Die Hammer Fachmärkte GmbH hat Insolvenz angemeldet. Gut drei Monate nach Zahlungsunfähigkeit des Mutterkonzerns sind nun die Heimtex-Märkte überschuldet. Inwieweit sich die Insolvenz, die in Eigenverwaltung angeordnet wurde, auf die Filialen in Osterholz auswirkt, ist zurzeit unklar. Mitarbeiter vor Ort wollen sich zur Lage nicht äußern. Das Unternehmen hat ihnen ein Auskunftsverbot erteilt, wie vor Ort zu erfahren ist. Eine Unternehmenssprecherin der Baumarktkette dankt für die Anfrage der Redaktion und gibt „Statusinformationen“. Die Geschäftsführung ringt mit Gläubigern und Rechtsanwälten um die Zukunft der Baumärkte.
„Tatsächlich befinden wir uns weiterhin mitten in einem konzentrierten, aber noch nicht öffentlichkeitsreifen Prozess zur Umsetzung des Sanierungskonzepts“, erläutert Pressereferentin Maike Polonius. „Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, eine tragfähige Lösung für Hammer zu gestalten – fernab von Zwischenrufen, Spekulationen oder verfrühten Wasserstandsmeldungen“, erläutert die Firmensprecherin. „Wir verstehen, dass Sie gern mehr erfahren würden – und genau das ist auch unser Anspruch: Sie zu gegebener Zeit mit belastbaren Informationen zu versorgen, die echten Nachrichtenwert haben.“ Sobald es Neues zu vermelden gebe, werde sich die Firma melden, lässt Hammer mitteilen.
Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung
Das Insolvenzverfahren der Fachmärkte ist „wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ am 1. September am Amtsgericht Bielefeld eröffnet worden. Die Insolvenz wird in Eigenverwaltung angeordnet. Gläubiger sind aufgefordert, dem Rechtsanwalt Dirk Andres als Sachverwalter ihre Ansprüche mitzuteilen. Die Gläubigerversammlung findet am 21. November statt – einem Schicksalstag für das Unternehmen.
Auf der Firmenhomepage von Brüder Schlau, dem Mutterkonzern von Hammer, ist das Jobportal mittlerweile abgeschaltet. Am Netz ist weiterhin eine Unternehmensseite, die soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und Mitarbeitervorteile des Unternehmens in den Fokus stellt. Auf dieser Seite gibt die Firmengruppe den Beschäftigten „Unser Versprechen“. Dort heißt es unter anderem: „Hammer gehört heute zu den bundesweit führenden Unternehmen für Raumgestaltung. Schlau ist als führender Großhandelspartner bekannt. Unser starkes Wachstum der letzten Jahre zeigt, dass wir uns weiter auf Erfolgskurs bewegen.“ Das nun eröffnete Insolvenzverfahren steht dieser Aussage entgegen. Wie es für einzelne Hammer-Filialen wie beispielsweise in Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude weitergeht, ist offen. Auch auf Nachfrage der Redaktion gibt es keine Informationen zu Bezahlung und möglichen Kündigungen. Eine Gehaltsgarantie gab es zuvor nur für einschließlich August.
Anwälte begleiten Sanierungsplan
Im Juli betonte der Bielefelder Rechtsanwalt Yorck Streitbörger, der auch beim Insolvenzverfahren der Hammer-Fachmärkte der Verfahrensbevollmächtigte ist, dass ein umfassender Sanierungsplan entwickelt wurde, den das Unternehmen weiterfolgen will (wir berichteten). "Die Brüder Schlau GmbH sieht in dem Verfahren eine große Chance zur strategischen Neuausrichtung und Umsetzung der zur nachhaltigen Sanierung noch erforderlichen Schritte", teilte Streitbörger mit. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit im sich langsam erholenden Marktumfeld zu sichern. "Ein Finanzierungskonzept für die mit der Insolvenz in Eigenverwaltung verbundenen Sanierungskosten liegt vor. Dies stelle sicher, dass der Geschäftsbetrieb ohne Unterbrechung fortgeführt werden könne."
Hammer wolle sich künftig als führender Dienstleister im Bereich Raumausstattung etablieren. Die rund 3900 Beschäftigten des Unternehmens müssten sich zunächst, so hieß es im Juli, keine Sorgen um ihre Gehälter machen. Diese seien bis einschließlich August über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit abgesichert.
Auf die Frage der Redaktion, wie es im September mit der Bezahlung der Belegschaft bundesweit aussieht, geht die Hammer-Pressereferentin nicht ein. Fest steht, dass die Fachmarkt-Filiale in Pennigbüttel mit kleiner Mannschaft geführt wird. Ab Oktober soll es nur noch zwei Festangestellte und eine Teilzeitkraft vor Ort geben, wie das OSTERHOLZER KREISBLATT über Umwege erfahren hat. Das Gebäude war schon im Juni verkauft worden (wir berichteten). Das Heimtex-Unternehmen ist nun Mieter der Halle.