Alle drei Monate finden im Wesertunnel Wartungsarbeiten statt. Im Frühjahr und Herbst werden die Röhren zeitweilig – in der Regel nachts – gesperrt. Anders wird es im Jahr 2022 sein. Dann wird jede der beiden Röhren je etwa zwei Monate lang voll gesperrt sein. Der Hintergrund für den aufwendigen Eingriff in den Verkehr: Im Zuge der geplanten Küstenautobahn A 20 muss der Tunnel technisch umgerüstet werden. Denn so, wie der Weg unter der Weser hindurch mit seinen beiden Röhren derzeit ausgestattet ist, ist er nach Auskunft der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr nicht autobahntauglich.
Während des Umbaus soll der Tunnel im sogenannten Richtungswechselbetrieb genutzt werden. Das bedeutet, dass jeweils nur eine Röhre gesperrt ist und der Verkehr in beide Fahrtrichtungen durch die andere abgewickelt wird. Dazu werden die Fahrzeuge jeweils in eine Fahrtrichtung durchgelassen, während der Verkehr in die andere warten muss. Insgesamt wird dieser Richtungswechselbetrieb rund vier Monate dauern.
Während dieser Umbauzeit finden einerseits Routinearbeiten statt – bestehende Einrichtungen in den Tunnelröhren werden dann erneuert. Andererseits gibt es Neuerungen. Für den Betrieb als Teil der Küstenautobahn wird eine zweireihige Tunnelbeleuchtung eingebaut. Außerdem wird die Lüftung verbessert, indem Strahlventilatoren mit einer höheren Leistung eingebaut werden.
Höheres Verkehrsaufkommen erwartet
Auch die Sicherheitseinrichtungen werden aufgerüstet. So rücken nach Auskunft der Behörde die Kameras der Videoanlage zur Überwachung näher zusammen. Dazu werden die Notrufstationen so gestaltet, wie an Autobahnen üblich. In den Querschlägen, also den vier Durchgängen zwischen den beiden Tunnelröhren, werden ebenfalls Notrufstationen installiert.
Damit will man vorbereitet sein darauf, dass das Verkehrsaufkommen als Teil der Autobahn höher sein dürfte als auf der heutigen Bundesstraße. Rund 18 000 Fahrzeuge pro Tag rollen derzeit bereits durch den 1645 Meter langen Tunnel. Welche Folgen eine Tunnelbaustelle haben kann, das haben die Pendler noch aus dem Jahr 2017 in Erinnerung. Damals hatten die zuständigen Straßenbaubehörden den Tunnel wegen Sanierungsarbeiten gesperrt – erst die Nordröhre, dann die Südröhre. Für drei Millionen Euro wurde der Tunnel auf Vordermann gebracht.
Das hatte aber Auswirkungen auf den Verkehr in der gesamten Region. So stauten sich die Autos vor den Fähren in Bremen-Nord, besonders vor der Verbindung zwischen Berne und Farge. Damals kamen von einem Tag auf den anderen nicht 900 Personen- und 100 Lastwagen, sondern rund 1400 und 200. Zwei Fähren waren im Dauereinsatz, um den Ansturm bewältigen zu können. Zwar organisierte die Fährgesellschaft Bremen-Stedingen damals, was sie aus dem Stand leisten konnte, vermochte aber Extremsituationen für die Autofahrer nicht aufzufangen. Eine Pendlerin meldete sich bei der Fährgesellschaft, nachdem sie dreieinhalb Stunden im Stau gestanden hatte – die Fähre aber immer noch nicht sehen konnte.
Der Wesertunnel bei Dedesdorf ist vor 15 Jahren in Betrieb genommen worden, offiziell vom damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe. Drei Tage vor dem feierlichen Termin hatte die Bevölkerung die Gelegenheit, einmal durch die Röhre zu wanden. Rund 18 000 Pendler nutzen den Tunnel heute täglich, damit hat sich die Zahl der Fahrzeuge gegenüber dem vorigen Fährverkehr verdreifacht.
Während der Tunnelbau damals bereits umstritten war, ist es das Neubauprojekt der Küstenautobahn weiterhin. Mit dem Bau soll nach ersten Aussagen in diesem Jahr noch begonnen werden. Die A 20 soll von der A 28 bei Westerstede durch den Wesertunnel, vorbei an Bremervörde und Stade unter der Elbe hindurch nach Schleswig-Holstein führen. Die Planer argumentieren vor allem mit der engeren Verknüpfung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie einem direkten Weg von der Ostsee in Richtung Benelux-Staaten. Wirtschaftsverbände und Unternehmer fordern den Autobahnbau, vor allem Umweltverbände üben Kritik. Gegen das Straßenbauprojekt sind zudem mehrere Klagen anhängig.