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Stadt an der Müritz ist jetzt offizielles Heilbad / Starke Konkurrenz im Osten Waren setzt auf Gesundheitsurlauber

Die Mecklenburgische Seenplatte lockt Urlauber mit viel urwüchsiger Natur. Jetzt hat sie ihr erstes Heilbad: Die Stadt Waren an der Müritz. Thermalsole aus der Tiefe soll im neuen Kurzentrum bei Haut- und Atemwegskrankheiten helfen.
25.06.2012, 05:00 Uhr
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Von Winfried Wagner

Die Mecklenburgische Seenplatte lockt Urlauber mit viel urwüchsiger Natur. Jetzt hat sie ihr erstes Heilbad: Die Stadt Waren an der Müritz. Thermalsole aus der Tiefe soll im neuen Kurzentrum bei Haut- und Atemwegskrankheiten helfen.

Waren. Schon der Dichter Theodor Fontane wusste um die Schönheit der Mecklenburgischen Seenplatte. "Waren muss in die Höhe gebracht werden und ich werde meinen mächtigen Arm der Sache leihen", schrieb der Brandenburger 1896. Nun wäre wohl auch Fontane, der mehrfach in Waren wohnte, stolz auf die Stadt am größten See in Deutschland, der Müritz. Waren trägt seit Kurzem als erster Ort an der Seenplatte die Anerkennung als "Staatliches Heilbad". Mit einem neuen Kurmittelzentrum, in dem eine jodhaltige Thermalsole medizinisch angewandt wird, und dem Heilbad-Titel wollen die Müritzstädter jetzt in der Tourismus-Champions-League spielen.

"Wir erreichen damit eine völlig neue Gästegruppe, die vor allem witterungsunabhängig kommt", freut sich Warens Wirtschaftsamtsleiter Gunter Lüdde (Grüne). Mit ständig steigenden Gästezahlen und zuletzt rund 611000 Übernachtungen im Jahr gehört das von Seen umgebende Waren zu den Tourismushochburgen Ost- und Norddeutschlands. Es werden hier mehr Gäste gezählt als in der Landeshauptstadt Schwerin. Für den Sprung vom Luftkurort zum Heilbad hat Waren 13 Jahre gebraucht. Wichtigster Punkt war zuletzt der Bau eines privat finanzierten Gesundheitshotels für rund 22,5 Millionen Euro durch die Kurzentrum Waren GmbH & Co KG.

In dem Vier-Sterne-Haus wird die Thermalsole, die nebenan von den Stadtwerken aus 1500 Metern Tiefe gefördert wird, zu Therapiezwecken verabreicht. Kurzentrumgäste können die konzentrierte Sole in Schwimmbecken, in Wannen, als Trinkwasser sowie in Vernebelungsräumen zum Atmen und bei Kosmetik und Massagen in Anspruch nehmen. "Das fördert unter anderem die Durchblutung", erklärt Kosmetikerin Christin Hammann, die bei Massagen auch Thermalsalz verwendet. "Warens Weg über den Titel Heilbad ist für den Gesundheitstourismus ganz Mecklenburg-Vorpommerns wichtig, denn die internationale Konkurrenz wird stärker", erklärt die Geschäftsführerin des Bäderverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Marianne Düsterhöft.

Schweden, Holland, Griechenland, Spanien und auch die baltischen Staaten wollten in diese Richtung. "Polen und Tschechien sind schon Konkurrenten", sagt Düsterhöft. Der Deutsche Heilbäderverband fordere deshalb einheitliche Qualitätsmaßstäbe in Europa, denn der Wettbewerb um ältere und gesundheitsbewusste Menschen dürfe nicht nur über den Preis gehen.

Damit hat der Direktor des Warener Kurzentrums, Bernd Schmidt, schon Erfahrung. "Die Leute suchen Gesundheitsurlaub", meint der 47 Jahre alte Chef von knapp 100 Beschäftigten. "Wir sind bis Oktober schon fast völlig ausgebucht." Die Gäste kommen vor allem aus Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Niedersachsen und Hamburg.

Damit dürften die Gästezahlen in der Stadt an der Müritz weiter steigen und Firmen Aufträge sichern, hofft Wirtschaftsamtsleiter Lüdde. Die günstige Lage am Nordufer der Müritz und die vielen Seen in der Umgebung beförderten die Entwicklung des Tourismus in Waren schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Berliner bauten sich Villen, kamen per Schiff oder Bahn an die Müritz, die zur "Badewanne der Berliner" wurde. Nach einem Einbruch im Zweiten Weltkrieg kamen in der DDR-Zeit Tausende Urlauber an das "Kleine Meer" rund 100 Kilometer nördlich von Berlin. Da es an Hotels fehlte, zelteten viele Familien, in Klink entstand das erste Nobelhotel des staatlichen Gewerkschaftsbundes FDGB. Neben der Müritz locken Feisneck-, Herren-, Tiefwaren- und Kölpinsee.

Nach dem Ende der DDR flossen Millionen in die Altstadt, wie Pilze schossen Pensionen und Hotels aus dem Boden. Am Ostufer der Müritz wurde der "Müritz-Nationalpark" gegründet, Radfahrer nutzen die Strecke Berlin-Kopenhagen durch Waren. Besucher schätzen vor allem am Stadthafen ein Flair wie am Mittelmeer mit zahlreichen Restaurants, Musik und immer größeren Yachten.

Mit einem großen Fleischverarbeiter, einer Backfirma, Nudelfabrik, Fischern und Fischverarbeitern sowie einer großen Gießerei und Maschinenbauern verfügt die Stadt über vergleichsweise viele Betriebe. Der offizielle Stadtname von Waren (Müritz) soll sich mit dem Titel Heilbad zunächst nicht ändern.

Waren setzt auf Gesundheitsurlauber

Stadt an der Müritz ist jetzt offizielles Heilbad / Starke Konkurrenz im Osten

Zitat:

"Polen und Tschechien

sind schon

Konkurrenten."

Marianne Düsterhöft, Bäderverband

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