Der Absperrzaun steht bereits seit Anfang April, vor einigen Wochen folgte das Baugerüst. Es ist unübersehbar: An der St.-Sigismund-Kirche in Daverden wird gearbeitet. Wer genauer hinsieht, der stellt auch fest, was der Grund für die Arbeiten ist. Das Mauerwerk ist marode. Wo genau, lässt sich selbst für den Laien momentan gut erkennen. Denn die von einem Restaurator angebrachten Klebestreifen markieren die entsprechenden Stellen, wo in den nächsten Monaten fachmännisch ausgebessert werden soll. Im Vorfeld aber läuft aktuell noch die Reinigung des Mauerwerks durch ein Dampfstrahlverfahren. Vorausgegangen ist dem Ganzen derweil eine umfangreiche Schadenskartierung sowie eine langjährige Planung vonseiten des Kirchenvorstandes.
"Wir warten schon lange genug", erklärt Birgit Lebedies. Zusammen mit Jonathan Hartmann vom Bauausschuss des Kirchenvorstandes begleitet sie die Maßnahme. Bereits 2019 hatte die Planung begonnen, sei "durch Corona jedoch ins Hintertreffen" geraten. Bis letztlich alle Voruntersuchungen abgeschlossen und auch der Kirchenkreis und die Landeskirche ihr Einverständnis für die Sanierung gegeben hatten, dauerte dann wiederum auch seine Zeit. Nun aber erhält eine der ältesten Kirchen im Kirchenkreis endlich die nötige Sanierung.
"Gefühlt tausend kleine Baustellen"
Denn witterungsbedingt hat das Backsteingebäude in der Vergangenheit teils stark gelitten. "Einzelne Bereiche sind sehr schlecht", sagt Hartmann. Insgesamt war die Kirche im Rahmen der Schadenskartierung in insgesamt 81 Teilflächenbereiche unterteilt worden, weil die verwendeten Materialien im Laufe der Zeit so unterschiedlich gewesen sind. Dabei gilt: Der Zustand steht nicht zwingend in Zusammenhang mit dem Alter. "Die neuesten Fugen sind die schlechtesten", merkt Lebedies mit Blick auf die letzten erfolgten Sanierungsarbeiten in den frühen 1980er-Jahren an. Die unterschiedlichen genutzten Baustoffe, zum Beispiel für den Mörtel, sorgen für eine große Herausforderung beim jetzigen Projekt. "Es gibt gefühlt tausend kleine Baustellen", sagt Lebedies. Und jede müsse vom Restaurator aufgrund der Gegebenheiten für sich betrachtet werden. Dabei ist der Kirchenvorstand überzeugt, dieses Mal die nötigen Profis engagiert zu haben. "Wir wollen ja nicht in 30 Jahren wieder hier stehen", betont Hartmann.

Die Klebestreifen markieren die Schäden: Birgit Lebedies und Jonathan Hartmann haben für den Kirchenvorstand alles im Blick.
Um das zu verhindern, wird sich dieses Mal auch der Feuchtigkeitsproblematik besonders gewidmet. Ein ohnehin hoher Grundwasserspiegel, fehlende Versickerungsmöglichkeiten oder ein gegenläufiges Gefälle, durch das angestautes Regenwasser zur Kirche hin verläuft, sind Probleme, die längst auch im Kircheninneren zu feuchtigkeitsbedingten Schäden geführt haben. Für die Zukunft Abhilfe schaffen sollen unter anderem neue Gräben rund um das Gotteshaus.
Kosten haben sich verdreifacht
Bei der groß angelegten Sanierung handelt es sich wenig überraschend um ein recht kostspieliges Unterfangen. Das war schon beim Anfang der Planung klar, doch durch teils deutlich höhere Kosten etwa für Baumaterialien hat sich der finanzielle Rahmen in den vergangenen Jahren verdreifacht. Hartmann spricht von einem "oberen sechsstelligen Betrag". Die St.-Sigismund-Kirchengemeinde muss dafür aber nicht aufkommen - und könnte es auch gar nicht. Den Großteil der Kosten übernimmt die Landeskirche, der Kirchenkreis zudem eine kleinere Festsumme. "Es kann aber trotzdem sein, dass die ein oder andere Sache auf uns zukommt", erklärt Hartmann. Sollte sich bei der Sanierung herausstellen, dass beispielsweise ein Fenster ersetzt werden muss, müsste die Kirchengemeinde zahlen.
In der finanziellen Verantwortung ist sie zudem für alle künftigen Sanierungsarbeiten im Inneren der Kirche. Und es ist aufgrund der Witterungsschäden wohl unvermeidbar, dass sich diesem Thema eines Tages gewidmet werden muss. "Es wird aber ein paar Jahre dauern, bis das Mauerwerk trocken ist, vorher brauchen wir gar nicht anfangen", merkt Lebedies an. Zunächst einmal gibt es mit der Begleitung der aktuellen Baumaßnahme ohnehin reichlich zu tun. Die Hoffnung des Kirchenvorstandes besteht, dass die Arbeiten bis zum Jahresende abgeschlossen und das Gerüst bis Weihnachten wieder abgebaut werden kann. "Aber es ist wie eine Wundertüte," spricht Lebedies die Unwägbarkeiten bei Arbeiten an einem solch alten Gebäude an.