Rettungshundeführer Lars Prößler sucht in den Trümmern der libanesischen Hauptstadt Beirut nach Überlebenden. Der Lemwerderaner Ortsbrandmeister gehört mit seiner belgischen Schäferhündin "Apple" zum siebenköpfigen Vorausteam der ehrenamtlichen Katastrophenschutzorganisation "@fire Internationaler Katastrophenschutz Deutschland“. Seit Donnerstagmittag befindet sich sein Team im Einsatz.
Nach der verheerenden Explosion mit mindestens 135 Toten und etwa 5000 Verletzten im Hafen von Beirut hatte die libanesische Regierung internationale Hilfe angefordert. Das @fire-Team hilft vor Ort bei der Ortung und Rettung von Verschütteten.
„Am Mittwochmorgen kam der Voralarm“, berichtet Prößlers Ehefrau, Bettina Dogs-Prößler. „Da war Lars noch bei der Arbeit.“ Alles stehen und liegen lassen musste der 41-Jährige, der seit 13 Jahren Rettungshundeführer ist, nicht. Ein Voralarm ist laut Dogs-Prößler kein Grund zu einem hektischen Aufbruch. Sie habe T-Shirts für ihren Mann zusammengelegt, berichtet sie. Der Einsatzrucksack stehe für derartige Fälle sowieso immer parat.
Die endgültige Alarmierung erfolgte am Nachmittag. „Das betroffene Land muss erst ein internationales Hilfeersuchen stellen. Vorher können die Einsatzkräfte nicht los“, berichtet Dogs-Prößler.
Eigentlich seien der Lemwerderaner und seine vierbeinige Partnerin erst für den zweiten Trupp vorgesehen gewesen, sagt @fire-Pressesprecher Sebastian Hodapp. Da sich der Lufthansa-Linienflug aufgrund der kurzfristig angemeldeten zusätzlichen Ladung mit Ausrüstungsgegenständen verspätete, habe Lars Prößler aber noch mitten in der Nacht die erste Maschine nehmen können.
Per Direktflug ging es in die libanesische Hauptstadt. Der Flughafen, der rund 20 Kilometer südwestlich des Unglücksorts liegt, ist von der Detonation nicht betroffen, sodass weiterhin Flugzeuge landen können. Sechs zusätzliche Einsatzkräfte und ein weiterer Rettungshund der Organisation @fire hoben am Donnerstagmittag von Frankfurt ab, um das Team vor Ort zu verstärken.
Viel Zeit, um mit den Daheimgebliebenen zu kommunizieren, bleibt den ehrenamtlichen Mitarbeitern im Auslandseinsatz nicht. Die Worte „gut angekommen“ dazu ein Bild von sich und seinem Hund, so sieht die Nachricht aus, die Bettina Dogs-Prößler am Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr von ihrem Mann aus Beirut erhalten hat.
Der 41-jährige Rettungshundeführer wartete derweil auf die Ergebnisse eines Covid-19-Schnelltests. Trotz der verheerenden Verwüstung im Hafen der libanesischen Hauptstadt mussten die Hilfskräfte in ihrem Basislager in Quarantäne bleiben, bis die Ergebnisse vorlagen. Die Zeit nutzten sie zur Koordination und Abstimmung mit anderen Helferteams und Einsatzkräften vor Ort.
Bereits vor fünf Jahren war Lars Prößler zu einer Trümmersuche im Ausland. Im Mai 2015 erschütterte ein schweres Erdbeben Nepal. Zu seinem Einsatz im Himalaya-Gebirge war der Lemwerderaner noch von „Pollux“ begleitet worden. Fünf Tage lang suchten die beiden nördlich der Hauptstadt Kathmandu in Trümmern nach Überlebenden.
Tote werden von den für die Trümmersuche ausgebildeten Hunden nicht angezeigt. Ihre Aufgabe ist es, Leben aufzuspüren. „Unsere Hunde zeigen nur lebende Verschüttete an“, berichtet Bettina Dogs-Prößler, die ebenfalls zur Rhot-Staffel, der Abteilung Rettungshunde und Ortungstechnik der freiwilligen Feuerwehr Lemwerder gehört. Seit zehn Jahren gehören die Rettungshundeführer der freiwilligen Feuerwehr der südlichsten Wesermarschgemeinde an.
Der Malinois-Rüde „Pollux“, der Lars Prößler nach Nepal begleitete, befindet sich mittlerweile im Ruhestand, sodass die sechsjährige „Apple“ jetzt an der Seite des Lemwerderaners Verschüttete ortet. „Es ist ihr erster Auslandseinsatz“, erzählt die Ehefrau.
Angst um ihren Mann hat Bettina Dogs-Prößler nicht. „Da ich mit meinem Hund auch Trümmersuche mache, weiß ich, welche Gefahren dort lauern“, sagt die Lemwerderanerin. „Gefahren sind allgegenwärtig“, sagt sie, „aber ich weiß, dass sowohl Lars als auch Apple die Aufgaben können.“ Dogs-Prößler betrachtet den Auslandseinsatz durch eine professionelle Brille. „Für solche Einsätze bilden wir unsere Hunde aus.“
Eine Woche lang sollen die Katastrophenhelfer in dem Staat am Mittelmeer bleiben. In ihrem Zeltcamp versorgen sie sich autark. Um zu den Einsatzstellen zu gelangen, steht laut @fire-Pressesprecher Sebastian Hodagg das libanesische Militär mit seinen Fahrzeugen zur Verfügung. In sieben Tagen erwartet Bettina Dogs-Prößler ihren Ehemann Lars samt vierbeiniger Partnerin „Apple“ zurück.