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Ehrenamtliche sind überaltert Achimer Tafel benötigt neue Kräfte

Auch wegen der der Pandemie haben ältere Ehrenamtliche ihr Engagement bei der Achimer Tafel beendet, die nun frisches Blut sucht. Das ist aber nicht die einzige Baustelle, denn Investitionen stehen auch an.
29.11.2021, 17:44 Uhr
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Achimer Tafel benötigt neue Kräfte
Von Kai Purschke

Die Corona-Pandemie hat so einiges verändert – und das bekommt auch die Achimer Tafel zu spüren. Denn das Verhalten ihrer Kunden ist ein inzwischen ein anderes. "Viele wolle die Kontakte einschränken und kommen daher nicht mehr jede Woche, sondern nur noch alle zwei oder drei Wochen", erzählt Rainer Kunze, Vorsitzender der Achimer Tafel, bei einem Pressegespräch im Tafelhaus. Darin betont er, dass der Schutz der rund hundert ehrenamtlichen Helfer sowie der Tafelkunden das oberste Gebot sei und das Tafelteam daher sein Hygienekonzept "weiterhin voll durchzieht". Und bisher gab es laut Kunze auch keine Corona-Infektion bei den Helfern, weder im Achimer Tafelhaus an der Unterstraße noch in den Ausgabestellen in Thedinghausen und Bassen.

Gleich wohl habe der Verein inzwischen registriert, dass die Zahl der Besuche bei der Tafel um etwa zehn Prozent abgenommen hätten. Das bedeutet, dass ein Teil der Menschen, die bisher die Tafel in Anspruch genommen haben, ihre Lebensmittel nun im regulären Einzelhandel kaufen. Und zu dieser Gruppe wiederum gehören laut Kunze diverse Mitarbeiter von Amazon. Denn bisherige Tafelkunden hätten dort inzwischen einen Job bekommen und dürften wegen ihres dafür zu hohen Einkommens das Angebot der Tafel nicht mehr nutzen. Und noch etwas hat sich durch die Eröffnung des Amazon-Logistikzentrums in Achim im Frühjahr 2021 im Zusammenhang mit der Tafel ergeben: "Wir arbeiten zusammen". 

Kooperation auch mit Amazon

Denn der Versandhändler sei auf die Tafel zugekommen, um ihr Lebensmittel wie Kaffee, Tee oder andere Getränke anzubieten, die sich nicht mehr verkaufen ließen. Das wiederum ist so viel Ware, dass die Bremer Tafel mit in die Kooperation genommen wurde, die deutlich mehr Bedarf und vor allem mehr Lagerfläche habe als ihr Achimer Pendant. Dort hat man übrigens geplant, im nächsten Jahr ein neues Fahrzeug anzuschaffen, da ein Auto wohl Mitte des Jahres ersetzt werden müsse, "außerdem verrecken Kühltruhen", weiß Kunze. Das alles kostet Geld und da sich die Tafel fast ausschließlich aus Spenden finanziert, ist der Verein weiterhin auf das Wohlwollen seiner Gönner angewiesen. 

Neben Geld benötigt die Achimer Tafel regelmäßig vor allem frisches Blut, wie Kunze ausführt. Denn im Team seien Menschen dabei, die die 80 bereits überschritten hätten und die auch absolut zur Risikogruppe mit Blick auf das Virus zählen. "Außerdem haben wir Leute wegen Corona verloren", erzählt Kunze. "Nicht, dass sie gestorben wären, aber aufgrund von Vorerkrankungen haben sie die Aufgabe lieber abgegeben." Ehrenamtliche Helfer sind also jederzeit willkommen und würden in allen Bereichen benötigt: in der Sortierung, bei der Ausgabe, als Fahrdienst und im Büro.

Derzeit vier Bufdis

Da die Tafel auch stets sechs Plätze für den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) frei hält, appelliert Kunze vor allem an die 16- bis 18-Jährigen, sich nach der Schule für ein Jahr bei der Achimer Tafel zu engagieren. "60 junge Leute haben wir inzwischen hier durchgeschleust", sagt er und lobt die jetzigen vier Bufdis im Alter von 16 und 18 Jahren in den höchsten Tönen. "Sie sind sehr engagiert und die beiden älteren Mädchen fahren sogar die Tafelautos." Für Jugendliche könne die Tafel eine Chance sein, sich über die Zukunft klarer zu werden, wenn wegen der Pandemie Praktika und neue Jobs eher schwierig zu bekommen sind. 

Schwierig waren auch die Phasen der Schließung, die die Tafel seit dem Frühjahr 2020 hinnehmen musste. Mitte März vergangenen Jahres hatten sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die Tafel erstmals zu schließen, um sich und andere zu schützen. Mit einem entsprechenden Hygienekonzept öffnete die Einrichtung dann Mitte Mai, ehe ende Oktober die nächste coronabedingte Schließung anstand. „2020 hatten wir vier Monate geschlossen“, rechnet Kunze vor. Erst im März dieses Jahres öffnete sie wieder die Türen. 

Seitdem stehen sie offen und sollen das nach dem Willen des Vereinschefs auch weiterhin. "Alle Mitarbeiter sind vollständig geimpft", betont er. Es werde regelmäßig und großzügig gelüftet, nie dürften mehr als vier Kunden gleichzeitig im Laden sein. Und neue Kunden hätte die Tafel in diesem Jahr auch bereits begrüßen können, während der Anteil von geflüchteten Menschen, die die Tafel nutzen, bei 30 Prozent liege.

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