Sogar ernsthafte Themen werden von Matthias Stührwoldt in den Bereich des Humors befördert. Das erlebten die Besucher am Sonntag eindrucksvoll, als der Autor und Landwirt auf Einladung des Kulturvereins im voll besetzten Renaissance-Saal des Schlosses Erbhof in Thedinghausen Geschichten aus seinen Büchern zum Besten gab und immer wieder Applaus erntete.
Da stand er nun lässig mit hochgekrempelten Hemdsärmeln – der Bauer aus Schleswig-Holstein. Ein Stehpult und ein Mikrofon bildeten seine Requisite, außerdem ein Pappkarton unter dem Tisch, in dem sich noch zu verkaufende Bücher und diverse Zeitungen befanden. Stührwoldt war aus Stolpe im Kreis Plön angereist, wo er seit 1998 den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern bewirtschaftet. Gerade dort fingen seine rund zweistündigen Ausführungen an, als der 54-Jährige über Sinn und Zweck der nahen Autobahn 21 berichtete und schnell die Lacher auf seiner Seite hatte. „Da haben wir Federball über die Mittelplanke gespielt“, berichtet er über Unsinn nicht etwa auf Hochdeutsch, sondern wie den ganzen Abend auf Platt.
Kurze Nacht vor dem Auftritt
Eigentlich durfte nur 40 Meter von der Autobahn gebaut werden, doch der Wintergarten am Haus – in geringerer Entfernung – wurde zugelassen, musste aber so gestaltet werden, dass er nicht für ein Verkehrszeichen gehalten wird. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage bezweifelten nur ganz Wenige an. Jedenfalls schmunzelten die meisten Zuhörenden. In der Folgezeit erzählte Stührwoldt manch eine Geschichte aus seinem Leben – von der Familie, von Besuchsmodalitäten beim Krankenhausaufenthalt und auch sein Klassentreffen der Landwirtschaftsschule vom Vorabend (das erste nach 25 Jahren) ließ er anklingen. Nach dreieinhalb Stunden Schlaf sei er ganz schön müde, sagte er. Doch das war überhaupt nicht zu merken. Wortgewandt gestaltete der Autor seine humorvollen Ausführungen mit viel Witz.
Da kam Levkes 18. Geburtstag zur Sprache, der bei Vollmond, Schnee und klirrender Kälte stattfand. Stührwoldt war eingeladen, glaubte dieses jedenfalls. Zu später Stunde sah der Gast, wie in Abwesenheit der Eltern des Mädchens Herzen in die edle Anrichte des Hausherrn geritzt wurden. Zu diesem Zeitpunkt schwor sich der Stolper, nicht aus dem Haus zu gehen, wenn die Kinder Geburtstag feiern. Immerhin ist Matthias Stührwoldt Vater von fünf Kindern. Tee war auch ein Thema, und zwar beim Aufräumen vom „Kökenschap“, dem Küchenschrank. Schon die Aussage, dass er gar nicht wusste, wie viel Tee und wie viel Sorten darin lagerten. Vom billigen Hagebutten- bis hin zum Brennnessel-Tee. Wie immer fand Stührwoldt auch eine Moral zu der Geschichte. Ein Brennnessel-Tee hatte nämlich auf dem Etikett noch eine vierstellige Postleitzahl und das Mindesthaltbarkeitsdatum 31.12.1993. „Hilft bei Rheuma, Blasenentzündung und Menstruationsbeschwerden“ stand in der Beschreibung. Wegschmeißen? Vielleicht nicht trinken, sondern einfach im Küchenschrank haben, dachte er sich. In der ganzen Zeit waren nämlich bei ihm nie solche Beschwerden aufgekommen. Wenn's hilft.
Autor und Kolumnist
Fußball und speziell das Trikot seines Heimatvereins löste weiteren Spaß aus, denn er konnte die aufgedruckte Werbung eines Bestattungsunternehmens nicht ungenannt lassen. „Bei uns liegen sie richtig“, sagte der Stolper Autor und lag damit an diesem Nachmittag auch in der Stimmungsskala richtig – und zwar weit oben. Freihändig Radfahren zurzeit des WM-Spiels von Deutschland gegen die Niederlande in München reihte sich nahtlos zum Thema Fußball an.
Der Erfolgs-Autor und Öko-Landwirt aus Stolpe, der regelmäßig für eine Kolumne in der alternativen Bauernstimme schreibt, sorgt in seinen unzähligen Büchern für eine gesunde Mixtur aus hoch- und plattdeutschen Geschichten. Das war auch der Grund, warum so viele Kulturbewusste den Weg in den Erbhof fanden. Und das bereits zeitig, denn es ging auch darum, sich einen möglichst guten Sitzplatz zu ergattern. In der Pause und nach dem Auftritt fanden Stührwoldts Bücher mit Autogramm guten Absatz.