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One Ocean Summit Die internationale Gemeinschaft will die Weltmeere besser schützen

Beim One Ocean Summit im französischen Brest trafen sich Spitzenpolitiker, Wissenschaftler, Umweltschützer und Wirtschaftsvertreter. Insbesondere der Kampf gegen Plastik und Überfischung standen im Mittelpunkt.
11.02.2022, 18:33 Uhr
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Von Katrin Pribyl

Umweltschützer ziehen gerne den Vergleich: Es ist, als schütte man eine Müllwagenladung ins Meer – jede Minute. So viel Plastik gelangt derzeit weltweit in die Ozeane. Setzt sich der aktuelle Trend fort, gibt es dort im Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch, heißt es beim UN-Umweltprogramm Unep. Das Problem: Der Kunststoff zerfällt in immer kleinere Teile, manchmal braucht er Jahrhunderte, um sich vollständig aufzulösen. Doch Plastikverschmutzung oder auch die Auswirkungen des Klimawandels sind nur zwei Probleme auf der langen Liste von Gefahren für die Weltmeere. Um die Entwicklung zu stoppen, kamen in den vergangenen drei Tagen Umweltschützer, Wissenschaftler und Politiker im französischen Brest zum „One Ocean Summit“ zusammen.

Obwohl mehr als 70 Prozent des Planeten von den Weltmeeren bedeckt sind, bleiben deren Herausforderungen bei internationalen Gipfeltreffen oft Nebensache. Das soll sich ändern – und Europa will eine Vorreiterrolle einnehmen. Man sei „bereit zu führen“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Abschluss der Veranstaltung vor fast 20 Staats- und Regierungschefs. „Lasst uns aufhören, klein zu denken, denn unsere Mission ist so groß wie der Ozean.“ Die Worte klangen nach Ambition, nach Aufbruch, nach Aktion. Wird man tatsächlich die europäische und internationale Gemeinschaft „aufrütteln“, wie es sich Staatspräsident Emmanuel Macron im Vorfeld gewünscht hatte? 

Aktivisten fordern konkrete Maßnahmen

Ohne Maßnahmen, so prophezeien Wissenschaftler wie Umweltschützer, drohe eine Katastrophe. Sie begrüßten den Gipfel, weil über konkrete Schritte beraten wurde. Aber Zweifel gab es trotzdem. Zu oft, so die Kritik, sei auf große Versprechen von Seiten der Politik nicht viel gefolgt. Dementsprechend forderten Aktivisten, man müsse auch liefern, sonst wäre es eine weitere Übung im „Blue Washing“ für eine mangelnde Umweltpolitik. 

Von der Leyen kündigte drei neue Initiativen für mehr Zusammenarbeit zum Schutz und zur Wiederbelebung der Ozeane an. Im Fokus steht der Schutz der Hochsee, also von Gebieten, die weit entfernt von den Küsten und deshalb außerhalb nationaler Hoheitsgewalt liegen. Sie machen 95 Prozent der Weltmeere aus. Hier herrscht aufgrund von oft fehlenden Abkommen fast so etwas wie Anarchie, was dazu führt, dass die Gewässer überfischt werden und zu oft als Mülldeponie für Plastik fungieren. Die Mitgliedstaaten wollen sich gemeinsam mit Partnerländern wie den USA dafür einsetzen, dass noch in diesem Jahr ein Abkommen zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der Biodiversität auf hoher See geschlossen wird.

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Daneben verwies die deutsche Chefin der Brüsseler Behörde unter anderem auf ein Projekt, das es Forschern ermöglicht, die Weltmeere digital zu simulieren. Welche Szenarien sind möglich angesichts des Klimawandels? „Europa kann als maritime Kraft einen enormen Beitrag leisten.“ Aber nur gemeinsam könne man „unsere Ozeane wieder lebendig machen“. Auf französischer Seite bewertete man – wie erwartet – den Gipfel in der Bretagne als Erfolg. Es seien „wichtige Verpflichtungen“ eingegangen worden.

Die Hoffnung ist, dass die internationale Gemeinschaft weiterkommt beim Ziel, verbindliche Regeln einzuführen. In einem Rahmenabkommen könnte unter anderem die Verpflichtung festgeschrieben werden, 30 Prozent der Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen. In einer ersten Einschätzung am Freitagnachmittag hieß es von der Umweltorganisation Greenpeace, die Erklärungen deuteten in die richtige Richtung. „Aber jetzt ist es notwendig, weiter zu gehen.“ Man warte auf konkrete Maßnahmen.

„Wir können es nicht beim Reden belassen"

Zu handeln, das verlangte auch der Klimaschutzbeauftragte der US-Regierung, John Kerry. „Wir können es nicht beim Reden belassen.“ Die Weltmeere produzierten mehr als die Hälfte des gesamten Sauerstoffs. Es gebe „eine untrennbare Verbindung zwischen dem Klimaschutz und dem Schutz der Ozeane“, sagte der Amerikaner.

Das Treffen in Brest war das erste von mehreren Gipfeln in diesem Jahr, die sich im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft und mit Unterstützung der Vereinten Nationen mit dem Schutz der Meere befassen.

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