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Erste Zwischenbilanz Untersuchungen laufen: Die Blaualgen und der Otterstedter See

Der Otterstedter See wird seit rund neun Monaten von Experten untersucht. Deren Ziel ist es, das Blaualgen-Problem des Sees zu identifizieren und Maßnahmen zur Seesanierung einzuleiten. Eine Zwischenbilanz.
15.02.2023, 14:29 Uhr
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Untersuchungen laufen: Die Blaualgen und der Otterstedter See
Von Lars Köppler

Der Otterstedter See wird seit Jahren durch Blaualgen belastet, was bereits mehrere Badeverbote zur Folge hatte. Um das gravierende Problem in dem beliebten Badegewässer endlich zu lösen, hatte der Flecken Ottersberg im vergangenen Jahr das ortsansässige Institut Dr. Nowak beauftragt, zeitlich befristet bis Mai 2024 limnologische Untersuchungen im See vorzunehmen. Als Partner in der Projektsteuerung holte die Verwaltung derweil die Firma Haneg ins Boot. Zu welchen Schlüssen die Fachleute für Süßwasserkunde nach etwa einem dreiviertel Jahr intensiver Untersuchungen bisher gekommen sind, erläuterten Tim Epe (Nowak) und Kerstin Kunze (Haneg) jüngst im Ausschuss für Klimaschutz, Umweltschutz und Landschaftspflege.

Doch wer aus der Runde des von Angela Hennings (Grüne) geführten Gremiums auf knallharte und belastbare Fakten gehofft hatte, worauf die See-Problematik zurückzuführen ist und welche greifbaren Maßnahmen getroffen werden können, musste sich an diesem Abend vertrösten lassen. "Es ist bei diesem Projekt nicht geplant, konkrete Zwischenstände zu nennen", erklärte Tim Epe und bat hierfür um Verständnis: Dies habe keinen Mehrwert für alle Beteiligten. Man verstehe zwar das berechtigte Interesse der Öffentlichkeit, doch wenn vorläufige Ergebnisse erst mal im Internet stünden, könnten daraus falsche Schlüsse gezogen und sogar eigene Recherchen angestellt werden. Dies sei nicht zielführend, betonte Epe. Für ihn und seine Mannschaft gelte daher folgender Ablauf: Daten sammeln, diese bewerten und erst am Ende des Projekts veröffentlichen.

Projekt wird gefördert

Und somit beschränkten sich Kerstin Kunze und Tim Epe in ihrem Zwischenbericht auf die bisher getätigten Untersuchungen und die Schritte, die noch folgen werden. Rückblick: Vor rund 20 Jahren hatte es die ersten Blaualgenbefunde im Otterstedter See gegeben. Diese waren durch die Eingabe von Bentophos, welches in Gewässern zur Bindung von Phosphat eingesetzt wird, zunächst in den Griff bekommen worden. Dennoch erlitt der See einen akuten Blaualgen-Rückfall. Eine zweite Bentophos-Eingabe erzielte nicht mehr den gewünschten Erfolg. Verwaltung und Politik beschlossen daher, sich externe Hilfe für das Sanierungsprojekt zu holen. Über ein Förderprogramm hatte der Flecken Ottersberg eine 90-prozentige Förderung beim Niedersächsischen Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bekommen und 2021/2022 dann die Ausschreibungen für die Projektsteuerung und das Gewässer-Gutachten getätigt. Fachliche Unterstützung erhält das Projekt vom Seekompetenzzentrum des NLWKN mit Sitz in Sulingen.

Doch was ist seit Mai 2022 im und am Otterstedter See passiert? Kerstin Kunze stellte zunächst die Ziele des umfangreichen Projekts heraus. "Es geht darum, den Otterstedter See als Badegewässer langfristig zu erhalten." Dafür sei eine umfassende Bestandsaufnahme der Gewässersituation notwendig, aus der sich idealerweise Maßnahmen zur Verbesserung und Stabilisierung des ökologischen Gewässerzustandes ableiten lassen sollten. Inzwischen laufen die Gewässeruntersuchungen also auf Hochtouren und sollen noch bis November dieses Jahres andauern. Im Spätsommer 2022 standen umfangreiche Sedimentuntersuchungen per Tiefenbohrung in dem bis zu 10,20 Meter tiefen Otterstedter See auf dem Programm. Physikochemische Analysen umfassten etwa Phosphor, Stickstoff, Kohlenstoff, Eisen und Mangan.

Nährstoffeintrag zu hoch

So lassen sich im Gewässersediment vielfach zeitlich zurückliegende Belastungen anhand der stofflichen Merkmale nachweisen. Man spricht beim Sediment auch vom „Langzeitgedächtnis“ eines Gewässers. Immerhin ließ sich Tim Epe bei seinen Ausführungen dann doch auf eine erste vage Einschätzung ein: "Der Nährstoffeintrag liegt im mittleren Bereich. Für den Otterstedter See ist das aber noch zu hoch", so der Experte. Diese Werte müssten gezielt zurückgeschraubt werden. Im Rahmen der Analysen sind bis November dieses Jahres weitere Vermessungsarbeiten, Grundwasser-, Sediment- und Planktonuntersuchungen sowie Prüfungen bei Starkregenereignissen und eine Bestandsaufnahme der im See lebenden Fische geplant.

Das spätere Gutachten soll die seeinternen und externen Belastungsfaktoren aufzeigen sowie Wasser- und Nährstoffbilanzen enthalten. Natürlich wollen die Experten die Ursachen für die Nährstoffanreicherung und das Blaualgenwachstum identifizieren, Maßnahmen zur Verbesserung definieren und Prioritäten festlegen. Im Rahmen der Grundwasseranalyse konnten Bürger, die rund um den Otterstedter See wohnen, auch einen Eigenbeitrag zur Mithilfe leisten, indem sie aus ihrem Haus- und Beregnungsbrunnen etwa 200 Milliliter Wasser abgefüllt und dem Nowak-Team übergeben haben. Diese Form der Bürgerbeteiligung soll in diesem Sommer wiederholt werden. Mit fundierten Ergebnissen aus der Untersuchungsreihe ist ab März/April 2024 zu rechnen.

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