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Politiker-Bücher Verderbliche Ware

Bücher von Politikern füllen regelmäßig die Auslagen der Buchhändler. Lange in Erinnerung bleiben sie selten. Und das ist auch gut so, meint Hans-Ulrich Brandt.
14.08.2021, 16:57 Uhr
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Verderbliche Ware
Von Hans-Ulrich Brandt

Wenn leidenschaftlich über Bücher diskutiert wird, ist das ein gutes Zeichen, ein Zeichen für Kultur. Wo debattiert wird, statt nur geschimpft und gepöbelt, da entsteht etwas Konstruktives, Bereicherndes. Literatur ist Balsam für die Gesellschaft, der Diskurs darüber ist es auch. Leider aber heißen die Autoren, um die es hier geht, nicht Daniel Kehlmann, Herta Müller oder Judith Hermann, sondern Annalena Baerbock, Armin Laschet oder Sahra Wagenknecht.

Keine Frage, alles kluge Köpfe, aber warum liegen ausgerechnet so viele Bücher von Politikern in den Auslagen der Buchhändler? Was treibt diese so viel beschäftigte Spezies dazu, ein Buch zu schreiben? Es ist der Zwang, präsent zu sein, im Gespräch zu bleiben, eine steile These zu den Problemen dieser Welt beizusteuern.

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Das gelingt selten. Gut, Sahra Wagenknecht hat mit ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ einigen Talkshow-Runden Futter gegeben. Ihr provokantes Gegenprogramm zu einem Linksliberalismus wurde medial mal zerrissen, mal gefeiert. Immerhin liegt sie damit auf Platz vier der Sachbuch-Bestsellerliste – hinter Hape Kerkelings „Pfoten vom Tisch!“, Peter Wohllebens "Der lange Atem der Bäume" und Eckart von Hirschhausens „Mensch, Erde!“.

Annalena Baerbock ist inzwischen rausgerutscht aus den Top 20. Schlagzeilen hat die Kanzlerkandidatin der Grünen mit ihrem Buch „Jetzt – Wie wir unser Land erneuern“ gemacht, allerdings nicht die von ihr erhofften. Die  unrühmliche Plagiatsdebatte sorgte zwar vorübergehend für steigende Verkaufszahlen, absteigend entwickelte sich jedoch ihr Ansehen.

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Kurios, dass sich auch Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der Union, vorwerfen lassen muss, passagenweise abgeschrieben zu haben. Dabei ist sein Buch „Die Aufsteigerrepublik“ bereits 2009 erschienen.

Wer aber liest all diese unter Zeitdruck und meist von Ghostwritern verfassten politischen Sachbücher wirklich? Wer es nicht unbedingt muss, lässt es. Ein Verlust ist das nicht. Oder kann sich noch jemand an „Reifeprüfung“ von Gerhard Schröder oder „Weil die Welt sich ändert“ von Edmund Stoiber erinnern? Der eine war mal Kanzler, der andere wurde es knapp nicht. Das ist es, was hängen bleibt.

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