Sie hat dieses gewisse Leuchten in den Augen, wenn sie in ihrer Manufaktur steht und von ihren Torten erzählt. Dieses Leuchten, das man nur haben kann, wenn man für etwas aus vollsten Herzen brennt. „Ja, es stimmt“, sagt Jutta Köhler-Becker dann auch gleich mit einem breiten Grinsen. „Ich habe einen Beruf, der für mich mittlerweile zur Berufung geworden ist und mich komplett erfüllt.“
Was es genau ist, das Köhler-Becker so liebt, wird sofort klar, wenn man ihre kleine "Manufaktur Edel & Süß" an der Borsteler Landstraße betritt. Eine ganze Reihe Torten ist auf einem Tisch am Fenster aufgereiht, ein Stückchen weiter stehen auf einer Etagere Cupcakes und Cake-Pops. Die Ausstellungsstücke sind natürlich größtenteils aus Styropor, aber alles was dort steht, hat Köhler-Becker schon mehrfach auch wirklich gebacken. Und sie macht das offenbar auch ziemlich gut, denn vor Aufträgen kann sich die Achimerin kaum retten. Das liegt sicherlich auch mit daran, dass Köhler-Becker mit ihrer Manufaktur offenbar eine Marktlücke entdeckt hat. Sie bietet nämlich auch Torten für Menschen an, die Lebensmittelunverträglichkeiten haben oder bewusst auf gewisse Lebensmittel verzichten wollen – das gilt etwa für Diabetiker, Menschen mit Lactoseintoleranz oder beispielsweise auch Veganer.
„Ich selbst habe, seit ich ein kleines Kind bin, Diabetes“, erzählt Köhler-Becker über ihre Beweggründe. Süßes sei für sie damals immer verboten gewesen. „Aber das Verlangen danach war natürlich immer da.“ Daher habe sie schon von klein auf in der Küche gestanden und angefangen, herumzuexperimentieren und nach Ersatzstoffen zu suchen, um Süßes zu schaffen, was sie selbst auch essen durfte. Und diesen Antrieb hat sie noch heute. „Es gibt so viele Unverträglichkeiten und viele Menschen denken, sie dürften dann nichts mehr essen.“ Aber, das ist ihre feste Überzeugung, gesundheitliche Einschränkungen müssen nicht zwangsläufig verantwortlich sein für weniger Geschmackserlebnisse.
Anfangs hat die gelernte Zahntechnikerin ihre Torten nur nebenher für Freunde und Bekannte gebacken. „Irgendwann wurde der Kreis dann aber immer größer und ich musste abwägen, ob ich in meinem alten Job bleiben oder etwas Neues ausprobieren möchte.“ Sie hat sich dann für die Selbstständigkeit entschieden und diesen Schritt auch nie bereut. Zunächst hatte sie eine kleine Küche in der Bremer Neustadt, mittlerweile ist ihre Manufaktur in Achim beheimatet. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Nachfrage so groß sein würde.“ Im vergangenen Jahr habe sie gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin allein 100 Hochzeitstorten gebacken. Hinzu kommen noch Torten für Geburtstage, Taufen oder auch Firmeneröffnungen. Darüber hinaus bietet die Achimerin als Caterer auch kleine Naschereien für Buffets an.
Ihre Kunden kommen inzwischen längst nicht mehr nur aus Achim und Umgebung. „Mittlerweile habe ich Anfragen aus einem Umkreis bis Hamburg und Hannover“, sagt sie. Bis zur Wochenmitte ist Köhler-Becker in der Regel immer mit Backen und den Vorbereitungen beschäftigt. Ab mittwochs werden dann die Torten schön gemacht. Und das kann durchaus schon mal einige Zeit dauern. „Für kleinere Torten brauche ich in der Regel zwischen 16 und 18 Stunden“, sagt sie. Wichtig sei ihr dabei stets, dass alles selbstgemacht ist. „Es sind meine Rezepte, meine Füllungen.“ Dass Köhler-Becker, wie sie selbst zugibt, eine absolute Perfektionistin ist, trägt nicht unbedingt dazu bei, dass sie ihre Torten schnell aus der Hand gibt. „Am schwierigsten loslassen kann ich ganz zum Schluss“, sagt sie. „Da kann ich mich dann auch schon mal in winzigen Details verlieren.“ Doch diesen Protektionismus braucht es aus ihrer Sicht auch. „Schließlich wollen die Leute eine Torte, die genau nach ihren Wünschen hergestellt wurde und nicht nur ungefähr.“