Fünf Jahre alt ist der Knirps geworden, der jetzt mit den anderen Kindern in der Verdener Dom-Kita seinen Geburtstag gefeiert hat. Natürlich mit einer Krone auf dem Kopf – so wie es sich für ein Geburtstagskind gehört. Sein sechstes Wiegenfest wird er in einer noch schöneren Umgebung feiern können, denn Anfang 2026 sollen der Umbau und die Erweiterung der Bildungseinrichtung an der Verdener Wilhelmstraße planmäßig abgeschlossen sein.
Logistisch gesehen hat das Kita-Team um Leiterin Anke Witte und den ehrenamtlichen Projektleiter Georg Rolink in den vergangenen Monaten eine Meisterleistung vollbracht – und das, ohne auf Containerlösungen ausweichen zu müssen. Neben den Umzügen von einem Raum in den anderen – bei dem natürlich auch viele Eltern tatkräftig mitangepackt haben – mussten natürlich auch noch unzählige Möbel eingelagert werden. Und dann war da ja auch noch die Sache mit dem Wasserschaden in der Außenstelle im Stephanushaus, was zur Folge hatte, dass die Mädchen und Jungen provisorisch in St. Nikolai untergebracht werden mussten. Doch bislang wurde in der Verdener Dom-Kita noch jede Herausforderung gemeistert und Rolink ist sicher, dass ihm dies auch beim aktuell laufenden zweiten Bauabschnitt gelingen wird: "Bis jetzt verläuft alles nach Plan."
Energetische Sanierung
Der Altbau aus dem Jahr 1956 ist nun mit dem Neubau aus 2008 verbunden, das Dach grünt langsam ein, die Fotovoltaikanlage ist in Betrieb und die überdimensional große Wärmepumpe vor dem Haus bereits angeschlossen.
Künftig wird die Krippengruppe im völlig entkernten Altbau Platz finden und im Dachgeschoss soll unter anderem ein geräumiger Besprechungsraum entstehen. Der hintere Teil des Gebäudeensembles, der von 2008, wird hingegen Domizil einer Elementargruppe. Rund vier Millionen Euro nimmt die Stadt Verden für den Umbau und die Erweiterung der Dom-Kita in die Hand. Bürgermeister Lutz Brockmann spricht in diesem Zusammenhang gern von der "größten Bildungsbaustelle Verdens". Daran geknüpft ist allerdings eine Zweckbindung von 50 Jahren sowie ein Vorverkaufsrecht für den Fall, dass die Kirche die Trägerschaft aufgibt und die Immobilie verkaufen will.
Brockmann, Fachbereichsleiterin Claudia Lange und die für Kinderbetreuung zuständige Christiane Morré kamen bei der Baustellen-Begehung gar nicht mehr aus dem Staunen heraus und waren voll des Lobes für das, was in den vergangenen Monaten an der Wilhelmstraße entstanden ist. "Das wird eine wunderschöne Kita", fasste Morré zusammen. Sie freute sich, dass an der Wilhelmstraße so viele Wünsche verwirklicht wurden und werden und die Politik die Pläne in der Vergangenheit immer so positiv begleitet habe.
Eine Zentralküche
Besonders angetan hatten es ihr die auf das Farbkonzept der Kita abgestimmten neuen Sanitäreinrichtungen. Und auch die neue Ausgabe- und Kinderküche mit vielen kleinen technischen Raffinessen wie verdeckten Steckdosen rief Begeisterungsstürme beim Rathaus-Team hervor. Somit gibt es dann eine Küche für die gesamte Einrichtung statt bislang zwei separaten. Wie selbstverständlich werden dort von den Lütten mit und ohne Migrationshintergrund mal Apfelkuchen und mal Börek zubereitet. Genauso selbstverständlich verläuft während der Bauphase auch das Miteinander von Kindern und Handwerkern. "Alle nehmen gegenseitig Rücksicht aufeinander. Wenn die Krippenkinder schlafen, bleibt der Presslufthammer natürlich aus", versicherte Witte. Durch die provisorischen OSB-Wände bleiben Kita-Betrieb und Baustelle eben strikt voneinander getrennt.
Herzstück des Verbindungstraktes sind die Schiebewände, die das Areal wie von Zauberhand in einen riesigen Mehrzweckbereich verwandeln.
Insgesamt drei Kita-Gruppen sowie eine Krippengruppe mit unter dem Strich über 80 Kindern beherbergt das Gebäudeensemble an der Wilhelmstraße ab 2026. Hinzu kommen 22 Mitarbeiter. Gelebte "Erziehungspartnerschaft" mit den Eltern, wie es die Einrichtungsleiterin nennt.
Außenbereich wieder nutzbar
Die Zeiten, in denen der Regenschirm Wittes ständiger Begleiter war, enden mit dem Bezug ihres neuen Büros. "Bislang musste ich immer einmal ums Haus laufen, wenn ich an den Schreibtisch wollte", erzählte sie lachend. Von ihren neuen Räumlichkeiten, die sich direkt am neu zu errichtenden Haupteingang befinden, hat sie künftig den besten Blick auf das Gewusel in der Kita Wilhelmstraße.
Mit seiner Nähe zu den Schulen ist die Dom-Kita ein gefragter Kita-Standort. Gerade die Vielfalt, das Miteinander der Religionen, zeichnet laut Witte diese Verdener Bildungseinrichtung aus.
Mussten die Kita-Kinder, bedingt durch das Bauvorhaben, lange auf den nahen Spielplatz ausweichen, können sie einen Teil des Außenbereichs inzwischen wieder in Beschlag nehmen. Gleich drei Ausgänge führen in naher Zukunft auf das Spielgelände mit der noch nicht in Betrieb genommenen Wasserpumpe.
"Wenn meine Enkel in Verden sind, fragen sie immer, ob ich sie wieder mit in die Kita nehme", verriet Rolink während der Baubegehung. Eigentlich ist er längst im Ruhestand, aber der energetische Umbau und die Erweiterung der Einrichtung an der Wilhelmstraße ist für den ehemaligen städtischen Hochbauleiter nun einmal eine Herzensangelegenheit.