Aufgeben liegt nicht in der Natur des in Asturien im Nordwesten Spaniens zur Welt gekommenen Starkochs. Als er nach seiner kulinarischen Ausbildung in Barcelona mit 21 Jahren in New York ankam, hatte er einen Plan. Andrés wollte seine Vision spanischer Küche in den USA populär machen. Das gelang ihm erst als Koch in dem Ableger des „Eldorado Petit“ in Manhattan, dann als Chef des Tapas-Restaurants „Jaleo“ in Washington und schließlich als Eigentümer und Partner von mehr als 30 Restaurants in den USA.
Mit derselben Energie, die den kometenhaften Aufstieg des Zweisterne-Michelin-Chefs und seiner Think-Food-Group antrieb, baute Andrés sein 2010 gegründetes Hilfswerk „World Central Kitchen“ auf. Auslöser war der Freiwilligeneinsatz nach einem Erdbeben in Haiti, bei dem mehr als 300.000 Menschen ums Leben gekommen waren.
Dem Mitternacht-Talker Jimmy Kimmel erzählte Andrés, wie diese Erfahrung ihn geprägt hatte. Köche hätten die einzigartige Fähigkeit, „viele mit Essen zu versorgen, nicht nur ein paar wenige“. Es gehe darum, in den düstersten Stunden “immer an der Seite der Menschen sein, weil wir die Kraft haben, unser Leben gegenseitig besser zu machen.“
Aus dieser Motivation heraus engagierte sich „World Central Kitchen“ von der Hilfe für Obdachlose in Washington über Hurrikan-Opfer in Puerto Rico bis zu den Einwohnern der von Russland überfallenen Regionen im Osten der Ukraine. Das Hilfswerk erhielt 2021 eine Großspende von Amazon-Gründer Jeff Bezos und wuchs zu einem Wohlfahrt-Imperium mit 94 Mitarbeitern und einem Haushalt von einer halben Milliarde Dollar an.
Hilfe für den Gazastreifen
Während die USA ankündigten, binnen 60 Tagen eine provisorische Landungsbrücke für Versorgungsschiffe vom Mittelmeer für die Not leidende Zivilbevölkerung von Gaza zu bauen, schritt Andrés unmittelbar zur Tat. In Abstimmung mit allen Parteien schütteten Mitarbeiter der „World Central Kitchen“ im Norden Gazas aus dem Schutt ausgebombter Häuser einen Landungssteg auf. Der Seeweg von Zypern an die Küste der Enklave bot sich als Alternative an, die mühsamen Kontrollen und Schikanen über den Landweg zu vermeiden.
Das erste Schiff mit 200 Tonnen an Reis, Mehl, Linsen sowie Konserven an Thunfisch, Geflügel und Rindfleisch traf Mitte März ein. Die sieben „World Central Kirchen“-Mitarbeiter, die bei dem israelischen Militärschlag ums Leben kamen, waren an der Entladung und Verteilung der auf dem Seeweg eingetroffenen Lebensmittel beteiligt.
Andrés erklärte, der Tod der Helfer habe ihm das Herz gebrochen. „Das sind menschliche Engel“, schrieb er auf X. „Sie sind nicht gesichtslos, sie sind nicht ohne Namen“. Israel müsse aufhören, “humanitäre Hilfe zu behindern, Zivilisten und Helfer zu töten und Lebensmittel als Waffe zu benutzen.“ US-Präsident Joe Biden und der spanische Ministerpräsident Jose Sánchez sprachen dem für den Nobelpreis nominierten Restaurateur demonstrativ ihre Anteilnahme aus.
Obwohl Andrés den Einsatz von „World Central Kitchen“ in Gaza suspendierte, glauben nur wenige, dass er ihn ganz stoppen wird. „Frieden beginnt mit unserer geteilten Menschlichkeit“, signalisierte Andrés Entschlossenheit, nach einer Trauerphase für die Toten weiterzumachen. „Das muss jetzt anfangen“. Wie gesagt, aufzugeben liegt nicht in seiner Natur.