Nach nur wenigen Metern ist oft schon klar, ob es eine gemeinsame Zukunft geben kann oder nicht. Es ist nicht nur die Größe, die passen muss, auch Schnitt und Material müssen einem zusagen. Dabei werden auch Schuhe zunehmend im Internet gekauft. Aktuell machen die Auswirkungen der hohen Inflation dem Einzelhandel zu schaffen. Das hat auch das Geschäft Street Shoes an der Ecke Herrlichkeit in Verden zu spüren bekommen, denn die Filiale schließt. Zu einem Statement war die Kienast-Group, zu der sowohl Street Shoes als auch der Schuhpark am Johanniswall gehören, nicht bereit.
Im Unterschied zu anderen Schuhgeschäften hat Schuhplus in Dörverden einen großen Vorteil, meint Georg Mahn, Expansionsleiter und Mitgründer: „Als Europas größtes Versandhaus für Schuhe in Übergrößen gibt es nicht so viel Konkurrenz wie für andere Unternehmen. Wir bedienen einen Nischenmarkt.“ Durchschnittlich 110 Kilometer nehme ein Schuhplus-Kunde auf sich, um eines ihrer Geschäfte aufzusuchen. „Kein Schuhkunde in Normalgröße würde diesen Aufwand betreiben.“
Über Webshops Kunden bedient
Während der Pandemie seien ihre Kunden über die Webshops bedient worden. Nach den Wiedereröffnungen habe man zwar zunächst mit einer niedrigeren Besuchsquote leben müssen, doch inzwischen sei man wieder auf dem Stand vor Corona angekommen. Als „kraftvollen Vorteil“ bezeichnet Mahn die Begutachtung und das Ausprobieren von Schuhen in einem Ladengeschäft gegenüber den Auswahlmöglichkeiten im Internet. „Kein Webshop dieser Welt kann das leisten, was wir den Kunden vor Ort bieten können.“ Wichtig für den Erfolg sei, durch Alleinstellungsmerkmale zu überzeugen.
Die Nachfrage nach Schuhen in Verden „könnte besser sein“, sagt Alexander Heimann, Geschäftsführer von Onepair in der Großen Straße. Trotzdem habe das Geschäft im ersten Halbjahr dieses Jahres ein Umsatzplus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt. „Wir haben allerdings auch erst im November 2021 eröffnet, und in den ersten Monaten muss man erst einmal Fuß fassen und Kundschaft generieren.“ Um zukünftig noch mehr Kunden in das Geschäft zu locken, werde in Kürze das Sortiment um Bekleidung ergänzt, denn Schuhe seien nicht mehr das tragende Produkt. „Der Schuhmarkt leidet deutlich stärker als der Bekleidungsmarkt.“ Für ihn ein wichtiges Standbein, um für mehr Umsatz zu sorgen, sei das Online-Marktplatzgeschäft.
Viel online bestellt
Die vergangenen zwei Jahre seien für die Schuh- und Textilbranche „eine harte Zeit“ gewesen, erzählt Michèle Leyendecker, zuständig für die Unternehmenskommunikation der Deichmann-Filialen. Das Unternehmen sei sehr dankbar, dass es ihm dennoch gelungen sei, keine Filialen schließen oder Mitarbeiter entlassen zu müssen. Zurückzuführen sei dies auch auf die Treue der Kunden, die, wann immer es unter den jeweiligen Corona-Auflagen möglich war, in die Geschäfte gekommen seien. In den Monaten, in denen kein Vor-Ort-Besuch möglich gewesen sei, sei sehr viel online bestellt worden. Sie blicke daher zuversichtlich in die Zukunft, obwohl auch die jetzige wirtschaftliche Lage, geprägt von Inflation und dem Krieg in der Ukraine, schwierig sei: „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sind unsere niedrigen Preise für qualitativ gute Schuhe für viele Menschen attraktiv.“
Zwar stelle das stationäre Geschäft noch immer das stärkste Standbein dar, doch die Signifikanz des Internethandels sei spätestens seit der Corona-Pandemie einmal mehr offensichtlich geworden. Bereits seit dem Jahr 2000 vertreibe Deichmann als „E-Commerce-Pionier“ Schuhe über das Internet. Inzwischen gebe es international beispielsweise mehr als 40 Online-Shops. „Wir wissen, dass es bei Weitem nicht allen Firmen im Einzelhandel so gut geht wie uns. Umso mehr können wir dankbar sein, dass wir so gut dastehen“, beschreibt Leyendecker die momentane Situation.
Wenn Schuhe kaputt sind
Ganz neue Schuhe bekommt Hartmut Meyer, Inhaber von Hartmuts Schuhreparatur und Schlüsseldienst, nicht zu Gesicht: „Zu mir kommt man, wenn die Schuhe kaputt sind und einer Reparatur bedürfen.“ Kleben, nähen, neu besohlen, Absätze erneuern, dies alles sei bei ihm möglich. Und seit etwa einem Jahr laufe es im Hinblick auf den Umsatz auch wieder gut. „Der Anfang war sehr schwierig, ich habe erst ein Jahr vor Beginn der Pandemie hier in Verden begonnen, und dann kamen auch schon die harten Corona-Jahre“, berichtet Meyer.