Überraschend ist nicht das Verhalten der neuen US-Regierung, sondern die Naivität, mit der die Politiker hierzulande Donald Trumps Ankündigungen nicht ernst genommen haben. Dabei hat der „America-First“-Präsident alles mehrfach angekündigt. Trump gibt seine Bereitschaft zu erkennen, umzusetzen, was der Herr im Kreml schon immer gewünscht hat. Niemand darf sich wundern, wenn er Europa dafür im Stich lässt. Der US-Präsident begegnet liberalen Demokratien wie Deutschland mit der gleichen Verachtung wie Liberalen in den USA.
Die Empörung darüber mag verständlich sein. Aber sie hilft nicht. Die EU muss entscheiden, wie sie darauf reagiert. Das hat der französische Präsident Emmanuel Macron verstanden, als er zum Krisengipfel einlud. Die Europäer müssen im Eiltempo ihren eigenen Atomschirm im Rahmen der Nato aufspannen. Eines sollte spätestens seit München klar sein: Mit Floskeln ist es nicht mehr getan. Die Zeit des Handelns ist gekommen.