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Parteileben Kirchlintler Grüne stellen sich neu auf

Kurz und intensiv: So lässt sich das Engagement von Jürgen Thiede bei den Kirchlintler Grünen beschreiben. Den 71-Jährigen zieht es nun in die Hauptstadt.
30.11.2023, 16:27 Uhr
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Kirchlintler Grüne stellen sich neu auf
Von Jörn Dirk Zweibrock

Grünen-Urgestein Wilhelm Haase-Bruns brachte es auf den Punkt: Jürgen Thiede (71) sei als Wirbelwind in den Kirchlintler Ortsverband (OV) eingetreten und wirbele nun weiter nach Berlin. Rund zwei Jahre lang hat der ehemalige bayerische Pfarrer den OV gemeinsam mit Norbert Röttjer als männliche Doppelspitze geführt, nun folgt ihm in Person von Pädagogin Alida Spahr (31) aus Weitzmühlen eine Frau. Damit ist das Sprecher-Duo also wieder komplett. 

"Die 20 Monate mit dir haben sich angefühlt wie 20 Jahre", sagte Frank-Peter Seemann bei der offiziellen Verabschiedung von Thiede. Er habe keine Spuren im Sand, sondern vielmehr Spuren im Leben hinterlassen und sei eine Bereicherung für den grünen Ortsverband gewesen. In der Tat – die grünen Inhalte, die Thiede in der jüngeren Vergangenheit gemeinsam mit seinen Mitstreitern vorangetrieben hat, können sich sehen lassen: Tempo 30, der Kampf gegen die Wasserknappheit und natürlich auch der gegen den weiteren Ausbau der Erdgasförderung in Odeweg. 

Fuß vom Gas

Mit der Heidegemeinde fühlt sich der Zugezogene bereits seit vier Jahrzehnten verbunden, haben seine Eltern dort doch 1983 ein Haus gebaut. Nachdem er vor elf Jahren in den Ruhestand gegangen ist, hat sich Thiede nicht nur immer besser in Kirchlinteln eingelebt, sondern auch in die Kommunalpolitik hineingefuchst. Der Kontakt zum passionierten Imker Haase-Bruns aus Luttum sei es schließlich gewesen, der ihn nach einem politischen Intermezzo bei Volt ("Die Inhalte der beiden Parteien unterscheiden sich nicht groß") zur Ökopartei geführt habe. 

Die Aktion "Freiwillig 30 Stundenkilometer", die letztendlich zum Beitritt Kirchlintelns zur Initiative "Lebenswerte Städte und Gemeinden" geführt hatte, werten die Grünen zwischen Geest und Kleinbahnbezirk als einen ihrer jüngsten politischen Erfolge. Gern denken sie daran zurück, wie sie damals einen ersten Appell an der Kükenmoorer Straße in Kirchlinteln platziert haben. 

Ziel dieser Initiative ist es, dass die Kommunen selbst entscheiden dürfen, in welchen Ortschaften Tempo 30 statt Tempo 50 angemessener wäre. Die Idee der SPD, die Anschaffung von Geschwindigkeitsanzeigetafeln in den Ortschaften finanziell zu unterstützen, ist ein weiterer Baustein grüner Verkehrspolitik in Kirchlinteln. Umso weniger kann der scheidende Jürgen Thiede deswegen nachvollziehen, dass im Bundesrat gerade die Reform des Straßenverkehrsrechts gescheitert ist. Er weist in diesem Kontext noch einmal auf die Empfehlung des Umweltbundesamtes hin, deutschlandweit Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit einzuführen. 

Pizza und Politik

Außerdem gilt Thiede als einer der Mitorganisatoren des Formates "Pizza und Politik", mit dem Jugendliche im zwanglosen Rahmen an die Kommunalpolitik herangeführt werden sollen. Als Kooperationspartner konnte dafür die Oberschule am Lindhoop gewonnen werden.

Was können Gartenbesitzerinnen und -besitzer gegen die vom Klimawandel verursachte Wasserknappheit tun? – auch eine Frage, die Thiede in den vergangenen Monaten beschäftigte. Gemeinsam mit dem Trinkwasserverband (TV) Verden gingen ihr die Grünen sprichwörtlich auf den Grund.

Warum geht ein Wirbelwind, der soviel bewegt hat, nun eigentlich nach Berlin? Es sei einfach die Großstadt, die ihn reize, sagte Thiede und liebäugelt schon mit einer Mitgliedschaft in der von den bekannten Bremer Grünen Marieluise Beck und Ralf Fücks gegründeten Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne. 

Seinen Wechsel zum grünen Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf hat der 71-Jährige bereits besiegelt. "Auf dem Weg ist mir der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering begegnet", erzählte Jürgen Thiede begeistert von seinem zufälligen Zusammentreffen mit dem früheren Vizekanzler.

Das Zentrum grüner Politik, das früher noch Luttum war, verlagert sich in Kirchlinteln hingegen immer mehr in Richtung Weitzmühlen: Beide Sprecher des Ortsverbandes, Alida Spahr und Norbert Röttjer, leben nämlich im Bindeglied zwischen Geest und Kleinbahnbezirk.

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