"Angekommen!? – Familien und ihre Wege zur Integration" – so heißt eine neue Ausstellung, die gestern Vormittag im Achimer Krankenhaus eröffnet wurde. Gezeigt werden Fotos sowie zahlreiche persönliche Texte zum Leben von Migranten im Landkreis Verden.
Achim. Unter dem Titel "Angekommen!? – Familien und ihre Wege zur Integration" hat die Arbeitsgruppe Integration im Präventionsrat Verden in Kooperation mit dem Fotografen Toma Babovic eine Fotoausstellung erstellt. Zehn Familien geben in Interviews Auskunft über ihre persönliche Geschichte, ihre Lebensperspektive, ihre Erfahrungen und ihre Hoffnungen. Ziel der Ausstellungsmacher ist es, zu verdeutlichen, wie Integration gelingen kann. Aber sie soll auch zum Nachdenken anregen und Diskussionen in der Öffentlichkeit anstoßen.
Ein positives Beispiel für gelungene Integration ist Süreyya Bati. Vor 30 Jahren verließ sie für ihren damaligen Ehemann die Türkei und zog nach Deutschland. Inzwischen sind zwei Söhne ihrer drei Kinder aus dem Haus. Einer arbeitet in einer Sparkasse, der andere studiert. Zurzeit kümmert sich die Verdenerin alleinerziehend um ihre Tochter, die bald zehn Jahre alt wird. Beruflich ist sie als Dozentin tätig. "Anfangs war es nicht einfach, sich an die fremde Umgebung, die Menschen und auch an das Essen zu gewöhnen", sagt Süreyya Bati. Zwar kribbelt es ihr noch im Bauch, wenn sie im Flugzeug sitzt, um die Eltern in ihrem Geburtsland zu besuchen. Aber Deutschland bezeichnet sie inzwischen als ihre erste Heimat.
Erst kürzlich hat ihre Tochter sie gefragt, was sie eigentlich seien, Deutsche oder Türken? "Sie kommt nirgendwo her, sie ist Deutsche, wie auch ich. Seit 15 Jahren habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft. Schließlich spricht sie die Sprache und fühlt sich hier auch wohl", sagt Süreyya Bati. Und weiter: "Ich wünsche mir mehr Miteinander. Alle Länder sind inzwischen gemischt. Wie viele Türkischstämmige in Deutschland, gibt es auch Deutschstämmige in der Türkei. Wir leben auf einer Erde." Um andere bei der Integration zu unterstützen, hat sie sich zur Integrationslotsin ausbilden lassen. "Als ich nach Deutschland kam, gab es so etwas leider noch nicht", sagt Bati.
"Aber leider gelingt die Integration nicht immer reibungslos. Es gibt auch Menschen, die Schwierigkeiten haben", sagt Wilhelm Dunker, Mitglied des Präventionsrates. Dabei übt er Kritik an so mancher Behördenentscheidung. "Es gibt Menschen, die leben schon seit Jahren unter uns. Sie sind qualifiziert aber bekommen keine Arbeitserlaubnis und sind zum Nichtstun verdammt. Das ist natürlich frappierend", sagt Dunker. "Manchmal wird nicht einmal ein Deutschkurs bezahlt. Dabei ist das der erste Schritt heimisch zu werden", findet der Fachmann.
Wie wichtig sogenannte Integrationslotsen bei der Eingliederung in die Gesellschaft sein können, weiß Adalciza Helms. "Wir Lotsen helfen nicht nur beim Ausfüllen von Unterlagen für Ämter, sondern möchten auch dafür sorgen, dass die Migranten selbstständig werden", erklärt sie. Helms ist es wichtig, dass die Leute einer Arbeit nachgehen, auch wenn es nur eine geringfügige Beschäftigung ist. "Nur so kann man sich auch mal etwas leisten", begründet die Integrationslotsin. Sie rät allen Betroffenen, sich in einem Sportverein anzumelden. "Das schafft neue Kontakte, und man lernt die Sprache schneller. Miteinander reden ist das A und O, denn ohne Sprache geht gar nichts, das ist ein Türöffner", ist sich die Verdenerin sicher.
"Das Zusammenleben mit Menschen verschiedenster Herkunft und Religion, mit unterschiedlichen Sprachen und Alltagsgewohnheiten ist Realität in unserem Landkreis. Hier bei uns leben Menschen aus über 100 Ländern der Erde", sagte gestern Wilhelm Dunker während der Ausstellungseröffnung. Er verwies darauf, dass das alltägliche Leben auch von den Menschen geprägt werde. "In den Kindergärten und Schulen, am Arbeitsplatz, in den Vereinen und Verbänden. Sie machen unser Leben vielfältiger", sagt Dunker.
"Das Angebot, die Ausstellung in unserem Haus zu präsentieren, haben wir gerne angenommen. In der Aller-Weser-Klinik begegnen sich täglich Menschen aus vielen Ländern. Sei es als Mitarbeiter oder Patient. Es ist auch unser Anliegen, durch Information und Kommunikation das Miteinander und das Verständnis für einander zu stärken", so die Geschäftsführerin Marianne Baehr.
Die Ausstellung im Warteraum des Erdgeschosses bleibt noch den ganzen Monat über öffentlich zugänglich.