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Kinderbuch Die Geschichte eines mutigen Fisches

Mit ihrem Buch "Tom" wollen die Sozialpädagogin Petra Holste und die Illustratorin Mareika Pianka ein schwieriges Thema leicht verständlich machen. Im Mittelpunkt steht Tom, ein Fisch der bei Pflegeeltern lebt.
04.12.2022, 17:10 Uhr
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Die Geschichte eines mutigen Fisches
Von Marie Lührs

Tom ist ein kleiner Fisch. Er lebt bei Eltern, die nicht seine biologischen Eltern sind. Und manchmal ist Tom richtig wütend und weiß nicht so recht warum. Tom ist außerdem die Hauptfigur und auch der Namensgeber eines Bilderbuchs, das die Sozialpädagogin Petra Holste geschrieben hat. Bebildert hat es Mareike Pianka. Die beiden Frauen verbindet nur die gemeinsame Arbeit an dem Buch mit dem kleinen Fisch, sondern auch ihre besondere Verbindung zu Wasser.

"Als wir uns kennenlernten, regnete es in strömen", erzählen die beiden. Es war bei einem Kunsthandwerkermarkt in Neddenaverbergen. Die Geschichte um Tom, der seine leibliche Familie verlassen musste, gab es damals schon. Holste erzählte der Illustratorin von ihrem Wunsch, ein Bilderbuch herauszubringen, und Pianka war schnell angetan von der Thematik.

Erfahrungen aus Pflegefamilien

Petra Holste, wie Pianka gebürtig aus Verden, hat lange mit Pflegefamilien zusammengearbeitet und war dabei immer wieder mit ähnlichen Problemen konfrontiert, erzählt sie. Ein Mädchen, das sie betreute, sei in ihrer Pflegefamilie zwar liebevoll aufgenommen worden, machte es den Eltern auf Zeit jedoch immer wieder schwer, mit ihr umzugehen. Sie wurde wütend, wusste nicht wohin mit ihren Gefühlen, verjagte jede Freundlichkeit. "Jedes Verhalten hat einen guten Grund", ist Holste überzeugt. Viele Kinder, die aus schwierigen Verhältnissen kämen, hätten Bindungsschwierigkeiten. Umso wichtiger sei es, ihnen eine Chance zu geben.

Auch Fisch Tom hat es nicht leicht. Manchmal bekommt er Angst, mal ist er wütend. Wenn seine biologischen Eltern ihn besuchen, wird es für ihn besonders schwierig. So habe sie es auch oft in ihrer Arbeit mit Pflegekindern erlebt, erzählt Holste. Kinder fühlten sich zwischen ihrer neuen Familie und dem alten Leben hin- und hergerissen. Toms Geschichte habe sie trotz des ernsten Themas mit "Leichtigkeit und Optimismus" erzählen wollen. Mithilfe von Mareike Pianka sei das auch gelungen.

Farbenfrohe Unterwasserwelt

"Als ich den Text zum ersten Mal gelesen habe, hatte ich Respekt", sagt Pianka. Doch die Neugierde auf das Projekt war groß. Wie sollte Tom aussehen? In was für einer Welt lebt der Fisch? Nach und nach entstand eine farbenfrohe Unterwasserlandschaft, in der es viel zu entdecken gibt. Auch einige Kuriositäten sind dabei: So hat Samuel, ein alter Fisch, dem Tom vertraut, eine Gehhilfe. Samuel ist es auch, der seinem jungen Freund und den Lesern erklärt, woher die überwältigende Wut kommt, die Tom manchmal ohne Vorwarnung überrollt.

"Ich war total begeistert von den Bildern", erzählt Holste von dem Moment, in dem sie Tom und seine Freunde das erste Mal nicht nur vor ihrem geistigen Auge sah. Schon auf dem Titelbild des Buches ist mit der Hauptfigur ein Rettungsring zu sehen, der im Laufe der Geschichte immer wieder auftaucht und ein glückliches Ende verspricht. "Das Buch bietet keine generelle Lösung", sagt Holste, der Fokus liege auf der Reflexion.

Positive Rückmeldungen

Das Buch richtet sich in erster Linie an Pflegefamilien, doch die ersten Rückmeldungen nach seinem Erscheinen zeigten, dass auch andere von der Lektüre profitieren können, erklären Holste und Pianka. So habe eine Pflegemutter geschrieben, sie werde das Buch auch Großeltern und Freunden geben, da es helfe, die Situation der Kinder zu verstehen. Das Buch soll verschiedenen Altersgruppen eine Annäherung an das Thema Trauma ermöglichen. "Man kann auch zunächst nur die Bilder anschauen", schlägt Pianka vor. Je nach Alter des Kindes könne die Geschichte etwas freier erzählt oder aber direkt vorgelesen werden.

Das Thema rund um den jungen Fisch, der nicht bei seinen leiblichen Eltern aufwächst, sei eigentlich nicht ungewöhnlich für ein Kinderbuch, stellt Holste fest. "Harry Potter, Pippi Langstrumpf, Matilda" – es gebe zahlreiche Figuren, denen es ähnlich ergangen sei. Auch in Märchen wachsen Kinder häufig ohne ihre leiblichen Eltern auf.

Zurück zum Wasser: Im strömenden Regen nahm die Zusammenarbeit von Holste und Pianka ihren Lauf. Ihre Geschichte spielt im Meer. Und auch beim Druck des Bilderbuches spielt Wasser eine große Rolle: Als die Wuppertaler Druckerei ans Werk ging, trat dort die Wupper über die Ufer. 

"Tom" ist unter anderem in den Verdener Buchhandlungen erhältlich. Weitere Informationen zum Buch, der Autorin und der Illustratorin gibt es im Internet unter www.mutiger-tom.de.

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