Wenige Wochen vor der Bundestagswahl (23. Februar) grüßen die Direktkandidaten von jeder Straßenlaterne. Vor allem an Andreas Mattfeldt (CDU), der den Wahlkreis Verden-Osterholz seit 2009 vertritt, und SPD-Herausforderin Özge Kadah ist kaum ein Vorbeikommen. Dabei sind sie bei Weitem nicht die Einzigen, die um die Erststimmen der Wähler werben. Insgesamt sieben Namen werden – vorausgesetzt es liegen keine Beschwerden gegen die Zulassung vor – in der linken Spalte des Wahlzettels zu finden sein. Auffällig ist, dass es im Wahlkreis ein klares Süd-Nord-Gefälle gibt. Bis auf eine Ausnahme sind alle Kandidaten im Kreis Verden zu Hause.

Andreas Mattfeldt
Andreas Mattfeldt (CDU) hat das Direktmandat im Wahlkreis Verden-Osterholz bereits viermal gewonnen und die historisch rote Region schwarz gefärbt. Kein Wunder, dass der 55-Jährige aus Langwedel nach 16 Jahren Parlamentsarbeit in seinem Wahlkreis und in Berlin als gut vernetzt gilt. Er ist Mitglied im Haushaltsausschuss und des Bundesfinanzierungsgremiums. Vor seinem Wechsel nach Berlin engagierte sich Mattfeldt in der Kommunalpolitik. Von 2001 bis 2009 war er Bürgermeister von Langwedel, wo er bereits seit 1992 im Gemeinderat aktiv war. Der 55-Jährige gibt sich bodenständig und erklärte in der Vergangenheit durchaus mit Stolz, dass er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen hat, statt zu studieren. Bis zu seiner Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister war er in der Lebensmittelindustrie tätig. Mattfeldt ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

Özge Kadah
Özge Kadah (SPD) ist eine Neueinsteigerin in die Politik. Die 28-Jährige aus Verden ist 2016 in die SPD eingetreten. Seit 2021 sitzt sie im Stadtrat. Vor knapp zwei Jahren wurde sie zur Vorsitzenden des Ortsvereins ihrer Heimatstadt gewählt. Vor mehr politischer Verantwortung scheut sie sich offensichtlich nicht. Als Problemfelder in der Region hat sie unter anderem die Wirtschaft und bezahlbaren Wohnraum ausgemacht. Auch in der politischen Kommunikation sieht sie Verbesserungsmöglichkeiten. Viele Menschen hätten das Gefühl, dass an ihnen vorbeiregiert werde. Zu ihren Zielen gehört auch, Frauen stärker am politischen Geschehen zu beteiligen, denn Politik werde immer noch von Männern dominiert. Kadah hat kürzlich ihr Studium beendet und arbeitet zurzeit als Wirtschaftsingenieurin im Energiebereich.

Lena Gumnior
Lena Gumnior (Bündnis 90/Die Grünen) bewirbt sich nach 2021 zum zweiten Mal für das Direktmandat im Wahlkreis Verden-Osterholz. Die 32-Jährige bezeichnet Verden als ihre "politische Heimat". Sie arbeitet nach eigenen Angaben im Kreisvorstand der Grünen mit, koordiniert mit einem Team die Grünen-Kreisverbände im Elbe-Weser-Gebiet und ist Mitglied des Landesvorstands. Beruflich ist die promovierte Strafrechtlerin und Anwältin schon jetzt viel in Berlin unterwegs. Sie setze sich für das gute und bezahlbare Leben für alle ein, sagt Gumnior. Außerdem engagiere sie sich in der Strafrechtskommission des Deutschen Juristinnenbundes und kämpfe für eine feministische Rechtspolitik – also dafür, dass Gesetze Gleichberechtigung fördern und in der Gesetzgebung die Perspektive aller Menschen mitgedacht werden.

Gero Hocker
Gero Hocker (FDP) ist im politischen Berlin bereits seit 2017 zu Hause. Den Einzug in den Bundestag sicherte sich der 49-jährige Achimer über die Landesliste der FDP. Zuvor war er für zwei Legislaturperioden als Landtagsabgeordneter politisch aktiv. In seiner Heimat Achim ist er Mitglied des Stadtrats. Im September wurde Hocker zum Parlamentarischen Staatssekretär im Verkehrsministerium ernannt, wegen des frühzeitigen Aus des Regierungsbündnisses übte er dieses Amt jedoch nur wenige Wochen aus. Landwirtschaft und Ernährung zählen zu den Themen, die ihm besonders wichtig sind. Hocker hat eine Ausbildung zum Bankkaufmann und ein Studium der Wirtschaftswissenschaft absolviert und war als Vermögensberater und Vertriebsleiter eines Versicherungskonzerns tätig. Der 49-Jährige ist verheiratet und hat eine Tochter.

Susanne Rosilius
Susanne Rosilius (AfD) versucht gleich den Sprung in die Bundespolitik. Die 57-Jährige aus Verden hat bislang nach eigenen Angaben noch kein politisches Mandat gehabt und will nun "eine starke Stimme" für die Region in Berlin werden. 2017 trat sie in die AfD ein, seit 2018 gehört sie zum Vorstand des Kreisverbands. Rosilius schreibt sich auf die Fahne, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu haben. Viele Menschen fühlten sich ungerecht behandelt, sagt sie. Gerade für viele Ältere laufe es nicht mehr so gut. Rosilius ist gelernte Einzelhandelskauffrau, arbeitet als Taxifahrerin und gehört zum Stab von Klaus Wichmann, Fraktionsvorsitzender der AfD im Landtag. Die 57-Jährige ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

Herbert Behrens
Herbert Behrens (Die Linke) kennt den Berliner Politikbetrieb bereits. Der 70-Jährige aus Osterholz-Scharmbeck war von 2009 bis 2017 Mitglied der Linksfraktion im Bundestag und zuständig für Verkehrs- und Digitalpolitik. Politisch aktiv ist Behrens bereits seit mehr als 50 Jahren – in der DKP, in der WASG und nun bei den Linken. Zu seinen zentralen politischen Themen zählt er soziale Sicherheit und Frieden. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag arbeitete der gelernte Schriftsetzer und Diplom-Sozialwissenschaftler bis zur Rente wieder als Gewerkschaftssekretär. Behrens ist Fraktionsvorsitzender im Stadtrat in Osterholz-Scharmbeck sowie Mitglied der Linksfraktion im Kreistag Osterholz. Der 70-Jährige ist verheiratet und hat ein Kind.

Hergen Ramme
Hergen Ramme (Volt) aus Kirchlinteln gibt der jungen pro-europäischen Partei Volt ein Gesicht bei der Bundestagswahl. Als Direktkandidat war er zuletzt auch schon bei der Landtagswahl angetreten. Seine Partei versteht er als Gegenbewegung zum aufkommenden Rechtspopulismus. Bildung, Handwerk und Gesundheit nennt der 32-jährige Elektrotechniker seine Herzensthemen. "Spätestens die Pandemie hätte ein Weckruf sein müssen, um unser Gesundheitssystem zu reformieren", sagt Ramme. Der Pflegenotstand halte aber noch immer an und besonders auf dem Land klafften teils große Versorgungslücken.