Das auf Gegenseitigkeit beruhende Prinzip des Gebens und Nehmens wird in der Ottersberger Gemeindebücherei ab sofort für ein ganz besonderes Projekt angewandt. Denn was sich in Form einer Saatgutbibliothek bereits in zahlreichen Städten und Kommunen bundesweit etabliert hat, soll nun auch in der grünen Gemeinde an der Wümme langsam anlaufen. "Ich finde die Idee total toll, aber wir sind noch ganz am Anfang. Für uns ist das ein spannender Versuch", erklärt Impulsgeberin und Büchereileiterin Karen Marheine die Entstehung des Projekts "Saatgutbibliothek", das von der Gemeindeverwaltung mit Begeisterung und vollumfänglich unterstützt wird.
Im Büro von Bürgermeister Tim Willy Weber kam die Idee nach einer kleinen Kettenreaktion an. Die Ottersberger Naturfreunde Thomas Brendgens-Mönkemeyer und Heide Mönkemeyer hatten zunächst die Büchereileiterin angesprochen und für das Thema sensibilisiert, die wiederum Kontakt zur Ordnungsamtsleiterin Svea Krüger aufgenommen hatte. „Die Idee einer Saatgutbibliothek hat mir gleich gut gefallen, da es darum geht, Wissen und Potenzial zu teilen. Solche Initiativen unterstützen wir sehr gerne und eine Bücherei ist hierfür auch der angemessene Ort", lobt der Bürgermeister die Initiatoren, die das Projekt nun mit Leben füllen wollen. Denn dies kann nur funktionieren, wenn auch die Ottersberger Bürger mitmachen.
Ständiger Kreislauf
Das Prinzip ist derweil denkbar einfach: In einer Saatgutbibliothek finden Gartenfreunde eine Sammlung an getrockneten Pflanzensamen, die „ausgeliehen“ werden können, um sie im heimischen Garten oder auf dem Balkon anzupflanzen. Die Ausleihe bezieht sich dabei auf den Umstand, dass die Samen der gezogenen Pflanzen idealerweise in den Kreislauf der Saatgutbibliothek zurückgebracht und so mit anderen Pflanzenfreunden geteilt werden können. Mitmachen könne jeder, die Nutzung der Bücherei sei keine Pflicht, erklärt Marheine. Das längerfristige Ziel einer Saatgutbibliothek ist, durch die Produktion von samenfestem, gentechnikfreiem Saatgut unterschiedlichster Pflanzenarten in Hausgärten die Sortenvielfalt und den Erhalt traditioneller Sorten nachhaltig zu fördern.
Gerade für den bei Naturfreunden so beliebten Flecken Ottersberg hält Karen Marheine die Idee einer Saatgutbibliothek für besonders charmant. "Wir haben hier sehr viele Gartenfreunde und unsere Gartenzeitschriften und -bücher sind immer gut nachgefragt", betont Marheine. Zur Umsetzung dieses Ziels rufen die Initiatorinnen und Initiatoren nun also zur Unterstützung durch die Spende von Pflanzensamen für beispielsweise Bohnen, Erbsen, Kürbis, Tomaten und einjährige Sommerblumen auf. Wer Saatgut übrig hat, kann dieses direkt zur Gemeindebücherei Ottersberg (Am Brink) bringen. Weitere Informationen zu diesem Projekt gibt es telefonisch unter 0 42 05 / 24 70 und im Internet unter https://www.bz-niedersachsen.de/saatgutbibliotheken.html.