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Vereinsgründung in Delmenhorst Für den Schutz von Meeresbewohnern

Tom Strerath und Gerd Renker greifen dann ein, wenn Natur und Tieren geschadet wird. Warum in Delmenhorst der deutsche Zweig der „Captain Paul Watson Foundation“ gegründet wird.
17.11.2023, 18:03 Uhr
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Für den Schutz von Meeresbewohnern
Von Desiree Bertram

Sich für den Naturschutz einzusetzen, ist für den Delmenhorster Tom Strerath und den Ganderkeseer Gerd Renker eine Herzensangelegenheit. Sie greifen dann ein, wenn Natur und Tieren geschadet wird – und das durchaus radikal. Beide Aktivisten haben sich in den vergangenen Jahren schon bei verschiedensten Einsätzen beteiligt. Nun engagieren sie sich für die die internationale Stiftung „Captain Paul Watson Foundation“ und gründen derzeit den deutschen Zweig der Organisation mit Sitz in Delmenhorst.

Renker, der als Steuerberater arbeitet, macht sich bereits seit Jahrzehnten im internationalen Naturschutz stark: "Ich gehörte dem ersten Vorstand von Greenpeace Deutschland an." So kettete er sich etwa zusammen mit anderen Umweltaktivisten an den Tanker Kronos des Konzerns Kronos Titan. Dieser Titandioxid-Hersteller entsorgte Giftstoffe in der Nordsee. Auch für die Schließung des damaligen Boehringer-Werkes in Hamburg setzte sich Renker ein: "Man kann sich uns Aktivisten wie David gegen Goliat vorstellen." 1982 gründete Renker den Aktionsverein "Robin Wood", mit dem Willen, kranke, deutsche Wälder zu retten. Und auch in Delmenhorst machte er seinem Aktivismus alle Ehre – zwar nicht im direkten Bezug zur Umwelt, allerdings verhinderte Renker 2006 den Hotelverkauf an einen Neonazi. Dafür rief Renker eine Initiative ins Leben, mit der er fast eine Million Euro sammelte. Das Geld übergab der Aktivist der Stadt, die dadurch das Hotel kaufen konnte.

Von Paul Watson beeindruckt

Ein internationaler Aktivist, der Renker schon immer angesprochen hatte, ist Paul Watson: "Mich beeindruckt seine Art, wie er gegen Unrecht vorgeht." Watson, einer der frühen Greenpeace-Aktivsten, hatte bereits wenige Jahre nach der Gründung der Umweltschutzorganisation diese wieder verlassen, weil der eingeschlagene Weg in seinen Augen zu wenig zielführend sei. Im Jahr 1977 hatte Watson die Organisation "Sea Shepherd" gegründet, die mit kräftigem Einsatz für den Erhalt der Meeresökologie eintritt. Erst im vergangenen Jahr hatte Watson die nach ihm benannte Stiftung gebildet, um einen radikaleren Weg im Naturschutz einschlagen zu können. Die Organisation setzt sich insbesondere gegen Wilderei und Walfang ein. Somit stand für Renker fest, sich bei der Gründung des deutschen Zweigs der „Captain Paul Watson Foundation“ zu beteiligen. Ziel sei es, die Organisation in Deutschland aufbauen, sodass diese wächst und bekannter wird. Auch gehe es darum, Spenden zu generieren, um die drei Aktionsschiffe der Stiftung zu unterhalten.

"Der Verein ist gerade in Gründung und es sind schon 14 Menschen aktiv", sagt Tom Strerath. Der 39-Jährige möchte einerseits über das Wirken des Gründers Paul Watson informieren, anderseits soll der Fokus von möglichen Aktionen auf dem Naturschutz in Deutschland gelegt werden. "Wir wollen an unseren Küsten der Nord- und Ostsee aktiv sein und uns für die Einhaltung der Naturschutzgesetze starkmachen", so Strerath. Gerade die jüngere Generation wollen die Aktivisten aus Delmenhorst bezüglich Umweltschutz sensibilisieren – etwa in Form von Schulprojekten oder Aufräumaktionen.

Sein Interesse für den Umweltschutz entwickelte Strerath im Jahr 2011. Er trat damals "Sea Shepherd" bei, um die Tötung zahlreicher Meeresbewohner zu verhindern. Bei der ersten größeren Aktion, die er mitinitiierte, galt es eine in der Bremer Überseestadt siedelnde Sturmmöwenkolonie zu schützen. Denn eines Nachts seien alle Eier der Vögel gestohlen worden. Darüber, wer dahintersteckte und wieso die Eier verschwunden waren, sei seinerzeit wild spekuliert worden, so Strerath: "Fakt ist, dass damit gegen das Naturschutzgesetz verstoßen wurde." Damit ein derartiger Vorfall in der folgenden Saison nicht wieder passieren konnte, startete Strerath eine Kampagne. Samt Mitstreitern positionierte er sich in dem Gebiet, als die Möwen ihren Nestbau begonnen hatten: "Ich nahm mir sechs Wochen Urlaub und habe die gesamte Zeit Wache gehalten."

Vom dänischen Militär verhaftet

Direkt am Ort des Geschehens einzugreifen und etwas bewirken zu können, trieb Strerath an. Er wollte sich noch mehr einbringen. Die Gelegenheit dazu ergab sich bereits wenig später bei einem Einsatz bei den Färöer-Inseln. Für zwei Monate begleitete Strerath zahlreiche Aktivisten, die aus verschiedensten Ländern zusammenkamen, um Pilotwale zu schützen: "Wir sind mit einem großen Hauptschiff und vielen kleinen Schlauchboote Patrouille um die Inseln gefahren." Das Ziel war, sobald eine Gruppe der Wale gesichtet wird, diese durch Lärm und Lichter von den Fjorden wegzulocken – um sie zu schützen. Wenn die Gruppierungen der rund 100 bis 200 Tiere erst einmal in einen der Meeresarme geschwommen sind, gibt es kaum ein entkommen, erklärt er: "Die Färinger sehen das Walmorden als Tradition und es ist dort erlaubt." Strerath habe für ein Schlauchboot die Aufgabe des Navigators übernommen. Tatsächlich wurden an einem der Tage Tiere gesichtet. Gemeinsam gelang es den Aktivisten, die Pilotwale von den Färöer-Inseln wegzulocken. "Dafür wurde ich vom dänischen Militär verhaftet und unter Arrest gestellt", erzählt der freigestellte Betriebsrat eines großen Bremer Logistikunternehmens. Mittlerweile hat der Hafenarbeiter aus persönlichen Gründen dem Verein "Sea Shepherd" den Rücken gekehrt.

Zur Sache

Schiff legt in Bremen an

Ein Schiff der insgesamt drei Einsatzschiffe der „Captain Paul Watson Foundation“ wird an diesem Wochenende, 18. und 19. November, in Bremen der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben geführten Schiffsbesichtigungen der „John Paul DeJoria“ können Interessierte mit der Schiffsbesatzung und deutschen Aktivisten diskutieren. Treffpunkt ist laut Ankündigung in Höhe der Otavistraße im Kohlenhafen Bremen.

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