Was wird aus Haustieren, wenn sich Herrchen oder Frauchen altersbedingt oder aufgrund ihres Ablebens nicht mehr um ihre Vierbeiner kümmern können, sich Halter aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr kümmern wollen oder Menschen ihre Tiere aufgrund schlechter Haltung oder gar Misshandlung weggenommen bekommen? Ein Tierheim ist dann meist die erste Anlaufstelle. Aber abgesehen von der Tatsache, dass diese ohnehin fast immer komplett ausgelastet sind, besteht bei vielen Hunden und Katzen aufgrund von Krankheiten, Behinderungen oder zu hohem Alter schlichtweg kaum noch eine Chance auf Vermittlung. Das musste auch Christina Bringmeier einst bei ihrer Tätigkeit für das Bremer Tierheim feststellen. Und so reifte ihr Plan, solchen Tieren "einen würdevollen Platz zu bieten, wo sie in Ruhe gehen können". So rief sie in Bassen an der Wiemark auf einem riesengroßen Grundstück Coras Sonnenhof ins Leben – benannt nach einer ihrer früheren Hündinnen. Zehn Jahre ist das inzwischen her. Zehn Jahre, in denen sie vielen Hunden und Katzen einen schönen Lebensabend bieten und sogar einige Tiere doch noch einmal vermitteln konnte. Aber auch zehn Jahre voller Arbeit und der ständigen Sorge, wie die anfallenden Kosten beglichen werden können.
Gestiegene Tierarztkosten
"Ich bin finanziell ziemlich am Limit", sagt Bringmeier, die für den Betrieb ihres Gnadenhofes für Tiere komplett auf Spenden angewiesen ist. Um diese erhalten zu können, wurde damals auch extra ein gleichnamiger Tierschutzverein gegründet. Besonders die massiv gestiegenen Tierarztkosten bereiten seit einiger Zeit Probleme. Denn die Tiere auf Coras Sonnenhof brauchen in der Regel besonders intensive medizinische Betreuung. Da kommt jährlich für den gesamten Betrieb schon einmal ein hoher fünfstelliger Betrag zusammen, der aufgebracht werden muss. Es gibt zwar Leute, die den Sonnenhof seit vielen Jahren finanziell unterstützen, aber die Spenden an sich seien leider rückläufig, erzählt Bringmeier und fasst zusammen: "Es reicht einfach nicht". Das lasse sie dann manchmal auch nicht gut schlafen.
Zumal es da auch noch die Probleme mit dem Grundstück gibt. Denn der Resthof am Rande Bassens, mitsamt Wald und Weide etwa 1,5 Hektar groß, ist schlichtweg überdimensioniert. Deshalb sucht Bringmeier bereits seit einigen Jahren einen Käufer und ein neues Grundstück. Wobei ein Ende der Suche zumindest in Sicht scheint: Für Coras Sonnenhof hat sie ein neues Grundstück im Auge und in einigen Monaten könnte daher ein Umzug anstehen.
Betreuung von 17 Hunden
Aktuell werden in Bassen 17 Hunde und einige Katzen versorgt. Mascha ist eins von den Tieren – mit einer laut Bringmeier typischen Vorgeschichte. Der Besitzer musste ins Pflegeheim und die Verwandtschaft bat die Leiterin des Gnadenhofes, die 13-jährige Hündin bei sich aufzunehmen, damit diese nicht ins Tierheim muss. Verknüpft gewesen sei das jedoch mit der Zusage, künftig für alle Tierarztkosten aufzukommen, wovon die Familie aber nun einfach Abstand genommen hätte, beklagt die Frau mit dem großen Herz für Tiere. So stand sie vor der Wahl, die Hündin selbst ins Tierheim zu geben oder sich auch finanziell künftig komplett um sie zu kümmern.
Wenig überraschend habe sie sich für letzteres entschieden, weil ein 13-jähriger Hund im Tierheim so gut wie keine Chance auf Vermittlung habe. Grundsätzlich könne sich Bringmeier aber durchaus vorstellen, für Mascha noch einmal ein neues Zuhause zu finden. Auch wenn das Konzept des Gnadenhofes anders als bei Tierheimen nicht auf die Vermittlung ausgelegt ist, schaffe sie es doch regelmäßig. Jährlich finde sie für drei bis vier der Tiere doch noch neue Halter. "Ich versuche mit meiner Arbeit auch, eine Lanze für ältere Tiere zu brechen", ist Bringmeier der Überzeugung, dass es keinesfalls immer Jungtiere sein müssen, wenn es um die Anschaffung eines Hundes oder einer Katze geht.
Hilfe bei Vermittlungen
Grundsätzlich geht die ehrenamtliche Arbeit Bringmeiers ohnehin über die Pflege ihrer eigenen Tiere hinaus. Denn auch wenn auf dem Sonnenhof die Kapazitäten erschöpft sind und ein Aufnahmestopp herrscht, biete sie stets ihre Unterstützung an. "Ich werde sehr oft angerufen und helfe dann immer mit, eine Lösung zu finden", sagt sie. Nicht nur für Hunde und Katzen, auch für Kleintiere wie Wellensittiche oder Meerschweinchen sowie Pferde oder zuletzt sogar ein Zirkuspony habe sie durch Kontakte schon neue Bleiben gefunden. "Ich hänge manchmal Stunden am Telefon", merkt Bringmeier den zusätzlichen Aufwand zum ohnehin stressigen Tagesablauf an.
Denn auf dem Sonnenhof stemmt sie vieles komplett in Eigenregie. Ein paar ehrenamtliche Helfer gibt es, auch ihr Mann hilft aus und ihren Bruder konnte sie vor drei Jahren als Katzenbeauftragten gewinnen. Zudem kann sie bald einen Mitarbeiter begrüßen. "Dennoch ist jede weitere helfende Hand willkommen", betont Bringmeier. Gleiches gilt für die finanzielle Unterstützung des Tierschutzprojektes. Damit sich interessierte Bürger einmal ein Bild von der Arbeit auf dem Gnadenhof machen können, plant Bringmeier zum zehnjährigen Bestehen ein Sommerfest. Am 15. September sind alle auf dem Gelände Zur Wiemark 9 willkommen und können dann auch bestimmt den ein oder anderen Hund wie Mascha kennenlernen.
Wer helfen möchte, kann sich mit Sabine Bringmeier telefonisch unter 01 76 / 78 66 20 85 in Verbindung setzen. Weitere Infos außerdem auf der Facebook-Seite "Coras Sonnenhof e.V.".