Katja Priebe erschafft kleine Welten. Wenn sie zeichnet, entstehen teils fantastisch anmutende Sehnsuchtsorte. Einsame Holzhütten in weiten Dünenlandschaften, verschachtelte Baumhäuser und Querschnitte durch kunterbunte Wohnwelten finden sich in ihrem Portfolio. Auf Kunsthandwerkermärkten verkauft sie inzwischen ihre Bilder. Sie nimmt allerdings auch Aufträge entgegen und zeichnet individuelle Bilder für ihre Kundschaft. Bis sie soweit war, ihre Bilder zum Kauf anzubieten, war es allerdings ein langer Weg.
„Ich habe schon immer gerne gemalt“, erinnert sich Priebe an ihre Kindheit. Dass für sie später nur ein kreativer Beruf in Frage kommen würde, war schon lange klar, bevor sie über ihre Zukunft entscheiden musste. Schließlich befasste sie sich ein Jahr lang in einer schulischen Ausbildung mit Holz, damals noch mit dem Ziel, Tischlerin zu werden. Doch da ihr das Zeichnen doch mehr Freude bereitete, wechselte sie schließlich ihr Fachgebiet und begann in Rheinbach (Nordrhein-Westfalen) ihre Ausbildung zur technischen Assistentin für Gestaltung. Es war nicht der letzte Neustart in ihrem Leben, aber einer, der sich schnell als richtig erwies.
Die Ausbildung bot ihr die Möglichkeit, in verschiedenste Bereiche hineinzuschnuppern, erzählt sie. Fotografie, Siebdruck, Aquarellmalerei, Industriedesign und Naturzeichnen waren einige der Themen, mit denen sie sich dort beschäftigte. „Ich fand das detailreiche Zeichnen toll“, erinnert sich Priebe. Und heute belegen in ihren Bildern allerlei Feinheiten, dass sie diese Begeisterung auch Jahre später noch in sich trägt.
Beruflich fand Priebe schließlich in der Gastronomieplanung ihre Betätigung. Und so erschuf sie auf dem Papier Kneipen, Restaurants und Hotels. „Das ist ein riesiges, spannendes Gebiet“, findet Priebe. Sie entschied über den Bodenbelag, Bestuhlung, Beleuchtung, die Gestaltung von Tresen und Co. „Ich habe gearbeitet wie eine Innenarchitektin, war aber keine.“ Auch ihre Freude am Gestalten von Innenräumen schlägt sich noch heute in ihren Bildern nieder. Denn selbst die schlichten Baumhäuser in ihren Bildern sind voll möbliert. Große Betten, einladende Ohrensessel und schmale Küchenzeilen finden sich dort. Das Unmögliche – zumindest auf dem Papier – möglich zu machen, das hat für die Künstlerin einen besonderen Reiz.
Nach acht Jahren im Beruf stand wieder ein Neuanfang bevor. „Ich wollte mehr“, begründet Priebe diese Entscheidung. Sie packte ihre Koffer, zog nach Flensburg und besuchte die dortige Werkkunstschule. An ihre tolle Wohngemeinschaft, wilde Partys und Lagerfeuer am Strand denkt sie gerne zurück. Das Meer hatte schon lange eine besondere Bedeutung für Priebe. Viele Jahre verbrachte die gebürtige Wittmunderin (Ostfriesland) ihre Sommerferien auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Der im Wind tanzende Strandhafer, die langen Strände und der Blick über das wogende Meer haben es ihr angetan und ebenfalls Spuren in ihrer Kunst hinterlassen. Und so spielen der Blick auf Sand und Wasser in vielen ihrer Bilder eine große Rolle. Einige Motive wirken schon fast minimalistisch. In einer Dünenlandschaft zwischen hohem Strandhafer platzierte Priebe in einem ihrer Werke beispielsweise eine Badewanne, die zu einem Bad unter freiem Himmel einlädt.
Trotz ihrer Liebe zum Meer verschlug es Priebe schließlich nach Verden, wo sie erneut Gastronomien gestaltete und für ein Architekturbüro tätig war. Zeit und Ruhe, um sich wieder hobbymäßig dem Zeichnen zu widmen, fehlten der bald zweifachen Mutter jedoch lange. Erst als ihre Tochter Angst vor Piraten bekam und Priebe eine Geschichte über Seeräuber in Verden sponn, kribbelte es ihr wieder in den Fingern. Sie skizzierte einige der erdachten Szenen und legte sie weg. Dann begann sie, klitzekleine Wohnlandschaften zu zeichnen, wann immer sie dazu Gelegenheit hatte. „Je größer die Kinder wurden, desto mehr Zeit hatte ich“, erzählt sie. Schließlich malte sie mehr und entschloss sich, ihre Werke erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Es ging total gut“, erinnert sie sich. „Wildfremde Menschen kauften tatsächlich meine Bilder.“ Ihre Motive sollen den Betrachter zum Träumen und Entdecken einladen. Und so versteckt sie auf ihren Bildern gerne Kleinigkeiten, wie kleine, rote Wesen, die wie eine Mischung aus Maus und Eule aussehen. Huhus nennt sie diese Geschöpfe, die in einer Vielzahl ihrer Bilder zu finden sind.