Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Wappen im Landkreis Verden Bremer Schlüssel und ein heraldischer Fischotter

Löwe, Pferde und Fischotter – auf einigen Wappen der Städte, Gemeinden oder Flecken im Landkreis Verden geht es tierisch zu. Aber auch Symbole aus der Landwirtschaft spielen wiederholt eine Rolle.
01.04.2016, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bremer Schlüssel und ein heraldischer Fischotter
Von Marius Merle

Löwe, Pferde und Fischotter – auf einigen Wappen der Städte, Gemeinden oder Flecken im Landkreis Verden geht es tierisch zu. Aber auch Symbole aus der Landwirtschaft spielen wiederholt eine Rolle.

Doch was genau ist auf den Wappen der acht Städte und Gemeinden, die den Landkreis Verden bilden, sowie dem Landkreiswappen zu sehen? Welche Bedeutung steckt hinter den Symbolen und welchen Ursprung haben sie? Fragen, die im Folgenden beantwortet werden sollen.

Silbernes Pferd und goldene Ähren

Auf dem Wappen des Landkreises Verden dominiert auf blauem Grund ein springendes silbernes Pferd, welches dem Wappen des Landes Niedersachsen entlehnt ist und nach Angaben des Landkreises die Zugehörigkeit zu diesem Land unterstreichen soll. Das Pferd ist gleichzeitig Sinnbild seiner eigenständigen Kraft und soll den Landkreis als Mittelpunkt der hannoverschen Pferdezucht hervorheben, heißt es weiter. Im Wappen zu sehen sind außerdem drei goldene Ähren, die auf die Bedeutung des bäuerlich-landwirtschaftlichen Lebens hinweisen sollen. Das goldene Band in der Mitte soll zudem verdeutlichen, dass die Landschaft der Region auf vielfältige Weise vom Wasser bestimmt ist. Daher fiel die Wahl auch auf die Wappengrundfarbe Blau.

Erstmals genehmigt wurde das Wappen 1936 vom Preußischen Staatsministerium. Nachdem es während der Zeit des Nationalsozialismus durch ein gleichgeschaltetes Symbol ersetzt wurde, ist es danach in leicht geänderter Version erneut genehmigt worden.

Bremer Schlüssel und Bärenklaue

Das Achimer Wappen ist zweigeteilt und wurde nach Angaben der Stadt etwa im Jahr 1930 entworfen. Der sogenannte „Bremer Schlüssel“ auf der eine Seite erinnert daran, dass die Stadt nach der Christianisierung durch Karl den Großen im Mittelalter bis Mitte des 17. Jahrhunderts zum Erzstift Bremen, dessen Wappen der Schlüssel entliehen ist, gehörte. Die schwarze Bärenklaue auf der anderen Seite weist hingegen auf die Adelsfamilie der Clüver hin, aus deren Wappen die Tatze entlehnt wurde. Die Familie stellte vom 15. bis 17. Jahrhundert zehn Gohgrefen am Gohgericht Achim. Die Clüver gehörten neben Schucke und Schlepegrell damals zu den drei Adelsfamilien, die Vasallen der Grafen von Hoya waren – der sogar zwei Bärenklauen im Wappen trug.

Als eine Art Minderung des Wappenbildes des Dienstherren enthielt das der Clüver eine Bärenklaue. Zurück gehen die Bärenklauen als Wappenzierde nach Angaben der Stadt wahrscheinlich auf die Edelherren und Grafen von Stumpenhusen – bezeichnen Stümpfe ja bekanntlich abgetrennte Gliedmaßen.

Gerhard von Stumpenhusen war es im Übrigen auch, dem Achim indirekt seine erste urkundliche Erwähnung verdankt. Denn er war es den geschichtlichen Quellen zu Folge, der durch seine Überfälle auf Besitzungen der Bremischen Kirche eine Adelsversammlung im Jahr 1091 verursachte, welche in der „villa Acheim“ stattfand. Mehr als acht Jahrhunderte also bevor die Bärenklaue seiner Familie auch im Wappen der Weserstadt Verwendung fand.

