Angela Merkel wohnt in der Podbielskistraße in Hannover. Neugierig schaut sie vom Arm ihrer Mutter in die Runde. Angela Merkel Adé – so ihr vollständiger Name – lebt seit ihrer Geburt am 2. Februar zusammen mit rund 730 anderen Flüchtlingen in Hannovers ehemaligem Oststadtkrankenhaus. Rosa Ringelsöckchen, goldener Ohrstecker: Mit der Kanzlerin hat diese Angela Merkel nicht mal die Hautfarbe gemein. Ihre Mutter Ophelya stammt aus einem kleinen Ort unweit der ghanaischen Hauptstadt Accra.
Aus Dankbarkeit gegenüber der deutschen Bundeskanzlerin hat die afrikanische Asylbewerberin ihrem Kind den Vornamen Angela Merkel gegeben. „Sie ist eine sehr gute Frau, mir gefällt sie“, sagt die 26-jährige Ophelya Adé zur Namenswahl für ihre Tochter. Beim Standesamt habe es zwar Stirnrunzeln, aber keine Einwände gegeben, erzählt sie.
Ihr Baby ist auch ein Symbol der Hoffnung auf dem Weg aus dem Elend. Über den Vater des Kindes gab es für Angela Merkel die erhoffte deutsche Staatsbürgerschaft, wie der Heimleiter sagt. Die sichert auch der Mutter das Aufenthaltsrecht in Deutschland. Ein Großteil der Asylbewerber aus Ghana ist weiblich, so eine Mitarbeiterin der Stadt. Viele von ihnen sind schwanger und wollen ihr Kind in der Europäischen Union zur Welt bringen. Ist dann auch noch die Vaterschaft geklärt, ist das Aufenthaltsrecht der jungen Afrikanerinnen an das ihrer Kinder gekoppelt.
Ophelya Adés neues Zuhause liegt in Hannovers Oststadt. Das im Vorjahr stillgelegte Krankenhaus soll einem Wohngebiet Platz machen. Doch vor 2018, so Bezirksbürgermeister Henning Hoffmann, dürfte das nun als Flüchtlingsheim genutzte Gebäude kaum abgerissen werden. 720 Flüchtlinge aus 33 Nationen sind dort untergebracht: aus Syrien, dem Irak, dem Sudan oder Afghanistan. Einige sind traumatisiert und haben alles verloren, sie sind dringend auf Hilfe angewiesen.
Angela Merkel wohnt im C-Trakt. Mit großen Augen schaut sie in die ihr fremde Welt, während ihre sechsjährige Schwester Josephine im Kindergarten schon spielend Deutsch lernt. Krakelig kann die Kleine sogar schon ihren Namen schreiben. „Deutschland finde ich gut“, sagt sie leise, bevor sie eine Memory-Karte umlegt.