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Luftangriffe gegen die Huthis Trump kommt al-Sisi zur Hilfe

Warum die USA seit Mitte März mehr als 300 Luftangriffe gegen die Huthis im Jemen geflogen sind.
03.05.2025, 15:15 Uhr
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Trump kommt al-Sisi zur Hilfe
Von Birgit Svensson

Fast flehentlich wandte sich Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi an die Weltöffentlichkeit, doch wieder ihre Schiffe durch den Suezkanal zu schicken. Sein Land verlöre 800 Millionen US-Dollar an Einnahmen, seitdem die Huthis am unteren Ende des Roten Meeres Schiffe attackierten, die durch die bedeutende Wasserstraße fahren wollen, die das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet und so den Transport verkürzt. Der Bau des zweiten Suezkanals, wie al-Sisi die erweiterte Trasse bezeichnet und die 2015 eingeweiht wurde, sollte ein Geschenk Ägyptens an die Welt sein. Doch die Welt lässt ihre Frachter derzeit lieber um Südafrika herumfahren, als sie den Huthis auszusetzen.

Ägyptens Devisenbringer Nummer eins ist seit dem Beginn des Gazakrieges im Oktober 2023 praktisch lahmgelegt. Die Rebellenmiliz im Jemen attackiert aus Solidarität mit den Palästinensern alles, was irgendwie mit Israel zu tun hat. Nur noch Schiffe unter chinesischer und russischer Flagge passieren derzeit den Kanal zwischen Suez und Port Said. Für die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Nillandes ist dies eine Katastrophe.

Zweiter Flugzeugträger eingetroffen

Als der Waffenstillstand im Gazastreifen Mitte Januar in Kraft trat, legten auch die Huthis eine Pause mit ihren Angriffen ein. Doch seit Mitte März, seitdem Israel im Gazastreifen mit noch größerer Härte gegen die Hamas und auch Zivilisten vorgeht, schicken die Huthis wieder Drohnen, Raketen und Bomben. US-Präsident Donald Trump kommt jetzt seinem Lieblingsdiktator, wie er al-Sisi in seiner ersten Amtszeit nannte, zu Hilfe. Mehr als 300 Luftangriffe gegen die Huthis sind seit Mitte März auf Ziele im Jemen geflogen worden, etwa 40 wöchentlich. Ein zweiter US-Flugzeugträger ist inzwischen im Arabischen Meer eingetroffen, mit kompletter Kriegsausrüstung. Zur Einordnung sollte erwähnt werden, dass dieses militärische Aufgebot nahezu ein Drittel dessen darstellt, was die Vereinigten Staaten 2003 bei ihrer Invasion in den Irak aufgefahren haben, damals das größte weltweit.

Im katarischen Nachrichtensender Al Jazeera sagte der Sprecher des Zentralkommandos der US-Streitkräfte, Dave Eastburn, Ende April, man habe bislang mehr als 800 Huthi-Ziele getroffen, einschließlich Kommandozentralen, Luftabwehrsystemen und Waffenfabriken. Das habe das Arsenal der Miliz erheblich geschwächt. Er verzeichne 87 Prozent weniger ballistischen Raketenbeschuss seitens der Huthis und 65 Prozent weniger Drohnenattacken seit dem Beginn des US-Lufteinsatzes. Er sagte aber auch, dass es den Rebellen weiterhin gelänge, Drohnen, Raketen und Mittelstreckenraketen entweder auf die US-Streitkräfte abzufeuern, auf Schiffe im Roten Meer oder auch auf Israel direkt – über 2000 Kilometer Luftlinie weg. Er sagte nicht, dass bereits 250 Menschen getötet wurden. Die „kleine Gruppe aus den Bergen“, wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres die vom Iran unterstützte islamistische Miliz im Jemen einmal nannte, bekommt also das, was sie schon immer wollte: den großen Krieg mit Amerika.

Es ist allerdings fraglich, ob die Amerikaner tatsächlich die Störmanöver der Huthis eindämmen und damit Trumps Lieblingsdiktator al-Sisi wieder Deviseneinnahmen verschaffen können. Die Israelis haben inzwischen aufgegeben, nachdem sie jeden Angriff der Jemeniten vergelten wollten. Doch fehlende nachrichtendienstliche Informationen machten gezielte Angriffe unmöglich, eine wahlloses Bombardement wäre die einzige Alternative. Israel zog sich zurück. Der Jemen sei vor dem Gazakrieg nie als Bedrohung Israels verstanden worden, sagt ein Insider. Deshalb sei man jetzt ziemlich hilflos.

Inzwischen hat Donald Trump die von seinem Vorgänger eingefrorenen Gelder für Ägypten wieder freigegeben. Seit dem Friedensvertrag mit Israel im Jahr 1979 erhält die Militärregierung in Kairo jährlich 1,3 Milliarden US-Dollar, für deren Verwendung sie keine Rechenschaft ablegen muss. Wegen der schwierigen Menschenrechtslage hatte Trumps Vorgänger Joe Biden dieses Geld auf Eis gelegt.

Minimaler Zolltarif

Für Trump indes spielen Menschenrechte keine Rolle, auch wenn Ägypten nach dem Sturz des Assad-Regimes in Damaskus nun die weltweit größte Anzahl von politischen Gefangenen aufweist. Und noch ein Vorteil, was die Herren am Nil jubeln lässt. Trumps Zolltarife fielen für Ägypten minimal aus, der niedrigste Satz überhaupt – zehn Prozent. Lediglich in einem einzigen Punkt kommen Trump und Sisi derzeit nicht zusammen – noch nicht. Der republikanische US-Präsident lehnt den Zukunftsplan Ägyptens für den Gazastreifen ab und hält an seiner eigenen Vision der „Riviera des Nahen Ostens“ ohne Palästinenser fest. Al-Sisi indes möchte den Gazastreifen mit Präsenz der Palästinenser wiederaufbauen. „Er wird nachgeben“, da ist sich Trump sicher.

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