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Carsharing Cambio verschiebt Ausbau in Achim

Anders als geplant wird Cambio in diesem Jahr keine zweite Station in der Stadt eröffnen. Die Kriterien für weitere Standort lassen erahnen, wo das Unternehmen in Achim 2024 wachsen könnte.
19.02.2023, 11:56 Uhr
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Cambio verschiebt Ausbau in Achim
Von Felix Gutschmidt

Etwa 160 Personen nutzen das Carsharing-Angebot des Unternehmens Cambio in Achim. Damit gilt die Station am Baumplatz mit einem Elektroauto und einem Benziner als Erfolg. Dennoch zögert das Unternehmen, sein Angebot in der Stadt zu erweitern. Aus der für das erste Quartal 2023 angekündigten Eröffnung einer zweiten Station in Achim wird vorerst nichts. Cambio-Sprecher Tim Bischoff gibt nun das kommende Jahr als Ziel aus.

Für die Verzögerung nennt Bischoff zwei Gründe: die Zahl der Nutzer und die Auswahl des richtigen Standorts. "Wenn wir eine Station eröffnen, dann soll diese sich auch langfristig tragen", sagt der Sprecher des Bremer Anbieters. "Ein Rumprobieren bis es dann klappt, ist nicht unsere Firmenpolitik." Nur wer zuverlässig und dauerhaft ein Auto in der Nähe habe, werde sich für das Carsharing als echte Alternative entscheiden.

Klare Kriterien für Standorte

Gleichwohl betont der Sprecher, dass Cambio in produktiven Gesprächen mit Partnern in Achim sei. Es gebe auch einen konkreten Standort für ein weiteres Carsharing-Angebot. Wo genau das sein könnte, verrät Bischoff nicht. Er werde verkehrsgünstig gelegen sein, Platz für mindestens zwei Fahrzeuge bieten und rund um die Uhr erreichbar sein. Grundsätzlich achte Cambio bei der Standortsuche auf eine Anbindung an das Nahverkehrsnetz. "Fahrradstellplätze seien auch wichtig. "Wichtigstes Kriterium ist aber, dass wir neben Privatkunden im Umkreis der Station auch Geschäftskunden vorfinden", sagt Bischoff. "Unser Preismodell kann nur dann funktionieren, wenn die private Nutzung, in der Regel am Wochenende, durch geschäftliche Fahrten, in der Regel werktags, ergänzt wird." Das laste die Autos optimal aus. "Ein stehendes Carsharing-Auto will ja auch niemand."

Wie maßgeschneidert für diese Kriterien ist das derzeit im Bau befindliche Quartier Nördliche Innenstadt. Hinter dem Bahnhof entsteht in diesem Jahr ein neuer Zentraler Omnisbusbahnhof. In der geplanten Mobilitätsstation soll es auch Stellplätze mit Ladesäulen für Elektroautos geben. Es entstehen neue Gewerbeflächen und weiterer Wohnraum in der unmittelbaren Umgebung.

260 Kunden im Landkreis

Der Zahl der Kunden in Achim liegt aktuell bei mehr als 160. Zum Vergleich: Im Juni waren es 150. Das geringe Wachstum bewertet Cambio nicht als schlechtes Zeichen. "Die Entwicklung ist in Ordnung", meint der Sprecher. Denn schon im Sommer wertete Cambio die Ansiedlung in Achim als Erfolg. Eine Faustregel bei dem Unternehmen besagt, dass es etwa 50 Kunden pro Fahrzeug braucht, damit eine Station wirtschaftlich betrieben werden kann.

Deutlich schneller ist das Wachstum von Cambio in der Kreisstadt Verden. Ende 2022 und damit nicht einmal zehn Monate nach dem Start waren schon über 100 Privatkunden in Verden unterwegs, sagt Bischoff. Zum Auftakt des Angebots im April waren 24 Nutzer aus Verden bei Cambio angemeldet. Zwei Monate später hatte sich die Zahl nach Unternehmensangaben etwa verdreifacht. Dort sind insgesamt sieben Fahrzeuge im Einsatz, deutlich mehr als in Achim. Sie stehen an der Bahnhofstraße, Moorstraße, Lindhooper Straße, Mainstraße, am Warwickplatz sowie am Nikolaiwall.

Verden ist ein Sonderfall

Das besondere in der Kreisstadt ist, dass Cambio dort über das Projekt Umov (Unternehmensübergreifende Mobilitätscluster in Verden und der Metropolregion Nordwest) mit gleich mehreren Akteuren zusammenarbeitet. Der Landkreis, die Stadtverwaltung und das Unternehmen Allerbus haben ihre Fuhrparke gemeinsam mit dem Bremer Carsharing-Anbieter öffentlich zugänglich gemacht. Die Stadtwerke sorgen für die Ladeinfrastruktur. Nach Angaben der Klimaschutz- und Energieagentur Klever nutzen inzwischen auch weitere Unternehmen in der Allerstadt das Carsharing. Mehr als die Hälfte der Fahrten werde von Privatpersonen durchgeführt.

Cambio setzt in Verden ausschließlich auf E-Autos. Das bedeute für die Kunden, dass sie sich nicht nur mit Carsharing sondern in der Regel auch noch mit der neuen Antriebstechnik auseinandersetzen müssten, sagt der Sprecher. "Das scheint aber kein Problem zu sein. Ob Kurzstrecke oder längere Fahrten, das gesamte Spektrum an Buchungen ist vorhanden." Das sei "eine wirklich schöne Entwicklung".

Pläne für Carsharing Angebote im Landkreis Verden außerhalb der beiden Städte gibt es bei Cambio derzeit nicht. Dennoch will das Bremer Unternehmen weiter wachsen. "Uns erreichen aber viele Anfragen aus Niedersachsen", sagt Bischoff. Viele kleinere Städte suchten nach Wegen, Mobilität anders zu gestalten und Alternativen anzubieten. Das in Verden gestartete Projekt Umov zeige, dass es – gut geplant – auch funktioniere, sagt der Sprecher. "Natürlich braucht es etwas Zeit."

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