Er ist wieder da. Von den einen lange befürchtet, von anderen heiß ersehnt, ist Donald Trump ins Weiße Haus zurückgekehrt. Und kündigt mit dem für ihn typischen Bombast in seiner ersten Rede als 47. Präsident eine „aufregende neue Ära des nationalen Erfolgs“ an. Aufregend wird es bestimmt mit dem „America first“-Nationalisten, der schon im Vorfeld seiner Rückkehr die Puppen tanzen ließ.
Liebedienerisch warfen sich Wirtschaftsführer und Politiker aus aller Welt Trump auf einem endlosen Pilgerzug nach Mar-a-Lago vor die Füße. Alle wollten nun seine Freunde sein, freute sich zurecht der Narzisst, dem einstige Erzfeinde wie Bill Gates, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg ergeben den Ring küssten. Zur Belohnung durften sie bei der wegen des Winterwetters nach drinnen verlegten Amtseinführung auf einen der wenigen Plätze im Kapitol dabei sein. Ergeben klatschten sie Beifall bei den radikalsten Ankündigungen des neuen Präsidenten. Donald Trump befehligt einen Notstand und Truppen an die Südgrenze, kündigt Massendeportationen an, droht dem kleinen Panama mit der gewaltsamen Rücknahme des Kanals und beendet unter anderem die Klimapolitik Joe Bidens.
Trumps weniger betuchten Super-Fans in ihren roten Kappen mussten dagegen in der eisigen Kälte zurückbleiben. Sie mussten auf dem Fernseher verfolgen, wie die Mega-Globalisierer ihren Maga-Präsidenten feierten. Im Ton optimistischer, in der Sache so düster wie vor acht Jahren versprach Trump in seiner ersten Rede an die Nation, den von ihm beschworenen Niedergang Amerikas zu stoppen. Wie? Mit der weiteren Militarisierung der Außengrenzen, der Erschließung fossiler Brennstoffe sowie Handelszöllen gegen Freund und Feind.
Es wäre ein Fehler, auf die Beschwichtiger in Europa zu hören, die Entgegenkommen und Verständnis für den „America first“-Präsidenten predigen, der sich mit imperialer Kraftmeierei auf der Weltbühne zurückmeldet. Als ob jemand, der Außenpolitik als Nullsummenspiel betrachtet, sich etwas abhandeln ließe. Siege für Amerika bedeuten aus seiner Sicht immer Verluste für andere.
Auf eigene Interessen konzentrieren
Wenn Deutschland und die Europäer nicht verlieren wollen, müssen sie sich stärker denn je auf ihre eigenen Interessen konzentrieren. Allen voran bei der Sicherheit, die unter dem Nato-Skeptiker Trump ernsthaft auf dem Spiel steht. Das wird viel Geld kosten. Wie auch der bei der Amtseinführung zelebrierte Protektionismus eine Herausforderung darstellt. Die EU sollte ernsthaft abwägen, ob es in Zeiten sich abschottender Märkte in den USA ratsam ist, das China-Geschäft zu gefährden. Denn eines Tages werden Trumps Zölle auch die europäischen Unternehmen treffen. Zu glauben, es ließe sich mit dem neuen Präsidenten „ein Deal machen“, ist bestenfalls naiv.
Was Trump unter der in seiner ersten Rede an die Nation angekündigten „Revolution des gesunden Menschenverstands“ versteht, lässt sich an der Flut an Dekreten ablesen, die er am Tag eins seiner Präsidentschaft unterschrieb. Deren Inhalt lässt sich mit drei Wörtern beschreiben: ausgrenzen, abschieben, abreißen.
Der Tag der Amtseinführung dürfte als Einleitung einer Zeitenwende in die Geschichte eingehen, die liberale Demokratien auf einen Stresstest stellen wird – nicht nur in den USA, sondern überall in der westlichen Werte-Gemeinschaft. Denn Trump hat mehr mit Autokraten wie Wladimir Putin gemein als mit demokratisch gewählten Führern. Dass er wieder da ist, schafft eine wenig komfortable Realität, der man sich jetzt stellen muss. Mutig, klug und selbstbewusst.