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Finanzausschuss Verden Sanierung und Umbau des Syndikatshofs werden teurer

Kostensteigerungen und höhere Denkmalschutz- und Archivanforderungen treiben den Preis hoch. Fördermittel sollen helfen, die Mehrkosten im Rahmen zu halten.
01.09.2024, 15:50 Uhr
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Sanierung und Umbau des Syndikatshofs werden teurer
Von Andreas Becker

Die Planungen für Umbau und Sanierung des Syndikatshofs in Verden machen Fortschritte, gleichzeitig steigen die Kosten. Wie Wolfgang Tobias, Leiter der Hochbauabteilung, in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses berichtete, wird das Projekt voraussichtlich um 1,4 Millionen Euro teurer. Im Jahr 2022 habe die Stadt Kosten von etwa 3,5 Millionen Euro ermittelt, mittlerweile seien 4,9 Millionen Euro realistisch. "Das liegt einerseits an den allgemeinen Preissteigerungen im Bausektor, andererseits gibt es höhere Anforderungen an den Denkmalschutz und an den Archivraum", sagte Tobias.

Allerdings muss die Stadt Verden diese Mehrkosten nicht unbedingt in voller Höhe selbst tragen. Der Finanzausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, einen Zuschuss aus dem Förderprogramm „Resiliente Innenstädte“ in Höhe von 1,28 Millionen Euro zu beantragen für die Sanierung und den Umbau des Baudenkmals Syndikatshof zum außerschulischen Lernort für Demokratiebildung und zum Stadtarchiv. Eine Förderfähigkeit habe die NBank bereits erklärt. Die bei dem Projekt Syndikatshof entstehenden Mehrkosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro würden durch diesen Zuschuss sowie durch einen städtischen Eigenanteil in Höhe von 117.000 Euro finanziert.

Verpflichtende Standards

Bekanntlich soll der Syndikatshof unter anderem den Lernort Demokratie beherbergen. Auch das Stadtarchiv soll in einen neuen Trakt einziehen und dort adäquate Räumlichkeiten erhalten. "Es gibt mittlerweile Standards, die für Archivräume verpflichtend sind", erklärte Tobias. "Wir haben zwar nicht das Staatsarchiv, sondern nur ein kleines Archiv. Aber einen Mindeststandard müssen wir einhalten." Dazu gehöre ein Bau aus Stahlbeton, der Wasser und einem Brand standhalte.

Stadtkämmerer Andreas Schreiber erläuterte, dass durch den städtischen Eigenanteil an den Mehrkosten das beschlossene Handlungskonzept nicht eingehalten werden könne. "Das ist aber kein Problem. Das kann der Stadtrat ändern, es geht nur darum, ehrlich damit umzugehen", sagte Schreiber.

Claudia Schlosser (SPD) wollte wissen, ob es möglich sei, "das Konzept nachzuschärfen und so an der einen oder anderen Stelle zu sparen." Das sei aber nur an der Substanz möglich, antwortete Tobias. "Wir könnten nur auf einen Raum verzichten oder den Fahrstuhl streichen". Und Schreiber ergänzte, dass der Rat natürlich beschließen könnte, auf das Stadtarchiv zu verzichten. Das sei aber nicht gewollt. "Der Syndikatshof ist ein wertvolles Baudenkmal, um das sich die Stadt als Eigentümerin kümmern muss", betonte er. Insofern sei es ein Glück, 92 Prozent der Kosten gefördert zu bekommen.

Von Mehrkosten nicht überrascht

Rasmus Grobe (Grüne) zeigte sich von den Mehrkosten nicht überrascht. "Wir kommen von einer vagen Annahme, was die Baukosten angeht", argumentierte er. Es sei ein eleganter Weg, den Eigenanteil an den Baukosten über das Förderprogramm gering zu halten. Und Anja König (CDU) gab zu bedenken, dass die Stadt über Jahrzehnte viel zu wenig in das Archiv investiert habe. "Es ist unendlich nötig, das Stadtarchiv zu bauen, weil wir von einem sehr schlechten Zustand kommen."

Bis der Syndikatshof fertig ist und der Lernort Demokratie in die Räumlichkeiten einziehen kann, wird es also noch dauern. Trotzdem ist Ulrike Huhn, Leiterin des Lernorts, nicht untätig und kündigt die erste Ausstellung an. Die Schau „… denen mitzuwirken versagt war. Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit" wird am Dienstag, 10. September, 19 Uhr, im Gymnasium am Wall in Verden eröffnet. Die Plakatausstellung ist dort bis zum 22. November zu sehen.

Exemplarische Geschichten

Die Ausstellung zeigt die exemplarischen Geschichten von 30 mutigen Frauen und Männern, die sich nach 1945 in der sowjetisch-besetzten Zone und frühen DDR trotz großer Risiken für einen demokratischen Neubeginn einsetzten – und dafür fast immer einen hohen Preis zahlen mussten. "Die Ausstellung ist somit auch ein Beitrag zum 35. Jahrestag der friedlichen Revolution, mit der sich die Ostdeutschen diese Rechte erkämpften, die kommunistische Diktatur überwanden und den Weg zur deutschen Einheit ebneten", heißt es.

Zu sehen sein wird die Ausstellung zu den Schulöffnungszeiten, Montag bis Freitag, 8 bis 15 Uhr, im Aula-Vorraum im ersten Obergeschoss. Zur Eröffnung kommt mit Uta Gerlant aus Berlin eine Osteuropahistorikerin und zugleich Zeitzeugin nach Verden. Uta Gerlant engagierte sich als Jugendliche zu Beginn der 1980er-Jahre in ihrer Heimatstadt Potsdam in einer unabhängigen Friedensgruppe, die die Militarisierung der DDR-Gesellschaft mit Ausstellungen und in Veranstaltungen kritisierte und gegen die Aufrüstung protestierte. 1991 war sie Freiwillige bei der Geschichtsaufarbeitungs- und Menschenrechtsorganisation Memorial in Sankt Petersburg (Russland), die im Kontext von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine Anfang 2022 in Russland verboten und im Herbst 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

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