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Hochwasser in Langwedel Campingplatzbewohner vor Obdachlosigkeit bewahrt

Das Hochwasser erwischte den Campingplatz Drosselhof mit voller Wucht. Immerhin gelang es rechtzeitig, die Wohnwagen in Sicherheit zu bringen. Welche vorübergehende Lösungen für die Bewohner geschaffen wurden.
19.01.2024, 15:44 Uhr
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Campingplatzbewohner vor Obdachlosigkeit bewahrt
Von Marius Merle

Es waren turbulente Szenen, die sich am Tag vor Heiligabend auf dem Campingplatz Drosselhof in Hagen-Grinden abgespielt haben. Aufgrund der drohenden Hochwasserlage war schnelles Handeln aller Akteure gefragt. Mit mehreren Traktoren wurden die bereits im gestiegenen Grundwasser stehenden Wohnwagen herausgefahren. "Dies hatte zur Folge, dass der Ziegeleiweg komplett gesperrt war und auch Besitzer, die ihren Wohnwagen abholen wollten, den Campingplatz nicht mehr erreichen konnten", schilderte Bürgermeister Andreas Brandt am Donnerstagabend im Rahmen der Ratssitzung, wo er die Hochwassergeschehnisse im Flecken Langwedel noch einmal Revue passieren ließ. Geschehnisse, die unter anderem im Bezug auf den Campingplatz noch nachwirken und es wohl auch noch eine ganze Weile tun werden.

Schnelle Lösung gefragt

Denn während die Wohnwagen in Sicherheit gebracht wurden, stellte sich heraus, dass mehrere Personen dauerhaft auf dem Campingplatz wohnen und deren Wohnwagen ihre einzige Unterkunft ist. Davon wurde die Verwaltung durchaus überrascht und auch jetzt, vier Wochen später, sei der Flecken laut Brandt noch mit der Prüfung des Sachverhaltes beschäftigt, ob diese Art der Dauerwohnform am Drosselhof überhaupt rechtlich zulässig ist. In jedem Fall aber musste an Weihnachten schnell eine Lösung her. "Hätte es keine Möglichkeit gegeben, die Wohnwagen weiter als Unterkunft nutzen zu können, wären die Bewohner obdachlos gewesen", sagte Brandt. Ein weiteres Problem: Es stellte sich heraus, dass kaum einer der Wohnwagen zugelassen war, was eine Überführung in sichere Gefilde ebenfalls erschwerte, da erst entsprechende Abstimmungen getroffen werden mussten.

Am 23. Dezember konnten schließlich aber 54 Wohnwagen zum Cluvenhagener Sportplatz überführt werden. Da sich die Hochwasserlage am 24. und 25. Dezember verschärfte, wollten auch die Bewohner der höher gelegenen Flächen des Campingplatzes den Platz mit ihren Wohnwagen, die ebenfalls für viele die einzige Wohnmöglichkeit sind, verlassen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde deshalb für mehrere Stunden ein Korridor vom Drosselhof bis zur Mehrzweckhalle Cluvenhagen bedarfsweise freigesperrt, damit insgesamt rund weitere 30 Wohnwagen auf das dortige Gelände überführt werden konnten.

An der Mehrzweckhalle wohnen aktuell 20 Personen in ihren Wohnwagen. "Hier können die Toiletten, die Duschen und der Gemeinschaftsraum genutzt werden. Im Keller der ehemaligen Hausmeisterwohnung in Etelsen an der Schule wurde ein Waschsalon mit zwei Waschmaschinen für alle Camper eingerichtet", beschrieb Brandt am Donnerstag die momentane Lage. Auf dem Sportgelände in Cluvenhagen wohnen derzeit fünf Personen, wobei die Stromversorgung über das Vereinsheim erfolgt, wo auch die Toiletten und Duschen genutzt werden können. "Durch die Einrichtung provisorischer Stellplätze und die Organisation des Wohnwagentransportes konnte die sofortige Obdachlosigkeit von 25 Personen verhindert werden", fasste Langwedels Bürgermeister zusammen. Die Zahl wäre noch höher, wenn einige Bewohner des Campingplatzes nicht vorübergehend bei Freunden oder Verwandten hätten unterkommen können. Denn inzwischen hat die Gemeinde errechnet, dass auf dem Drosselhof 49 Bewohner mit einzigem Wohnsitz, ein Bewohner mit Hauptwohnsitz und ein Bewohner mit Zweitwohnsitz gemeldet sind.

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Nächsten Schritte ungewiss

Wie es mit den Dauercampern und dem Campingplatz weitergeht, ist momentan noch in der Schwebe. Einerseits, weil der Flecken Langwedel den Wohnsachverhalt final klären muss, und besonders, weil auch die Betreiberfamilie des Drosselhofes erst einmal ein Bild darüber gewinnen muss, wie hoch die entstandenen Schäden sind. So kann laut Brandt derzeit auch keine Aussage darüber getroffen werden, wann die Wohnwagen am Sportplatz und der Mehrzweckhalle wieder entfernt werden. Für die Altpapiersammlung in Cluvenhagen musste daher schon ein neuer Containerstellplatz gefunden werden und "ob das Osterfeuer wie gewohnt am Sportplatz stattfinden kann, ist derzeit ungewiss".

Seine Schilderungen im Rat, die auch noch viele weitere Einsatzorte wie die Evakuierung des Hofes Meyerwiede oder die Sicherung eines Pflegeheimes enthielten, wollte Brandt auch dafür nutzen, sich bei allen ehrenamtlichen Helfern und Unterstützern für ihren tagelangen Einsatz zu bedanken. Hervorheben wollte er in diesem Zusammenhang etwa die Hilfe der Wintershall Dea Deutschland GmbH mit ihrem Sitz in Holtebüttel, die neben Fahrzeugen und technischem Gerät den Betriebshof zum Füllen von Sandsäcken und Personal aus der Betriebsfeuerwehr zur Verfügung gestellt hatte.

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