Patricia Schlesinger hat den bitteren Ernst der Lage erkannt, wenngleich ziemlich spät. Am Donnerstag legte sie den ARD-Vorsitz nieder, sie brauchte drei weitere Tage, um zu erkennen, dass sie als Intendantin des RBB nicht mehr zu halten ist. Hätte sie früher Konsequenzen gezogen, hätte sie ihren Sender, die ARD und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt etwas weniger beschädigt – sofern das überhaupt noch möglich war.
Selbst wenn sich ein Teil des Verdachts der Verschwendung, Vorteilsnahme und Vetternwirtschaft als aufgeblasen erweisen, selbst wenn sich Patricia Schlesinger in einer Grauzone bewegt haben sollte – was sich über ihren Dienstwagen samt Chauffeur und Essenseinladungen verbreitet hat, bestätigt nicht nur die schärfsten Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Es muss auch bei den treusten Hörern, Sehern und braven Gebührenzahlern allergrößtes Misstrauen wecken.
Sofern man seine (Zwangs-)Kunden ernst nimmt, kann es darauf nur eine Antwort geben: eine Reform, die ihren Namen verdient, angestoßen von ARD und ZDF selbst, nicht etwa von außen. Auf Druck durch die Politik sollte man besser nicht setzen, und das ist Teil des Problems.