Als Nigel Farage während des Verzehrs eines dürftigen Reis-Aal-Gerichts nebenbei die „europäische Gier“ für die Überfischung der Meere verantwortlich machte, unterbrach ihn der französische Hotelmanager und Dschungel-Kollege Fred Sirieix mitten im Satz. „Du bist so fixiert auf dieses Thema“, zischte er den Rechtspopulisten Farage in der am vergangenen Sonntag ausgestrahlten Folge an. Es ist nicht das erste Mal, dass neben fragwürdigen Speisen auch politische Themen im australischen Dschungel auf den Tisch kamen. Seit Beginn der aktuellen Staffel der britischen Variante von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!” sorgt der ehemalige Ukip-Chef für Kontroversen.
Nigel Farage, neben Boris Johnson einst einer der lautstärksten Verfechter des EU-Austritts, stellt sich aktuell einer neuen Herausforderung. Seit Mitte November ist der Ex-Europaparlamentarier und ehemalige Chef der EU-skeptischen Ukip-Partei im Dschungelcamp zu sehen. Der „Mr Brexit“, löste mit seinen Äußerungen teils hitzige Diskussionen im australischen Camp aus. Es ging um die Folgen des Austritts aus der EU, um Einwanderungszahlen - und um das marode nationale Gesundheitssystem NHS.

In roter Weste, roten Shorts und auf roten Socken im grünen Dschungel: Nigel Farage.
Dass Farage, der in den vergangenen Jahren vor allem als Moderator beim rechtskonservativen Radiosender „GB News“ in Erscheinung getreten war, ins Camp einzieht, war schon im Vorfeld umstritten. Während unter anderem proeuropäische Aktivisten dazu aufriefen, die Show komplett zu boykottieren, unterstützten ihn seine noch immer zahlreichen Fans von Anfang an. Entsprechend unterschiedlich wird nun auch sein Auftritt bewertet. Als der 59-Jährige vergangene Woche, umgeben von Schlangen und anderem Getier, unter Wasser Schlösser knacken sollte, gab er frühzeitig auf. Während er von einigen Zuschauern in den Sozialen Medien verspottet wurde, betonten andere, er habe sein Bestes gegeben.
Mehr als ein Drittel gönnt ihm den Titel
Einer Umfrage der Boulevardzeitung „Daily Mirror" zufolge würden immerhin mehr als ein Drittel der Befragten Farage den Titel gönnen. Britische Buchmacher geben jedoch den ehemaligen Profi-Boxer Tony Bellew als Favoriten an. Bei aller Provokation: Der umstrittene Plan des Senders, mit dem Politiker die Einschaltquoten in die Höhe zu treiben, ging nicht auf. Schauten im Vorjahr noch mehr als neun Millionen Zuschauer die erste Folge der Dschungelshow, waren es diesmal nur rund 7,8 Millionen. Und seitdem ging es weiter bergab. Heftige Regenfälle drücken offensichtlich auf die Stimmung im Camp. Es herrschen schlechte Laune und Langeweile. Gleich zwei Kandidaten gaben vergangene Woche überraschend freiwillig auf, darunter Britney Spears Schwester Jamie Lynn Spears, die die Sendung aus „medizinischen Gründen“ verließ.
Überdies wurde für den Sender offenbar Farage selbst zum Problem, weil die anfängliche Aufregung schnell verpuffte. Er wähle seine Worte mit Bedacht, so britische Kommentatoren, und wirke dadurch „langweilig“. ITV müsse sich deshalb fragen, ob die 1,5 Millionen Pfund (umgerechnet mehr als 1,7 Millionen Euro), die der Gründer der Brexit-Partei angeblich für seinen Auftritt erhalten haben soll, gut investiertes Geld waren. Im vergangenen Jahr trieb der frühere konservative Gesundheitsminister Matt Hancock die Einschaltquoten für ein Honorar von umgerechnet mehr als 450.000 Euro in die Höhe, auch weil er sich im Dschungel deutlich offener äußerte.
Der Besuch hat sich schon gelohnt
Für den früheren Ukip-Chef jedenfalls hat sich der Besuch im Dschungel wohl schon jetzt gelohnt. Schließlich hat er zwar erfolgreich für den Brexit gekämpft, ist aber kein Abgeordneter mehr. Er sitzt nicht im Unterhaus, nicht im Europäischen Parlament, wo er 21 Jahre Abgeordneter war. Jetzt ist er wieder im Gespräch - mit oder ohne Krone und verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: „Ich wäre sehr überrascht, wenn ich im Jahr 2026 nicht Vorsitzender der Konservativen Partei wäre", hatte er im Oktober getönt.
Ob es Farage tatsächlich in die Tory-Partei zurückkehren will, aus der er bereits 1992 ausgetreten war, ist dabei alles andere als klar. Premierminister Rishi Sunak schloss eine Wiederaufnahme des umstrittenen Politikers dieser Tage jedoch nicht aus. Seine Partei sei schon immer offen für viele Meinungen und Ansichten gewesen, betonte der Regierungschef.