreis?
Zu unserem Betrieb zählen 125 Hektar Fläche mit Grünland und Acker, die wir zum Teil pachten. Wir würden gern Fläche dazupachten, doch die ist knapp. Wir liegen zwischen Aller und Weser, das sind natürliche Grenzen, aber auch sonst ist es schwierig, wegen vieler Naturschutzflächen. Auch der aktuelle Milchpreis bereitet Probleme. Er ist mit 28 Cent nicht kostendeckend.