Noch vor dem Wochenende hatte das Niedersächsische Gesundheitsministerium die für die kommunalen Impfangebote zuständigen Gesundheitsämter gebeten, nicht starr an einem Abstand von sechs Monaten zwischen der Zweitimpfung und der Auffrischungsimpfung festzuhalten, wenn Menschen bereits lange Zeit in der Schlange eines Impfangebots gewartet haben. "Ziel dieser Bitte war es, Situationen zu vermeiden, in denen impfwillige Bürger in großer Zahl und nach langer Wartezeit abgewiesen werden, weil ihre zweite Impfung weniger lange zurückliegt als die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen sechs oder im Einzelfall fünf Monate", heißt es von der Landesregierung.
Welche Menschen aber vor Ort eine Impfung erhalten und ob eine Auffrischungsimpfung im Einzelfall medizinisch angebracht ist, das sei keine Landesentscheidung, sondern immer eine ärztliche Einzelfallentscheidung. Bürger, die also ein kommunales Angebot für eine Auffrischungsimpfung – etwa in Posthausen bei Dodenhof, wo der Landkreis Verden ein Impfzentrum ohne Terminvergabe eingerichtet hat – in Anspruch nehmen möchten, sollten sich daher im Vorfeld der Impfung informieren, welche Personengruppen vor Ort die Boosterimpfung erhalten können, damit sie sich unnötige Wartezeiten und Enttäuschungen ersparen.
Beides erlebten Ulla und Klaus Buchalla am Freitag. Etwa vier Stunden dauerte es, ehe das Achimer Ehepaar – sie ist 77 Jahre alt, er 81 – an der Reihe war. "Ich wurde geboostert, meine Frau nicht", erzählt Klaus Buchalla. Exakt ein Tag habe ihr gefehlt, damit sie einen Fünf-Monats-Abstand zwischen der zweiten Impfung und der gewünschten Auffrischungsimpfung vorweisen konnte. Die Ärztin verweigerte die Impfung und sorgte so für Verärgerung bei Familie Buchalla, die während ihrer Wartezeit keine Nachfrage und Informationen über den Mindestabstand mitbekommen hatte. Die Enttäuschung und die Wut wichen aber bis zum nächsten Morgen. Da war bei den Eheleuten die Einsicht vorhanden, "dass es ja unsere eigene Schuld war", wie Klaus Buchalla sagt. Die Ärzte müssten eben irgendwo eine Grenze ziehen.
Begeistert vom Service
Am Sonnabend dann starteten die beiden Achimer in Posthausen einen neuen Versuch. Die Warteschlange sei überraschend kurz gewesen und gleich drei- bis viermal die Stunde wurden die Wartenden gefragt, wie lange ihre letzte Impfung her sei. "Das haben wir am Freitag so nicht mitbekommen", erzählt der 81-Jährige, der von dem Service und dem Einsatz aller am Impfzentrum beteiligten Menschen grundsätzlich regelrecht begeistert ist. Freundlich, höflich und engagiert habe er an beiden Tagen das Personal wahrgenommen, dem er Lob und Anerkennung für dessen Engagement zollt. Nach etwa zwei Stunden konnten die Buchallas am Sonnabend das Impfzentrum verlassen.
Dass noch nicht alles glatt lief in den ersten Tagen, hat auch der Verdener Marco Arnhold mitbekommen. So sei Ende vergangener Woche die mündliche Info über den Zeitabstand der Impfung erst nach etwa einer Stunde in der Warteschlange durch den Sicherheitsdienst erfolgt. Zwar befand sich ein Hinweisschild direkt am Eingang zum Impfzentrum, "aber dies war natürlich in der Warteschlange nicht direkt zu sehen". Auch Arnhold ist voll des Lobes über das Impfangebot des Landkreises Verden bei Doldenhof. "Es ist doch hervorragend, dass ein privates Unternehmen Räume zur Verfügung stellt, um die Impfungen zu beschleunigen, die dringendst benötigt werden", sagt er. Er erwartet von seinen Mitmenschen, dass sie sich mit mehr Eigeninitiative im Vorfeld selbst informieren sollten, ob und wie sie eine Auffrischimpfung bekommen können.
Eigeninitiative ist gefragt
"Es kann nicht sein, dass man erwartet, alles geliefert oder gebracht zu bekommen", betont er. Dass von Wartenden kritisiert worden ist, dass Sitzgelegenheiten fehlen, kann Arnhold nicht nachvollziehen. "Was soll dann noch alles zur Verfügung gestellt werden? Schnittchen, Sekt, Pralinen?" Wer nicht stehen kann, sollte sich in Eigeninitiative einen Stuhl mitbringen, "was einige Personen auch taten, ebenso Getränke oder Essen" hat er in der Warteschlange beobachtet. Generell ärgert es ihn, dass Leute über lange Wartezeiten meckern, zumal das Personal sehr schnell rekrutiert worden und "äußerst freundlich" sei. "Für neue Handys stehen sie 24 Stunden lang an, für das Autowaschen am Samstag gern auch stundenlang, für die eigene Gesundheit sind die fünf Stunden aber zu viel verlangt", vergleicht er. Zumal die Alternative fürs Warten laute, "sich nicht impfen zu lassen und dafür möglicherweise wochenlang auf der Intensivstation zu liegen und Folgeschäden zu haben".
Fragen zu Impfungen im Landkreis Verden beantworten auch die Mobilen Impfteams unter 0 42 31 / 9 03 08 88 montags bis freitags von 8.30 bis 15.30 Uhr.