"Wenn wir's schon machen, dann machen wir's richtig." Anselm Cybinski, Intendant der Niedersächsischen Musiktage, blickt optimistisch auf das diesjährige Festival der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Mit mehr als 50 Veranstaltungen an ebenso vielen Orten zwischen Hannoversch Münden und Wilhelmshaven soll das flächengrößte Festival Deutschlands nach der Zwangspause im vergangenen Jahr in den gewohnten Dimensionen stattfinden – und der Landkreis Verden bekommt ein Sahnestück.
Mit der Aufführung der sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach dürfen Klassikfans am Donnerstag, 9. September, in der St. Cosmas und Damian-Kirche in Lunsen ein einzigartiges Konzerterlebnis erwarten. Möglich wird das durch das junge Hannoveraner Barockorchester La festa musicale, dessen Mitglieder nicht nur sämtlich hoch qualifizierte Konzertsolisten sind, sondern auch größtenteils mehrere Instrumente beherrschen.
"In der Barockzeit war es völlig normal, dass die Musiker in den so genannten Stadtpfeifereien an möglichst vielen Instrumenten ausgebildet wurden", erläutert Cybinski. Um alle Konzerte an einem Stück zu spielen, bedarf es einer besonders großen Zahl an Solisten: "Jedes der sechs Konzerte besitzt eine völlig andere Instrumentenkombination". So gebe es eine extrem hoch geführte Trompete, auch in allen anderen Instrumentengruppen seien anspruchsvollste Solopartien gefordert: Virtuose Hörner, Flöten und Oboen, zwei Gamben und viele weitere Solisten geben jedem Konzert unterschiedliche glanzvolle Akzente.
Musikalische Vielfalt
Da die sechs Brandenburgischen Konzerte, die 1721 herausgegeben wurden, die größte musikalische Vielfalt beinhalten, so Cybinski, sei es "ein Riesen-Unterschied, ob man ein Einzelwerk oder einen ganzen Zyklus hört. So kann man mit allen Sinnen in die Musik eintauchen."
Das Ensemble La festa musicale, das von Konzertmeisterin Anne Marie Harer geleitet wird, ist in Lunsen mit 22 Musikern und ihren historischen Instrumenten zu Gast. Es wurde 2014 gegründet und spielte unter anderem beim Schleswig-Holstein Musik-Festival oder den Händel-Festspielen in Halle. Mit höchstem Engagement und spürbarer Leidenschaft vertritt es eine neue Generation der historischen Aufführungspraxis.
"Dieses junge Ensemble wird die Nachfolge der ganz großen Barockorchester antreten, denn auch hier findet derzeit ein Generationenwechsel statt", erklärt Cybinski. "Wir haben uns in diesem Jahr auch ganz bewusst dafür entschieden, möglichst viele Musiker aus dem eigenen Bundesland zu unterstützen, indem wir ihnen in diesem Festival den Vorrang geben."
Auch zum diesjährigen Motto "Rituale" passt das Ensemble perfekt: Anstelle des "egoistischen Authentizitätsdrucks", der in dieser Zeit die Medienlandschaft beherrsche, solle das Festival Raum für einen gemeinschaftlichen Geist bieten, der nicht nur das Traditionelle weitergibt, sondern auch Innovationen gemeinsam entwickelt und vertritt. Dabei sollen auch Verbindungen zu Ritualen unterschiedlicher Kulturen und Zeiten geschaffen werden, sodass die ganze Vielfalt der Musik und ihrer Ausdrucksformen abgebildet wird.

Silke Korthals (li.) und Beate Patolla (re.) von den Sparkassen-Stiftung unterstützen Anselm Cybinski, Intendant der Niedersächsischen Musiktage.
Das Konzert findet unter Corona-Bedingungen statt, die Veranstalter stimmen diese tagesaktuell mit dem Gesundheitsamt ab. "Vorsichtshalber geben wir nur 100 Karten in den Vorverkauf", erklärt Silke Korthals, die als Vorstandsvorsitzende die Stiftung der Kreissparkasse Verden als Mitveranstalterin vertritt. Später könne dann entschieden werden, ob zusätzlich noch ein Vor-Ort-Verkauf angeboten werde. "Zum Glück brauchen wir mit diesem Festival keine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen", ergänzt Cybinski. "Es geht vielmehr darum, namhafte Künstler und spannende, auch experimentelle Konzerte in die Region zu bringen und damit Kunst und Kultur in Niedersachsen zu fördern."
Die Karten für das Konzert am Donnerstag, 9. September, das um 19.30 beginnt, kosten in der ersten Kategorie 30 Euro (ermäßigt 25 Euro) und in der zweiten Kategorie 25 Euro (ermäßigt 20 Euro). Der Kartenvorverkauf unter www.musiktage.de oder unter der Telefonnummer 0800/4566540 hat begonnen.