Schlichtes Nagelspitzkreuz

Das Wappen der Stadt Verden ist das älteste kommunale Hoheitszeichen im Landkreis Verden. Auf silbernen Hintergrund zeigt es ein schwarzes Nagelspitzkreuz. Das Symbol ist bischöflichen Ursprungs und wurde von der Stadt bereits im 13.Jahrhundert im Wappen geführt – zumindest in einem Teil des heutigen Stadtgebiets. Denn damals war Verden – wie wir es heute kennen – noch in die Norderstadt und das Süderende getrennt. Und in der Norderstadt, wo der Bischoff seine Residenz hatte, trug man bereits zu dieser Zeit das Nagelkreuz im Wappen, erklärt Verdens Stadtarchivar Björn Emigholz. Zuvor hatte die Norderstadt für kurze Zeit ein Wappen geführt, bestehend aus drei Türmen, wobei unter dem Mittelturm ein Bischof und zwei Falken zu sehen waren. Das Süderend besaß laut Emigholz nur ganz kurze Zeit am Ende unter schwedischer Krone ein eigenes Wappen.

Als 1667 Norderstadt und Süderend vereint wurden, musste ein neues Wappen her. Man entschied sich für das schwarze Nagelkreuz auf silbernem Felde, seinerseits das Wappenschild des Bistums und später auch des Herzogtums Verden. Offiziell das Recht zur Führung dieses Wappens erhielt die Stadt jedoch erst fast 300 Jahre später nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Als einziges Wappen im Landkreis hat Verden ein Dreiecksschild statt des sonst bei kommunalen Wappen gebräuchlichen Rundschilds.

Burgmauer, Wasser und Pferde

Das Wappen des Fleckens Langwedel setzt sich aus den früheren Wappen der Orte Etelsen, Daverden und Langwedel zusammen und wurde 1978 vom Landkreis Verden genehmigt. Das Wappen zeigt auf grünem Hintergrund, der nach Angaben des Fleckens den land- und fortwirtschaftlichen Charakter der Region unterstreichen soll, jeweils in der Farbe Silver einen gewellten, silbernen Schildfuß, darüber eine sechs-gezinnte Burgmauer mit Torbogen und oben schwebend zwei schräg gekreuzte Giebelbretter an dessen Enden Pferdeköpfe zu sehen sind. Die Burgmauer nimmt, so die Erklärung des Fleckens, Bezug auf historische Anlagen im Flecken: Die ehemaligen Burgbauwerke Langwedels wie die Bischofsburg auf dem Mühlenberg, die Etelser Schanzen und das Schloss Etelsen.

Jede Zinne steht zudem für eine der sechs Gemeinden, die sich zum Flecken Langwedel zusammengeschlossen haben (Daverden, Etelsen, Haberloh, Holtebüttel, Langwedel und Völkersen). Die Bretter mit den Pferdeköpfen stehen für die niedersächsische Kultur der Pferdezucht. Die fließenden Gewässer des Fleckens, Alte Aller, Goldbach, Mühlenbach und Weser, werden durch den gewellten Schildfuß dargestellt.

Pflug und Eichenblatt

Das Wappen der früheren Gemeinde Oyten wurde nach der Gebietsreform 1972 auch von der Gemeinde Oyten übernommen. Entworfen wurde es etwa 1930 vom Oytener Hauptlehrer Gustav Vollmer. Die verwendeten Symbole sind sehr stark historisch bedingt. Auf rotem Grund findet sich ein silberner Wellenbach, der das Wappen schräg in zwei Hälften trennt. Bei dem Bach handelt es sich, so beschrieb es der Heraldiker Heinz Bannier, um die vor rund 200 Jahren noch vorhanden gewesene Eyter, von der laut Ansicht einiger Flurnamenforscher auch der Name Oyten abgeleitet ist.

Im oberen Bereich des Wappens ist ein steinzeitlicher, goldener Steinflug zu sehen, der nach Gemeindeangaben für die frühe Ansiedlung im Oytener Raum und die damit einhergehende Bodenbearbeitung steht. Das Eichenblatt mit seinen Eicheln unten im Wappen symbolisiert bäuerliche Tradition und weist auf die insbesondere früher von Eichen umstandenen Bauernhöfe hin.

