Es war ein ebenso schöner wie emotionaler Moment, als Kerstin Ihlenfeldt-Wulfes und Tanja Kraas das Straßenschild unter dem Applaus von Oytens Bürgermeisterin Sandra Röse, geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik sowie einigen Nachbarn und angehenden Bauherrn des neuen Baugebiets "Rosengarten" enthüllten. Denn dass sich das Tor zu diesem noch unbebauten Areal künftig offiziell Ihlenfeldtstraße nennt, hat einen besonderen Grund. Im August vergangenen Jahres hatte der Oytener Gemeinderat einstimmig beschlossen, das Lebenswerk des Unternehmers Hans-Ullrich Ihlenfeldt auf diese Weise zu würdigen. Ihlenfeldt hatte die Firma Doyma gegründet und in Oyten gemeinsam mit seiner Elisabeth zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen entwickelt. Die Eheleute sind zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 innerhalb von nur vier Wochen verstorben und haben ihren Kindern mit Doyma den heute international führenden Hersteller von Dichtungs- und Brandschutzsystemen hinterlassen.
Sichtlich gerührt begleiteten die beiden Töchter, die das Unternehmen mittlerweile zusammen mit Geschäftsführer René Hartwig leiten, die feierliche Zeremonie. "Dieses Ereignis ist eine herausragende Würdigung der Verdienste unserer Eltern, die wirklich Unternehmer mit Leib und Seele waren", sagte Doyma-Geschäftsführerin Kerstin Ihlenfeldt-Wulfes, die selbst im vergangenen Dezember von der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum zur Innovationsbotschafterin 2020 ernannt worden war. Ihren Vater werde sie als Kaufmann mit besonnenem Weitblick und seiner "Begeisterung für Neues" in Erinnerung behalten. Organisationstalent sowie die Leidenschaft für den IT-Bereich und das Marketing seien derweil das Markenzeichen ihrer Mutter gewesen. Auch seien sich ihre Eltern der Verantwortung für ihre Mitarbeiter bewusst gewesen und hätten sich stets für deren Wohl eingesetzt.
Mit Schaffenskraft und Weitsicht
Zudem sei es ihren Eltern immer eine Herzensangelegenheit gewesen, die ortsansässigen Vereine und die Feuerwehr zu unterstützen. "Wir sind sehr dankbar, dass unsere Eltern im Jahr 1984 den Grundstein für das heutige Doyma gelegt haben und seitdem durch die Gemeinde unterstützt werden", betonte Ihlenfeldt-Wulfes. Nicht zuletzt für die soziale Ader der Ihlenfeldts erhielt das Straßenschild den Zusatz „mit viel Menschlichkeit für die Oytener Gemeinschaft“. Die Schaffenskraft, Weitsicht und das soziale Engagement habe auch sie zutiefst beeindruckt, erklärte Bürgermeisterin Sandra Röse in ihrer kurzen Ansprache. "Es ging ihnen immer um Qualität. Und wer gibt heute schon 25 Jahre Garantie auf seine Produkte? Das muss man hervorheben", stellte Röse mit einem Schmunzeln fest.
Im Hintergrund laufen derweil in der Oytener Verwaltung die Planungen für das Baugebiet "Rosengarten" auf Hochtouren. Mehr als 150 Interessenten hatten sich laut Wolfgang Röttjer aus der Gemeindeverwaltung um eines der 16 zu vergebenden Baugrundstücke beworben, die mittlerweile nach dem Losverfahren und unter Einhaltung der vom Gemeinderat festgelegten Vergaberichtlinien allesamt vergeben worden seien. Eine Hälfte des zweigeteilten Baugebiets soll indes für Mietwohnungen freigehalten werden, was eine Änderung des Bebauungsplans erfordert. Hier geht es für die Gemeinde zunächst einmal darum, einen passenden Investor für das Projekt zu finden. Den Zuschlag erhalten soll laut Röttjer der Interessent, der das beste städtebauliche Konzept für den dortigen Mietwohnungsbau vorlegt.
Verträge sind unterschrieben
Aus Sicht der Verwaltung könnten die ersten Bagger schon bald anrollen. "Das Gebiet ist baureif und die ersten Verträge sind unterschrieben", erklärte Wolfgang Röttjer auf Nachfrage. Der Endausbau der Straße soll derweil erst dann erfolgen, wenn 80 bis 90 Prozent des Areals bebaut sind. Noch offen ist zudem, ob das Baugebiet einen Spielplatz erhalten soll. Dafür habe man, so Röttjer, extra ein 17. Grundstück freigehalten. In den Startlöchern sitzen auch schon Jaane Buschmann und Tobias Bläs mit ihrem vor zwei Wochen geborenen Töchterchen, die sich dort ein 686 Quadratmeter großes Baugrundstück gesichert haben. "Wir hoffen, dass wir dieses Jahr noch beginnen können. Wir sind Ur-Oytener und wollten unbedingt hier wohnen bleiben. Für uns geht es auch um Heimat", erzählte Tobias Bläs, der sich mit seiner Partnerin mit dem Erwerb des Grundstücks einen seit sechs Jahren gehegten Wunsch erfüllt hat.