Diesmal lief alles ein wenig anders: Nicht wie üblich als Einheit präsentierte sich der Verdener Flohmarkt am Wochenende, sondern aufgeteilt in zwei Bereiche. Positioniert auf dem Domplatz freuten sich diesen Sonnabend 42 Standinhaber über regen Zulauf, während 39 Aussteller ihre Plätze am Norderstädtischen Markt bezogen hatten. Wer die eingezäunten Bereiche besuchen wollte, musste sich vorab einer Geduldsprobe unterziehen: Lange Schlangen hatten sich vor den Eingängen gebildet, und eingelassen wurde nur, wer sich per Luca-App eingeloggt oder manuell seine Kontaktdaten erfasst hatte. Besorgte Blicke gen Himmel galten zudem der durchwachsenen Wetterprognose.
Dann stand der Schnäppchenjagd nichts mehr im Wege. Den größten Posten auf beiden Märkten bildeten Berge an Kinderbekleidung, vornehmlich Ausstattungen für junge Mädchen und Jungen sowie Spielzeug für die gleiche Altersgruppe. Aber auch Videos und Hörspiel-Kassetten, unter ihnen begehrte Drei-Fragezeichen-Folgen und Gesellschaftsspiele fanden sich auf den Tapeziertischen entlang der Spazierwege, die unter Einhaltung der Corona-Regeln eingerichtet worden waren.
Spiele waren gefragt
Einfache Broschen und Modeschmuck aus den 1990er-Jahren präsentierte ein Händler, der anonym bleiben wollte. Etwa 200 Exemplare aus einem längst geschlossenen Oldenburger Laden hielt er vor, Schmetterlinge und andere Tierfiguren, die jedoch wenig Anklang fanden. Umso mehr Interesse widmeten die Besucher zahlreichen Spielen, die der Mitarbeiter einer Etelser Käserei unter die Leute zu bringen gedachte. Allen Kartons gemeinsam: der hervorragende Zustand und das Fehlen von Preisetiketten. Label seien unter Sammlern gleichzusetzen mit einer Beschädigung der Ware, informierte der 45-Jährige, der den eigenen Bestand an Gesellschaftsspielen auf etwa 2500 Stück schätzt.
Kornelia Weyhausen handelt nach einem eigenen Prinzip: Nach dem Kauf eines Kleidungsstückes geht sie ihren Bestand durch und entfernt mindestens ein bis zwei Teile daraus. So halte sie ihre Garderobe aktuell und vermeide vollgestopfte Schränke, informierte die Frau aus Visselhövede, die gepflegte Blusen, Jacken und Jeans vor sich drapiert hatte. Es ist schon gut etwas weggegangen, berichtete sie und auch der hochwertige Modeschmuck, den ihre Mutter hinterlassen habe, sei auf Interesse gestoßen. Ein kleiner Standspiegel stand zur Erleichterung der Kaufentscheidung bereit.
Adventskalender und vereinzelt auch Christbaumschmuck standen im Kontrast zu den spätsommerlichen Temperaturen, während Nadine Meyer mit Abendkleidern und dazu passenden Schuhen auf die Herbstsaison einstimmte. An ihrem Handgelenk trug die junge Mutter ein Bändchen, das ihr nach ordnungsgemäßer Online-Anmeldung vom Landkreis übersandt worden war. „Alles gut“, befand sie und hatte ihre Mutter zur Unterstützung verpflichtet.
Abgeliebte Kuscheltiere
Upcycling hatten sich derweil Frank Müller und seine Ehefrau auf die Fahnen geschrieben. In alte Terrinen, Saucieren und Schalen hatte das Paar frische Pflänzchen gesetzt, die auf herbstlich gedeckten Tischen Furore zu machen hofften. Zudem hatten sie alte Knöpfe, abgeliebte Steiff-Tiere, Schächtelchen aus Kinder-Kaufmannsläden und eine Sammlung von Maggi-Flaschen im Angebot. Ein Gemälde mit rosa Rosen in opulentem Stuckrahmen wartete indes am späten Vormittag vergeblich auf seinen Verkauf.
Am Stand von Axel Frank kamen Kenner auf ihre Kosten: Gepflegte Militaria warteten hier auf Abnehmer und technische Geräte, die der kürzlich verstorbene Vater hinterlassen hatte. Dazu gehörten feinmechanische Werkzeuge, eine umfangreiche Sammlung von Mehrfachsteckdosen mit Ausschaltfunktion, eine sogenannte Volksgasmaske und ein Stahlhelm mit Herkunft aus der Deutschen Demokratischen Republik. Ferngläser und ein Pulverhorn sowie Multifunktions-Tools aus vergangenen Zeiten ergänzten das Sortiment, das zum Leben des alten Herrn gehörte. Cornelia Gruß und Ehemann Robert hatten stattdessen ihren Enkel im Fokus und waren auf der Suche nach Holzspielzeug fündig geworden.