Ein Hausbesitzer hat in der Nacht zum Dienstag in Hannover einen mutmaßlichen Einbrecher erschossen. Der 18-Jährige starb kurz nach dem Schuss in den frühen Morgenstunden in einem Krankenhaus. Die Polizisten hatten den jungen Mann in der Nähe des Hauses gefunden. Er war lebensgefährlich verletzt und musste vor Ort reanimiert werden. Anschließend wurde er in einem Krankenhaus operiert.
Der 40-jährige Hausbesitzer hatte nach eigenen Angaben in der Nacht Geräusche auf seinem Grundstück gehört. Als er nachsehen wollte, traf er demnach drei Unbekannte an. Er gab an, bei einem dieser Männer eine Waffe gesehen zu haben. Deshalb sei er ins Haus zurückgekehrt und habe seine eigene Handfeuerwaffe geholt. Anschließend habe er einen einzelnen Schuss abgegeben. Der Schütze war zusammen mit seiner Lebensgefährtin und einem Kind in dem Haus. Die Unbekannten flüchteten zu Fuß in verschiedene Richtungen. Der 40-Jährige alarmierte daraufhin die Polizei.
Von den anderen beiden Einbrechern fehlte zunächst noch jede Spur. Die Polizei suchte sie mit einem Großaufgebot und einem Hubschrauber. Wie ein Sprecher erklärte, hatte der Hausbesitzer eine Genehmigung für den Besitz der Schusswaffe. Er wurde vorläufig festgenommen. Gegen ihn wird nun wegen des Verdachts auf Totschlag ermittelt.
Erinnerung an Fall in Sittensen
Der tödliche Schuss auf einen mutmaßlichen Einbrecher in Hannover weckt Erinnerungen an einen Fall, der sich Ende 2010 in Sittensen abspielte. Damals hatte ein 77-Jähriger einen 16-Jährigen nach einem Überfall auf sein Haus erschossen. Im Oktober 2014 war der Rentner wegen Totschlags in einem minder schweren Fall zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten Revision eingelegt.
Was genau war Ende 2010 passiert? Am 13. Dezember des Jahres überfiel eine fünfköpfige Bande den damals 77-Jährigen. Der Mann galt als wohlhabend, lebte allein in dem Anwesen und ging an Krücken - ein scheinbar leichtes Opfer. Die Täter drängten ihn ins Haus. Dort gelangte der Jäger an eine Pistole und erschoss einen flüchtenden 16-Jährigen. Gegen den Rentner wurden Ermittlungen wegen Totschlags aufgenommen, jedoch nach einigen Monaten eingestellt. "Er hat sein Eigentum verteidigt", lautete die Begründung der Staatsanwaltschaft.
Nach einer Beschwerde der Familie des Jugendlichen wurde die Staatsanwaltschaft erneut aktiv. Am Ende kam es zu einer Anklage, die aber erst nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts einen Prozess zur Folge hatte.
Es gibt weitere solcher Fälle in Deutschland
Im Dezember 2014 erschoss ein Juwelier in Moers bei Duisburg nach einem Überfall auf sein Geschäft einen der Räuber, einen 37-Jährigen. Im April 1996 hatte ein 65-Jähriger, Inhaber eine Lotto-Annahmestelle, in Spellen (Nordrhein-Westfalen) einen 18-jährigen Einbrecher erschossen. Er hatte nachts Geräusche im Haus gehört und war mit einem alten Wehrmachtskarabiner bewaffnet hinunter in den Laden gegangen. (dpa)