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Großprojekt in Verden Regenklärbecken wird eingeweiht, ist aber noch nicht ganz fertig

Restarbeiten fehlen noch auf der Baustelle am Blumenwisch. Das Großprojekt soll bis Jahresende in Betrieb gehen und dient sowohl der Sicherheit bei großen Regenmengen als auch dem Naturschutz.
17.10.2024, 13:24 Uhr
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Regenklärbecken wird eingeweiht, ist aber noch nicht ganz fertig
Von Andreas Becker

Es hatte sich schon angedeutet, dass der Bau des neuen Regenwasserklärbeckens am Blumenwisch/Ecke Reeperbahn deutlich schneller fertig werden würde als ursprünglich geplant. Bereits in dieser Woche feierten die Stadt Verden und der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung die Einweihung des Großprojekts, obwohl, wie Leiter Rüdiger Meß sagte, noch nicht alles fertig ist. Laut Projektleiter Ulrich Reuter wird die Anlage bis zum Jahresende in Betrieb gehen und damit sechs Monate vor dem Zeitplan. Das Budget in Höhe von etwa 4,2 Millionen Euro werde eingehalten.

Ein Teil des Kanals fehlt noch, außerdem muss die Anlagentechnik noch eingebaut werden. Danach wird das Becken an die Kanalisation angeschlossen. Zum Schluss wird die Baustelle mit Erde aufgefüllt. "Was wir hier bauen, sieht man am Ende nicht mehr. Aber wenn man nichts mehr davon hört, haben wir einen guten Job gemacht", sagte Meß. Die Anlage diene nicht nur zur Sicherheit bei großen Regenmengen, sondern sei auch ein Beitrag zum Naturschutz. "Die Gebührenzahler wurden durch den Bau auch nicht übermäßig belastet", betonte er.

Künftigen Bedarf mitgeplant

Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann erinnerte sich an die Anfänge der Planungen. "Wir planen ja hier die Stadtkante mit Supermarkt, Wohnungen und Dienstleistung. Plötzlich hieß es, wir brauchen ein Regenklärbecken. Die Frage war nur, wohin damit", so Brockmann. Die zündende Idee sei dann gewesen, das Becken unterhalb der geplanten Straßenverbindung zu bauen. Und das sei gar nicht so einfach gewesen. "Wer baut, muss sich viel mit Papier beschäftigen, es dauert alles sehr lange", sagte der Verwaltungschef mit Blick auf die Bürokratie. Doch der Aufwand habe sich gelohnt, denn mit dem Bauwerk habe die Stadt auch den Bedarf der nächsten Generationen im Blick gehabt.

Projektleiter Ulrich Reuter, bedauerte, dass am Ende von dem Regenwasserklärbecken nur noch die Schachtdeckel sichtbar sein werden. "Das ist schade, denn es handelt sich um ein interessantes Bauwerk", sagte er und erläuterte kurz die Funktionsweise der Anlage. Bisher wird das Regenwasser durch die Kanalisation direkt in die Aller geleitet. Künftig werden die Niederschläge zunächst in einem 100 Kubikmeter großen Klärbecken gesammelt und gereinigt. Denn der Regen führt Reifenabrieb von der Straße und andere Schadstoff mit sich. Von da fließt das Wasser in den Speicher, der 500 Kubikmeter fasst. Mit der neuen Technik wird das Regenwasser kontrolliert, also mit zeitlichem Verzug und über ein sogenanntes Drosselbauwerk in die Aller geleitet. Damit muss der Fluss keine großen Wassermengen in kurzer Zeit aufnehmen. Ist das Speicherbecken voll und es läuft noch mehr Wasser nach, wird das Wasser durch einen Notüberlauf in die Aller geleitet.

Zwei Kanalsysteme

Das Mischwasser wird um das Klärbecken herumgeführt und zunächst in einem Regenüberlauf gesammelt. Dort wird das Mischwasser in Schmutz- und Regenwasser getrennt. Das Schmutzwasser sinkt dort ab, das klare Regenwasser läuft über eine Schwelle und in die Aller. „Im Grunde ist das Ganze ein Multifunktionsbauwerk“, so Reuter. "Die unterschiedliche Behandlung liegt daran, dass wir historisch in der Stadt zwei Kanalsysteme haben, für Regen- und für Mischwasser." Die Mischwasserkanalisation werde schrittweise zurückgebaut. Mit dem Abschluss der Arbeiten soll auch die Sperrung des Blumenwisch für den Autoverkehr aufgehoben werden. Reuter rechnet damit, dass die Straße Mitte bis Ende November wieder befahren werden kann.

Arbeiten schnell fortgeschritten

Die Bauarbeiten hatten im März begonnen und waren so schnell fortgeschritten, dass Projektleiter Ulrich Reuter bereits im August im Betriebsausschuss gute Nachrichten hatte und eine deutlich frühere Fertigstellung melden konnte. Zeitweise hatte es so ausgesehen, als müsste das Budget deshalb nicht ganz ausgeschöpft werden. "Es hat aber Aufwendungen an anderer Stelle gegeben, sodass wir jetzt wieder genau im Budget sind", so Reuter. Auf die Ausschreibungen für das Projekt hätten sich damals sechs Bieter gemeldet.

Der Grund für den Standort des neuen Beckens ist, dass an der Ecke Reeperbahn und Blumenwisch ein Knotenpunkt liegt, an dem mehrere Regenwasserkanäle und ein großer Mischwasserkanal zusammentreffen. Die Kanalisation in der Reeperbahn entwässert große Teile der Südstadt, die Kanäle im Blumenwisch entwässern die gesamte Verdener Kernstadt. Laut Reuter musste früher an solchen Knotenpunkten nur ein Sandfang gebaut werden, also ein Regenbecken, in dem sich Sand absetzen konnte. Als die Planungen aber 2017 begannen, hatten sich die gesetzlichen Vorgaben bereits geändert. „Also mussten wir ein Regenrückhaltebecken bauen“, erzählte Reuter.

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