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Kulturentreff Ein Hobby, das alle eint

Seit 2019 bieten der Kulturentreff und die Handarbeitsgruppe im Bistro Kult eine Anlaufstelle für interessierte Menschen unabhängig von ihrem Alter und ihrer Herkunft.
25.08.2022, 14:55 Uhr
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Ein Hobby, das alle eint
Von Marie Lührs

Der Dienstag ist für Nooria Masjedi der schönste Tag der Woche. Denn den Vormittag verbringt sie im Bistro Kult auf dem Holzmarktgelände. Dort treffen sich jede Woche Frauen aus unterschiedlichsten Ländern, um gemeinsam zu handarbeiten. Die lose Gruppe entspringt dem Kulturentreff, den es seit 2019 gibt. Zunächst als gefördertes Projekt begonnen, sind die Treffen inzwischen fest etabliert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen mitgestalten und sich eben auch wünschen, was sie gerne hätten. Masjedi hat sich eine Handarbeitsgruppe für Frauen gewünscht und stieß damit auf Begeisterung. 

Auch für Herma Harries ist der Dienstag für das Treffen reserviert. "Da muss ich schon krank sein, damit ich nicht komme", erzählt die Seniorin. Man könne sich bei den Treffen viel von anderen abschauen, sagt sie. Und so werden Strick- und Häkelmuster getauscht und auch unterschiedliche Techniken besprochen. Per Mundpropaganda schließen sich immer wieder neue Frauen der Runde an. "Ich fühle mich hier richtig wohl", erzählt Heike Lohmann. Seit einem Jahr sei sie dabei. Auch für sie seien die Treffen ein fester Termin. Tischdecken und Taschen habe sie in der Gruppe bereits genäht. Einen Einblick in ihr kreatives Schaffen gibt die Gruppe übrigens beim Holzmarktfest an diesem Sonntag, 28. August. Von 11 bis 15 Uhr geben die geschickten Damen eine Auswahl ihrer Werke gegen Spenden ab.

Dem Lockdown getrotzt

Während der Lockdowns sei es schwierig gewesen, die Angebote aufrechtzuerhalten, erzählt Mareike Tari von der Stadt Verden, die das Angebot gemeinsam mit Petra Holste betreut. Doch obwohl die Treffen eine Zeit lang ausfallen mussten, blieben insbesondere die Frauen des Handarbeitstreffs digital in Kontakt. Auch außerhalb der Handarbeitstreffen haben sie Gemeinsames erlebt. Zusammen reisten sie beispielsweise nach Berlin. "Den Bundestag konnten wir leider nicht besuchen", erzählt Holste. Die Pandemie-Auflagen ließen das nicht zu. Stattdessen haben sich die Frauen mit einer Handarbeitsgruppe getroffen. Ein weiterer Trip führte die Gruppe nach Hamburg, wo sie das Auswanderermuseum Ballinstadt besuchten.

Während der Handarbeitstreff sich explizit an Frauen richtet, steht der Kulturentreff allen Interessierten offen. "Als wir anfingen, kamen oft die Bahn-Mitarbeiter und machten ihre Pause bei uns", erinnert sich Tari. Neben Stammgästen gebe es auch immer wieder neue Gesichter. Selbst Radreisende kehren manchmal im Bistro ein, um bei Kaffee oder Tee die Gesellschaft zu genießen. Wer wolle, könne im Bistro für sich sein, es sei aber auch eine gute Anlaufstelle, um Kontakte zu knüpfen. 

Hilfe gegen Einsamkeit

Ein Besuch helfe gegen die Einsamkeit, sagt Holste. Gegründet wurde der Kulturentreff durch eine zweijährige Förderung des Landes Niedersachsen, die sich an Kommunen richtete, die besonders viele Geflüchtete aufgenommen haben. Hinter dem Kulturentreff stand der Wunsch, ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen. "Jugendliche können ins Jugendzentrum, aber für Erwachsene und Jugendliche, die sich davon nicht angesprochen fühlen, fehlte eine Alternative", erklärt Tari. Es gebe zwar viele Cafés und Restaurants, aber der dortige Konsumzwang mache sie als Anlaufstellen für viele unattraktiv. Beim Kulturentreff seien hingegen Kaffee, Tee und Wasser kostenlos. 

Dass erst ein Jahr nach der Gründung Corona das Programm ausbremste, hatte dem Team damals zugesetzt. Groß war die Sorge, ein Neustart könne nicht gelingen, erzählt Tari. Doch die Stammgäste bewiesen ihre Treue. Und mehr noch: Alle testeten sich vor den Treffen auf eine Corona-Infektion, um möglichst sicher Zeit miteinander verbringen zu können. Bei den Treffen werde viel Rücksicht aufeinander genommen, freut sich Tari. Inzwischen hätten sich auch Freundschaften zwischen den Gästen entwickelt. 

Handarbeit und Brettspiele

Während für die Frauen am Dienstag von 10 bis 12.30 Uhr Handarbeit und Austausch im Fokus stehen, wird beim Kulturentreff auch gerne gespielt. "Spiele sind das, worauf sich alle einigen können", sagt Holste. "Es wird jeder eingespannt", ergänzt Tari. Anschluss zu finden, sei bei den Angeboten im Bistro Kult ein Leichtes. Wer lieber für sich sei, habe allerdings auch dazu die Möglichkeit. Auch von fehlenden Sprachkenntnissen sollen sich Interessierte nicht abschrecken lassen, betont Tari. "Wir können uns auch mit Händen und Füßen verständigen." Manchmal sei unter den Gästen zudem jemand, der beim Übersetzen helfen könne. 

Der Begegnungsort ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Er bietet nicht nur Menschen jeglicher Herkunft eine Anlaufstelle, sondern steht auch für alle Altersgruppen offen. Auf Wunsch der jüngeren Gäste sei eine "Schüler helfen Schülern"-Gruppe entstanden, erklärten Tari und Holste. Generell gelte: Wer Wünsche oder Ideen habe, könne sich immer melden. Und auch wer Probleme habe, finde vor Ort Rat oder werde an jemanden vermittelt, der helfen könne. 

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