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Segeltücher an zwei von vier Flügeln Stoff für die Achimer Mühle

Die Flügel der Achimer Mühle sind mit Segeltüchern ausgestattet worden. Vorerst, denn in Kürze werden sie wieder abgenommen. Und doch war es wichtig, dass ein Fachmann aus den Niederlanden sie montiert hat.
17.12.2021, 15:23 Uhr
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Stoff für die Achimer Mühle
Von Kai Purschke

Wenn ein Mann bei dieser Witterung an einem der Flügel der Achimer Mühle hochklettert und dort oben Arbeiten verrichtet, schwant den Passanten und Mühlenfans unten nichts Gutes. Hoffentlich ist nicht schon wieder etwas kaputt am Galerie-Holländer, der zugleich ein Achimer Wahrzeichen ist, mögen sie sich denken. Aber weit gefehlt: Am Freitagvormittag hat Sipke Tjepkema von der niederländischen Firma Koning an zwei der vier Flügel braune Segeltücher befestigt. Sie sollen dafür sorgen, dass sich die Mühle künftig auch bei leichterem Wind aus eigener Kraft drehen kann, ohne, dass dafür wie bisher der Motor angeworfen werden muss. Allerdings werden sie in Kürze wieder abgenommen, um dann bei schönem Wetter wieder zum Einsatz zu kommen.

Warum dann die Aktion, zumal im Dezember mit wenig Wind und noch weniger interessierten Blicken zu rechnen ist? Diese Frage können zwei Vertreter des Achimer Mühlenvereins spielend leicht beantworten, die draußen auf der Galerie stehen und die Seile festhalten, die Tjepkema von oben heruntergelassen hat. Hartmut Bank, der Mühlentechniker, und Falk Rossol-Vöge, der neue zweite Vorsitzende des Vereins, assistieren dem Fachmann aus den Niederlanden. "Normalerweise ist jetzt im Winter nicht die Zeit dafür", weiß auch Rossol-Vöge, "wir wollten den Auftrag aber abschließen". Der Verein hatte nämlich den Kauf samt Montage der Segel beauftragt. Letzteres hätte auch nächstes Jahr erledigt werden können, aber es sei unklar, wie die Firma dann Zeit hat. 

Nun war es dem Mühlenverein wichtig, wie Bank ausführt, dass die Tücher fachmännisch montiert werden, wofür Tjepkema in luftigen Höhen sogenannte Kicker an den Holzflügeln anbringen muss. "Andere Mühlen haben diese schon, unsere nicht", erläutert Bank. Die Kicker halten letztlich die Segel und verbleiben dauerhaft in den Flügeln. Der Verein hat es so leichter, die Tücher, die jeweils zur Hälfte aus Baumwolle und Polyester bestehen, bei Bedarf anzubringen oder zu entfernen. Oder sie einfach aufzurollen, wenn sich die Mühle nicht drehen soll.

Janny Koning, die Seniorchefin des Familienbetriebs, steht ebenfalls auf den rutschigen Bohlen der Galerie und hat den Kopf in den Nacken gelegt, um rechtzeitig zu erkennen, wann sie Werkzeug oder Material anreichen soll. Sie erzählt, dass sie die Seile hergestellt hat, ihr Sohn Jelle die Kicker sowie mit seiner Schwester Sanne zusammen das braune Segeltuch. "Das ist nicht so dick wie das von Schiffen und es gibt nur zwei Farben, braun und weiß", schilderte die Niederländerin und führt hinzu, dass aufgrund der Witterung die weißen Segeltücher nach und nach, aber eben ungleichmäßig, ohnehin braun werden. Und nun hängen zwei dunkle Tücher in den beiden sogenannten Feldruten. Das sind – anders als die beiden Hausruten – jene Flügel, die von der Mühle weggebogen sind. Allerdings sind die Flügel der Achimer Mühle deutlich kürzer, als die beiden Niederländer es gewohnt sind. "Dass wir eine Leiter brauchen, um auf die Flügel klettern zu können, das haben wir noch nicht erlebt", erzählt Janny Koning.

Hartmut Bank und seine Mitstreiter fiebern nun dem Moment entgegen, wenn es doch mal doller weht. "Volles Rohr ist die Mühle eigentlich noch nicht gelaufen, nur mit Motor". Wolle man dies verhindern, müssten die Segel halt aufgerollt werden. Und überhaupt: "Dass die Mühle sich dreht, ist die eine Sache. Eine andere, dass wir sie auch stoppen können", erzählt Hartmut Bank davon, wie wichtig es gewesen sei, dass vor etwa drei Jahren die historische Bremse repariert wurde. Als Nächstes wäre dann die Instandhaltung des Windrosengetriebes an der Reihe, um die Mühle zu erhalten, lässt er wissen. Der Mühlenverein hofft darauf, spätestens zum Deutschen Mühlentag an Pfingsten die neuen Segel und die sich selbst drehende Mühle den Achimern im größeren Rahmen präsentieren zu können – wenn die Pandemie dies zulässt.

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