Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Gewerbegebiet Hansalinie Bremer Pläne machen Bürgern in Achim-Bollen Sorgen

In der finalen Ausbaustufe soll das Gewerbegebiet Hansalinie bis an die Stadtgrenze Achims reichen. Dieser Plan ist zwar nicht neu, in Bollen aber bei vielen Bürgern bislang unbekannt. Sie wollen nun mitreden.
22.02.2023, 17:11 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bremer Pläne machen Bürgern in Achim-Bollen Sorgen
Von Felix Gutschmidt

Jörn Hermening ist ein gefragter Mann im Bollener Dorfkrug. Dabei hat er als Leiter des Ortsamts Hemelingen eigentlich nicht viel zu sagen zu den Angelegenheiten des westlichsten Zipfels der Stadt Achim. Umso mehr kann er von den Plänen auf der anderen Seite der Landesgrenze berichten. Und die sind für die Bürger durchaus von Belang, wie sich bei der Sitzung des Ortsausschusses Bollen zeigt.

Denn Bremen treibt die Entwicklung des Gewerbegebiets Hansalinie in unmittelbarer Nachbarschaft voran. Es soll in seiner finalen Ausbaustufe bis direkt an die Landesgrenze reichen. So ist es im Flächennutzungsplan der Stadt Bremen festgehalten. Noch ist das Zukunftsmusik, aber Hermening glaubt, dass die Vorbereitungen für die vierte und letzte Stufe nun zügig vorangetrieben werden könnten. Denn die Nachfrage nach Gewerbeflächen in der Region ist groß. Die in der dritten Ausbaustufe erschlossenen Flächen – den Bebauungsplan dazu hat die Bürgerschaft im November beschlossen – sind nach Angaben von Hermening bereits fast alle vergeben.

Bürger haben Bedenken

Dem ein oder anderen Bollener behagt die Vorstellung, dass das Gewerbegebiet Hansalinie immer näher an den Ort heranrückt, gar nicht. Mehrere Bürger bringen im Ortsausschuss ihre Sorge zum Ausdruck, dass ihre Heimat an Lebensqualität verlieren könnte, wenn die Marsch auf Bremer Seite zu großen Teilen Industrie und Handel weicht. Zwar ist im von der Hansestadt ausgegebenen Planungsziel für den dritten Bauabschnitt von "Green Economy"  die Rede und von "ökologisch nachhaltig wirkenden Maßnahmen für die Entwicklung eines energie- und klimaeffizienten Gewerbeareals". Teile der Waldflächen in dem Gebiet sollen erhalten bleiben. Zur Weser hin soll ein rund ein Kilometer breiter Streifen als natürliche Fläche bestehen bleiben. Dennoch würde sich der Charakter des Gebiets grundlegend ändern.

Vielleicht sollten die Bollener ihre Häuser verkaufen, so lange sie noch was wert seien, meint eine Frau. Sie ist nicht die einzige im Dorfkrug, die befürchtet, dass das Verkehrsaufkommen im Ort durch die Entwicklung des Gewerbegebiets auf Bremer Seite deutlich steigen könnte. Vor allem dann, wenn das Bremer Gewerbegebiet an die Kreisstraße 1 angeschlossen würde.

Keine Pläne auf Achimer Seite

"Dafür gibt es keine Pläne", betont Herfried Meyer (SPD), Vorsitzender des Bollener Ortsausschusses. Auch ein weiteres Wachstum der Hansalinie auf Achimer Gebiet sei nicht geplant. "Das ist auch nie von Bremen nachgefragt worden", sagt Meyer. Das Raumordnungsprogramm des Landkreises Verden sehe für die Marsch in Bollen – abgesehen von ausgewiesenen Vorrangflächen für Windkraft – weiterhin eine landwirtschaftliche Nutzung und naturnahe Flächen vor. Die Absicht Bremens, das Gewerbegebiet zu vergrößern sei bereits lange bekannt. "Das ist nichts Neues", sagt Meyer.

Bernd Junker meint, das Vorhaben sei in Bollen lange "nicht auf dem Radar" gewesen. Der Vorgänger Meyers im Amt des Ortsausschussvorsitzenden appelliert daher an Politik und Verwaltung: "Beteiligt uns!" Spätestens wenn es darum gehe, in Bremen Baurecht für die finale Ausbaustufe zu schaffen, müsse die Stadt Achim angehört werden. Dann, so Junker, sollten die Bollener Bürger mit ihren Vorschlägen und Argumenten gehört werden. Denn Anwohner würden die Situation vor Ort am besten kennen.

Jürgen Kenning (Grüne) schlägt vor, die Entwicklung des Bremer Gewerbegebiets zu einem festen Tagesordnungspunkt im Bollener Ortsausschuss zu machen, um sicherzustellen, dass die Bürger künftig in dieser Angelegenheit immer auf dem aktuellen Stand sind.

Unmut über weiteres Windrad

Nicht einverstanden sind einige Anwohner mit den Plänen des Investors WPD, ein weiteres Windrad im bereits bestehenden Windpark Bollen zu errichten. Eine Bollenerin klagt, dass der von den Anlagen ausgehende Lärm schon jetzt nur schwer zu ertragen sei. Ein anderer fordert, die unmittelbar Betroffenen müssten einen Teil der Einnahmen erhalten, die bislang an die Stadt Achim gehen. Beim Blick nach Bremen glaubt Marco Vagt allerdings, dass diese Entscheidung für die Gemeinschaft vergleichsweise geringe Auswirkungen hat: "Wir reden hier von einem vierten Windrad, aber das Gewerbegebiet wächst bis an die Landesgrenze", stellt Bollens Ortsvorsteher fest.

Das Bremer Unternehmen WPD stellt sein Vorhaben zur Erweiterung des Windparks Bollen am Donnerstag, 2. März, auf einer Informationsveranstaltung den Bürgern vor. Beginn ist um 18 Uhr im Gasthaus Gerken, Uphuser Heerstraße 55.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)