Rechts und links prall gefüllte Satteltaschen, vielleicht noch ein voller Fahrradkorb: Wer den Wocheneinkauf für seine Familie mit dem Rad erledigen möchte, hat oft schweres Spiel. Seit einigen Wochen bieten E-Lastenräder der Stadt in Fällen wie diesen Abhilfe. 260 Menschen haben sich bereits für das kostenlose Angebot registriert. Das Feedback sei bisher überwiegend positiv, sagt Lisa Pischke, Klimaschutzmanagerin der Stadt.
"Wir sind überrannt worden", blickt sie auf die ersten Wochen des neuen Angebots zurück. An neun Standorten können Interessierte ebenso viele Räder leihen. Vorausgesetzt, sie haben sich vorher für das Angebot registriert – und haben ein Smartphone, um das Rad aus der Box auszulösen.
„Im ländlichen Raum ist das relativ neu“, erklärt Pischke. Vergleichbare Angebote gebe es oft nur in größeren Städten. Bisher seien die Räder sehr pfleglich behandelt worden. Und auch die Boxen seien von Kritzeleien und Graffiti verschont geblieben.
Bestätigung per Post
Die Registrierung nimmt einige Tage in Anspruch. Interessierte müssen sich dafür die App 12Drive+ auf ihr Handy laden und wahlweise an einem der Standorte den QR-Code scannen oder den Code 5cVER eingeben. Die Anmeldedaten werden daraufhin an die Stadt übermittelt, die sich wiederum postalisch mit einer Bestätigung an die neue Nutzerin oder den neuen Nutzer wendet. So soll sicher sein, dass wer sich anmeldet, auch wirklich existiert. Der Brief der Stadt enthält einen weiteren QR-Code, der für den Abschluss der Registrierung benötigt wird.
Wer registriert ist, kann über die App einen Standort auswählen und angeben von wann bis wann er oder sie das Lastenrad nutzen möchte. Das ist mit etwas Glück spontan möglich, oft wird allerdings auch ein wenig Vorlauf benötigt. "Teilweise sind die Räder schon sehr gut gebucht", sagt Pischke. Dann sei es gerade bei spontanen Buchungen knifflig, einen Slot zu erwischen. Doch wer ein bisschen vorausplane oder aber auf weniger populäre Standorte ausweichen könne, werde problemlos fündig.
Metallkästen in Rot und Grau
Jedes Rad hat eine kleine Garage aus Metall. Die Tür lässt sich über die App öffnen. Gleiches gilt für das Fahrradschloss selbst. Bevor das Gefährt aus seiner Behausung gezogen werden kann, muss das Ladekabel abgezogen und der Motorstecker festgesteckt werden. Dann kann es losgehen.

Per App lassen sich die Lastenräder aus ihren Garagen befreien, erklärt Lisa Pischke.
Ungeübten Fahrerinnen und Fahrerin rät Pischke, erstmal eine Proberunde zu drehen, um ein Gefühl für das motorisierte Gefährt zu bekommen. Nicht nur durch den Motor, auch durch die Ladefläche ist die Fahrt anders als auf einem normalen Fahrrad. Der Wendekreis ist deutlich größer und mit 40 Kilo ist das Rad auch deutlich schwerer. Das zulässige Gesamtgewicht der Räder beträgt 190 Kilo. Je nach Gewicht von Fahrerin oder Fahrer kann also eine Menge transportiert werden. Kinder sollten allerdings nicht in der Transportbox Platz nehmen, betonte Bürgermeister Lutz Brockmann bei der Einweihung der Boxen.
Pünktliche Abgabe
Bei Zwischenstationen am Supermarkt oder andernorts kann das Rad per App abgeschlossen werden. Wer zwischendurch eine Panne hat, kann sich an eine Pannenhilfe wenden. Bei der Rückgabe erkundigt sich die App, ob es irgendwelche Schäden gibt. "Wichtig ist, dass die Fahrräder pünktlich wieder zurückgebracht werden", betont Pischke.
Besonders begehrt sei das Fahrrad mit Transportkiste, das am Plattenberg direkt vor dem Gemeinde- und Begegnungszentrum St. Nikolai aufgestellt wurde. Generell stehen potenziellen Nutzerinnen und Nutzern zwei verschiedene Modelle zur Wahl. An sieben der Standorte sind die Räder mit Transportkisten ausgestattet. Am Bahnhof sowie an der Parkpalette am Nordertor haben die Räder hingegen offene Ladeflächen, auf denen das Transportgut mit beiliegenden Bändern vertäut werden kann. Die Modelle mit Ladefläche seien aktuell weniger gefragt, stellt Pischke fest. Gegebenenfalls könnten die Modelle noch einmal ausgetauscht werden.
Möglichst simpel gehalten
"Wir haben die Modelle möglichst simpel gehalten", erzählt Pischke. Möglichst wenig schadenanfälligen Schnickschnack sollte es geben – auch aus Kostengründen. Daher gebe es an den Rädern auch keine Anzeige über den Akkustand. Bis zu 50 Kilometer lassen sich mit einem vollen Akku bestreiten. Innerhalb einer Stunde wird der Akku zu 80 Prozent geladen, heißt es vom Hersteller. "Wir können nicht garantieren, dass die Räder immer geladen sind", räumt Pischke ein. Daher sei es besonders wichtig, dass Nutzerinnen und Nutzer bei der Abgabe das Stromkabel wieder anstecken.
5600 Euro flossen in die Anschaffung eines jeden Rades. Insgesamt investierte die Stadt rund 180.000 Euro in die Räder, die Boxen samt Stromanschluss, Wartungsvertrag, Pannenhilfe und die erforderliche Software. 80 Prozent der Summe konnten über Fördermittel des Bundes finanziert werden.
Bis zu 72 Stunden Fahrspaß
Die kostenlose Ausleihe kann bis zu 72 Stunden umfassen. So können Interessierte die Gefährte auf Herz und Nieren testen, ehe sie sich eventuell entscheiden, sich selbst ein E-Lastenrad zuzulegen.
Wie viel die einzelnen Lastenräder gebucht werden, das kann die Stadt verfolgen. Welche Wegstrecken damit bewältigt werden, werde hingegen nicht erhoben, erklärt Bürgermeister Lutz Brockmann. Sollte eines der Fahrräder jedoch verschwinden, habe die Stadt die Möglichkeit, das Gefährt ausfindig zu machen.
Weitere Standorte sind das Dorfgemeinschaftshaus in Eitze (Eitzer Dorfstraße 24), der Parkplatz Untere Straße, das Alte Schulhaus Dauelsen (Schulstraße 10) sowie die Rewe-Märkte Im Orth, an der Bremer Straße 50 und an der Max-Planck-Straße 1.