Plötzlich musste alles ganz schnell gehen. Mit dem Gedanken, einen kleinen polnischen Supermarkt zu eröffnen, hatten sich Christina und Adam Ruminski schon längere Zeit beschäftigt. Mehr als eine Idee oder viel mehr ein Traum war es aber nicht. Dann gab es die Gelegenheit, die Räumlichkeit der alten Erasmie-Filiale in Völkersen zu übernehmen. "Und da haben wir uns gedacht, wenn nicht jetzt, wann dann", erzählt Christina Ruminski. Zumal das Paar mit ihren Kindern seit zweieinhalb Jahren in der Ortschaft und damit quasi in direkter Nachbarschaft lebt. Jedoch blieb nur ein Monat Zeit, alle Genehmigungen zu erhalten und erste Schritte in die Selbstständigkeit zu vollziehen. Doch es hat geklappt: Seit rund zweineinhalb Wochen hat der "Mak" an der Völkerser Landstraße 60 geöffnet und bietet unter anderem Getränke, Wurst oder Süßigkeiten an, die es sonst nur in Supermärkten des deutschen Nachbarlandes zu kaufen gibt.
"Mak" ist wenig überraschend polnisch und heißt übersetzt Mohn, die polnische Nationalblume. Im Hintergrund läuft polnische Musik, zudem liegt auf der Fensterbank Literatur in polnischer Sprache, die von Besuchern wie bei einem Bücherschrank mitgenommen oder durch eigene Bücher ergänzt werden kann. "Wir wollen ein Stück Polen hierherbringen", sagt Adam Ruminski. Er ist zwar in Deutschland geboren, seine Familie stammt jedoch aus Polen und er selbst sei entsprechend auch regelmäßig dort und spricht die Sprache. Im Laden anzutreffen ist der 33-Jährige aber eher unregelmäßig, geht er zumindest vorerst weiterhin seinem Job bei Mercedes in Bremen nach.
Im Geschäft steht sechs Tage die Woche seine Frau – montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr sowie am Sonnabend von 8 bis 14 Uhr. "Sie verwirklicht also meinen Traum", ist Adam Ruminski dankbar. Dieser Aufgabe komme Christina Ruminski aber gerne nach. "Ich habe direkt gesagt, dass ich das mache." Zuletzt hatte sie sich sieben Jahre lang um die Erziehung der gemeinsamen Kinder gekümmert. Nun also die spontane Umstellung. Vieles musste sich das Ehepaar auf die Schnelle aneignen, besonders Christina Ruminski als Hauptzuständige im Laden.
Begehrte Ware
Begeistert werden für die angebotenen Produkte musste sie indes nicht extra. "Ich liebe es, in Polen zu essen", sagt die 31-Jährige. Entsprechend weiß sie auch die Ware im Markt zu schätzen. "Ich muss mich beherrschen, nicht immer selbst dran zu gehen", erzählt sie mit einem Grinsen. Die Zielgruppe des "Mak" sind einerseits Menschen mit polnischer Familiengeschichte aus der ganzen Region, die sonst kaum Möglichkeiten haben, an die Marken aus ihrer Heimat zu gelangen. Aber aus eigener Erfahrung weiß Adam Ruminski auch, dass die Lebensmittel aus dem Nachbarland in Deutschland oft gut ankommen. Freunde hätten nach dem Probieren oft gefragt, wo wir das her haben, erzählt er. "Alles, was wir irgendwann mitgenommen haben, wurde uns weggenommen", berichtet der 33-Jährige von den Begehrlichkeiten.
Diese Gefahr droht nun also nicht mehr, da alle einfach im "Mak" vorbeischauen können. Dafür nimmt Adam Ruminski derzeit aber auch einen sehr hohen Aufwand in Kauf. Denn um stets an frische Ware zu kommen und weil es momentan noch kein Lager gibt, fährt er einmal in der Woche zu einem Großmarkt nach Polen zum Einkaufen. Das bedeutet mal eben eine insgesamt rund zehnstündige Autofahrt. Das soll natürlich kein Dauerzustand bleiben, durch ein eigenes Lager und möglicherweise eine Kooperation bei der Anlieferung sollen die Fahrten reduziert werden. Aber auf die Schnelle war keine andere Lösung zu finden.
Wünsche sind willkommen
Das Ehepaar ist grundsätzlich auch offen, was das Angebot im Laden betrifft. Nur wenige Tage dauerte es etwa, dann konnten Kundenwünsche nach frischem Kaffee und belegten Brötchen bereits umgesetzt werden – natürlich belegt mit polnischen Spezialitäten. "Der Käse und die Wurst sind geschmacksstärker als in Deutschland", findet Christina Ruminski. Der Schwerpunkt auf polnische Produkte soll auf jeden Fall bleiben, aber das Paar kann sich auch vorstellen, in der Zukunft einige Dinge des täglichen Bedarfs wie Zahnpasta, Toilettenpapier, Eier oder Mehl mit aufzunehmen. "So eine Art Tante-Emma-Laden", fasst es Adam Ruminski zusammen. Darüber wären bestimmt auch viele Einwohner in Völkersen froh, gab es in der Ortschaft schon länger kein Nahversorgungsangebot mehr. Und ganz nebenbei wird der ein oder andere möglicherweise auch gleichzeitig eine Begeisterung für die polnischen Lebensmittel entwickeln.