Ein goldener Löwe

Das Wappen der Samtgemeinde Thedinghausen ziert unter goldenem Zinnenschildhaupt auf blauem Hintergrund ein goldener Löwe mit roten Krallen und roter Zunge. Der welfische Löwe ist ein Überbleibsel aus der Herrschaftszeit der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Von 1679 bis 1972 gehörte das „Amt Thedinghausen“ zu Braunschweig. Die der dann 1972 gegründeten Samtgemeinde namensgebende Gemeinde Thedinghausen führte bereits das immer noch aktuelle Wappen der Samtgemeinde – mit einem kleinen Unterschied. Waren es zuvor noch acht goldene Sterne rund um den Löwen, reduzierte sich diese Anzahl auf fünf. Jeder steht laut Bannier für eine der einstigen zugehörigen Mitgliedsgemeinden Blender, Emtinghausen, Morsum, Riede und Thedinghausen.

Ein heraldischer Fischotter

Der Flecken Ottersberg verfügt über ein sogenanntes „redendes Wappen“ – denn sein Name findet sich zu Teilen auch dort wieder. Denn im Mittelpunkt des Wappens steht ein aus silbernen Wellen empor steigender goldener Otter. Dieser hat wiederum einen silbernen Fisch im Maul. Der Hintergrund ist in der Wasserfarbe blau gehalten. Die vier silbernen Wellen stehen laut Bannier für die vier Wümmearme. Interessant: Der Fischotter ist nicht etwa naturalistisch dargestellt, sondern heraldisch verändert mit einem Löwenkopf und Adlerkrallen.

Bereits im 18. Jahrhundert existierte in Ottersberg ein Siegel, in dem ein Otter mit Fisch im Maul dargestellt wurde – damals allerdings noch in naturalistischer Darstellung. Das Wappen in seiner heutigen Form wurde Ottersberg 1949 durch den Niedersächsischen Innenminister verliehen.

Hochkreuz und Handpflug

Das Wappen der Gemeinde Kirchlinteln wurde erst Mitte der 1970er-Jahre gestaltet. Im gespalteten Schild ist auf der einen Seite ein durchgehendes geschliffenes lateinisches Hochkreuz zu sehen. Dieses soll nach Gemeindeangaben an die von Ost nach West verlaufende Lüneburger Salzstraße mit ihren Gabelungen erinnern. Über diese brachten Kaufleute ihre kostbare Ware unter sehr schwierigen Verhältnissen auf die Märkte. Zudem bezieht sich das als christlich dargestellte Kreuz sowohl auf den ersten Teil des Gemeindenamens sowie auf die vorherrschende religiöse Grundhaltung der Einwohner, heißt es weiter. Demgegenüber ist auf der anderen Seite des Wappens ein einschariger Handpflug zu sehen, der durch den von Zugmaschinen gezogenen mehrscharigen Pflug gänzlich verdrängt worden ist. Der Pflug steht als Symbol für das damals dominierende bäuerliche Schaffen. Viele andere Symbole, die charakteristisch für die Gemeinde sind, mussten laut Gemeinde bei der Gestaltung vor rund 40 Jahren aufgrund der nur schwer möglichen Darstellung ausgeklammert werden: Dazu zählen etwa die Steilhänge von Hohenaverbergen, die sogenannten „Königsgräber“ oder der Speer von Lehringen.

Windmühle und Pferdeköpfe

Das Wappen der Gemeinde Dörverden setzt sich aus den Wappen der ehemaligen Gemeinden Dörverden und Stedorf zusammen. Der Zusammenschluss erfolgte 1962 und damit wurde auch ein neues Wappen benötigt. Dieses ist in der Farbe Blau mit silbernen Applikationen gehalten. Das Wellenband zwischen den beiden Symbolen stellt sowohl Weser als auch Aller dar, die zugleich die Gemeindegrenzen bilden, heißt es von der Gemeinde.

Die gekreuzten niedersächsischen Pferdeköpfe sind aus dem ehemaligen Wappen der Gemeinde Stedorf erhalten geblieben und sollen die landwirtschaftliche Struktur vor Ort symbolisieren. Die Bockwindmühle ist ein Überbleibsel des früheren Wappens der Gemeinde Dörverden. Sie soll die Windmühle auf dem historischen Mühlenberg darstellen und weist laut Gemeinde stellvertretend auf das bodenständische Gewerbe, Handwerk und Bauerntum hin.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)