Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hat möglicherweise auch Auswirkungen auf die Landwirte im Landkreis Verden. Kreislandwirt Jörn Ehlers befürchtet, dass in der Folge die Preise für deutsches Schweinefleisch nachgeben könnten. "Ich gehe aber davon aus, dass dieser Effekt nur kurzfristig sein wird", sagt Ehlers. Aktuell haben Südkorea und England den Import von deutschen Fleischprodukten gestoppt.
Auch nach dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest habe es Importstopps anderer Länder und sinkende Fleischpreise für die Erzeuger gegeben. Mit der Folge, dass sich die Warenflüsse und Lieferketten verlagert hätten. "Beispielsweise hat China kein deutsches Schweinefleisch mehr importiert, dafür konnten wir andere Märkte erschließen", erklärt Ehlers, der selbst in seinem Holtumer Betrieb Schweinemast betreibt.
Keine Rücklagen möglich
Aktuell bekommen die Erzeuger 1,82 Euro für ein Kilo Schweinefleisch. "Dieser Preis ist auskömmlich, allerdings nur für den laufenden Betrieb", so der Kreislandwirt. Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden, sei damit nicht möglich. "Wir müssen den Preis immer im Verhältnis zu den Kosten für Ferkel und Futter sehen." Auch die Energiekosten seien in der Vergangenheit gestiegen, ebenso der Mindestlohn. "Wir hatten im vergangenen Jahr zeitweise Schweinepreise von zwei Euro, das würde ich mir dauerhaft wünschen. Dann könnten wir auch Rücklagen bilden", fordert Ehlers. Weiter sinken dürfe der Preis hingegen nicht, sonst sei die Schweinemast nicht mehr rentabel. Auch der sinkende Fleischkonsum in den vergangenen Jahren habe Auswirkungen auf die Erzeugerpreise gehabt. Dieser habe sich aber mittlerweile stabilisiert.
Weltmarkt spielt wichtige Rolle
Und wie kommt der Erzeugerpreis für Schweinefleisch zustande? Dabei spielt laut Ehlers der Weltmarkt durchaus eine wichtige Rolle. "Das Schwein wird zerlegt, und die Teile werden dahin verkauft, wo es dafür die höchsten Preise gibt", erklärt der Kreislandwirt die Vermarktung. Beispielsweise seien in Deutschland Filetstücke besonders beliebt. Die anderen Teile werden in andere Länder exportiert. Der Schweinefleischpreis sei also eine Mischung aus regionalem und internationalem Markt. "Ich würde mir wünschen, dass unsere Erzeugnisse auf dem regionalen Markt besser bezahlt würden", betont der Holtumer.

Auf einem Hof in Brandenburg ist die hochansteckende Maul- und Klauenseuche aufgetreten.
Angesichts des ersten Auftretens der Maul- und Klauenseuche seit 1988 appelliert Ehlers, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landvolks Niedersachsen ist, an die Bauern, in den Ställen besonders vorsichtig zu sein. Auch so schon seien die Sicherheitsstandards in Deutschland und vor allem in Niedersachsen besonders hoch. "Beispielsweise müssen externe Besucher im Stall betriebseigene Kleidung tragen, es wird vorher desinfiziert, und in manchen Betrieben müssen externe Besucher sogar duschen, bevor sie in den Stall gehen.
Viehhandel als Risikofaktor
An der Maul- und Klauenseuche (MKS) erkranken können Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen. Viehhandel sei also ein Risikofaktor, weshalb bis auf Weiteres die Auktionen in Verden untersagt seien. Außerdem könnten Wildtiere erkranken, etwa Wildschweine. In diesem Zusammenhang warnt Ehlers vor Jagdtourismus. "Manche Jäger fahren in andere Bundesländer, um dort auf die Pirsch zu gehen. Davor kann ich in der jetzigen Situation nur warnen." Auch Pferde können das Virus in sich tragen und weitergeben, erkranken aber selbst nicht.
Wichtig ist aus Sicht von Ehlers, die Auswirkungen der MKS auf die betroffene Region und möglichst kreisweit zu begrenzen. "Wir müssen anstreben, dass nicht alle Landwirte darunter leiden müssen." Die Betriebe in Brandenburg, die ihre Tiere töten mussten, erhielten eine Entschädigung aus der Tierseuchenkasse, aber von sinkenden Fleischpreisen wären die meisten Landwirte betroffen. "Im Landkreis Verden gibt es ziemlich viele Betriebe, die mit Schweinen oder Rindern zu tun haben."
Er glaubt, dass kleinere Betriebe, die sich nicht auf eine Sparte spezialisiert hätten, einen möglichen Preisverfall besser abfedern könnten. "Wer bei den erzeugten Produkten breiter aufgestellt ist, kann das unter Umständen leichter ausgleichen", sagt Ehlers. Er selbst betreibe neben der Schweinemast auch Ackerbau in nicht größerem Umfang sowie Stromerzeugung durch eine Fotovoltaikanlage.
Tierseuchen nicht selten
Der Ausbruch einer Tierseuche ist in Deutschland sowie im europäischen Ausland nicht selten. In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es in Großbritannien mehrere Fälle des sogenannten Rinderwahnsinns (BSE). Schweinepest ist seit Jahren nicht nur hierzulande ein Problem, sondern auch in Osteuropa sowie in Italien und Spanien.