Nienburg. Von einer „schwierigen Gratwanderung“ sprach Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). „Jede Landtagssitzung ist dagegen ein Kinderspiel“, witzelte der Ressortchef am Donnerstag im Polizeimuseum Nienburg. Dort verabschiedete Pistorius den CDU-Parlamentsabgeordneten und Hauptkommissar Johann-Heinrich (Jan) Ahlers aus dem Polizeidienst. „Bist du zu nett, kriegst du Ärger mit den eigenen Genossen. Bist du zu unfreundlich, kriegst du nächste Woche eine Landtagsanfrage der CDU auf den Tisch.“
Der Minister wählte für den Vorsitzenden des Landtags-Innenausschusses selbstverständlich die erste Variante, gilt doch sein Verhältnis zu Ahlers – im Gegensatz zu etlichen anderen Oppositions-Abgeordneten – als entspannt, pragmatisch und durchaus von Sympathie geprägt. „Wir tauschen so manche Dönekes aus“, plauderte Pistorius aus dem Nähkästchen. „Politik ist ein verdammt schweres Geschäft und ohne Humor kaum zu ertragen.“ Ahlers, der am Sonntag die für Polizisten übliche Pensionsgrenze von 62 Jahren erreicht, lobte im Gegenzug die gute, unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem SPD-Minister. Diese zeige sich insbesondere in Stress-Situationen wie bei der Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover nach einer Terrorwarnung.
Im Mittelpunkt der kleinen Feierstunde stand freilich Ahlers‘ aktive Polizistenlaufbahn, die er 1973 bei der Bereitschaftspolizei Bremen startete und später als Gruppenführer beim Sondereinsatzkommando (SEK) der Hansestadt fortsetzte, bevor er 1988 zur Polizeiinspektion Nienburg wechselte. Im Beisein seiner früheren Bremer Kollegen Lutz Ehlers, Rolf Hentze, Peter Anders und Thomas Striethörster erinnerte Ahlers an besondere Einsätze wie etwa bei der WM-Niederlage gegen die DDR 1974 oder beim Staatsbesuch von Queen Elisabeth 1978 in Bremen.
2003 zog der leidenschaftliche Jäger und Pferdezüchter für die CDU im Wahlkreis Nienburg-Nord ins Leineschloss von Hannover ein. Doch damit soll in einem Jahr ebenfalls Schluss sein. Er werde bei Landtagswahl im Januar 2018 nicht mehr kandidieren.